Werden die Tage kürzer und die Nächte länger, rückt auch der Feiertag zum Gedenken an den Heiligen Martin näher. Damit verbunden sind auch die traditionellen „Ganslessen“ in den Wirtshäusern, die meist schon mehrere Wochen vor dem 11. November starten. In Österreich werden jährlich rund 1.200 t Gänse verspeist. Das entspricht einem Verbrauch von 0,13 kg pro Kopf. Allerdings stammt nur ein Viertel der Gänse von heimischen Betrieben. Ähnlich sieht die Lage auch in Deutschland aus. Rund 2.300 t Gänse wurden im vergangenen Jahr bundesweit geschlachtet. Der Rest wird aus Ungarn, Bulgarien, Frankreich oder Belgien importiert. Die Haltungsbedingungen sind zwar EU-weit geregelt, sind allerdings kaum mit österreichischen oder deutschen Standards vergleichbar – die Stopfmast ist noch erlaubt. Der Preis der Importware ist im Vergleich zum Inlandsprodukt oft um ein Vielfaches niedriger. Dennoch setzten immer mehr kleinstrukturierte Betriebe auf das Federvieh. Wir haben Familie Posch in der Oststeiermark besucht und nachgefragt, auf was es bei der Haltung ankommt.
LANDWIRT: Welche Ansprüche stellt die Gans an die Haltung und welche Standards müssen eingehalten werden?
Andreas POSCH: Die Gans ist ein Wassergeflügel und daher an die Haltung im Freien von Natur aus bestens angepasst. Jungtiere bis zu einem Alter von vier Wochen reagieren allerdings sensibel auf Umwelteinflüsse und Stress. Gesetzlich vorgeschrieben ist laut Bio-Richtlinien in Österreich ein Mindestauslauf von 15 m² pro Tier bei einer maximalen Besatzdichte von 15 kg Gans pro m² Stallfläche. Wir sparen uns aber zum Teil den Stall und setzen ab einem Alter von vier bis sechs Wochen ganz auf die Weidehaltung.
Woher stammen bei Ihnen die Küken, in welchem Alter werden diese eingestallt und wie muss ein Aufzuchtstall aussehen?
In Österreich gibt es nur mehr eine Hand voll Brütereien, von denen man Jungtiere beziehen kann. Zwischen Mitte und Ende Mai werden bei uns die Küken im Alter von einem Tag eingestallt. Pro Gössel (Junggans) zahlen wir inklusive 13 % Umsatzsteuer rund 8 Euro. Wichtig ist, dass der Stall beheizt ist und eine Temperatur von
35 °C nicht unterschreitet. Eine Fußbodenheizung ist aber nicht nötig. Wir haben alte Röhrenheizkörper wiederverwertet und verbaut, da sie sich leicht reinigen lassen. Außerdem konnten wir so Geld sparen. Als Einstreu verwenden wir kurz geschnittenes Stroh. Für die Fütterung bedienen wir uns derselben Futterspender wie in der Hühnerhaltung. Als Tränken kommen bei uns Nippel- als auch Stülptränken zum Einsatz. Wichtig ist, dass der Stall zu jeder Zeit trocken ist und die Gössel vor Zugluft geschützt sind. Allgemein gesehen lassen sich Altgebäude sehr gut selbst zum Gösselstall umbauen.
Was der Artikel noch beinhaltet:
- Wie wird gefüttert?
- Herausforderung Schlachtung
- Was bleibt unterm Strich über?
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