Alle 107 Rinder auf dem Großbetrieb im Bregenzerwald wurden bereits getötet. Der Betrieb ist seit Dezember gesperrt. Jetzt werden die Kadaver untersucht. Gleichzeitig prüfen die Behörden alle Höfe, die mit dem Großbetrieb Kontakt hatten, also Vieh gekauft oder zusammen auf die Alpe geschickt haben. Es gibt bereits mehrere Verdachtsfälle im Bregenzerwald und im Montafon.
Landesveterinär Norbert Greber nahm im Interview mit dem ORF Vorarlberg am Montagabend Stellung zur aktuellen Lage bezüglich der Rinder-TBC in Vorarlberg. Einen TBC-Flächenbrand befürchtet Greber trotz der hohen Zahl an getöteten Tieren und mehreren gesperrten Höfen aber nicht. Rinder-Tuberkulose breitet sich in erster Linie durch Tröpfchen- bzw. Schmierinfektion von einem Tier zum anderen aus, erklärte Greber – wie bei den meisten anderen Infektionskrankheiten auch.
Bekämpfung nach bekanntem Schema
Die Bekämpfung der TBC in Vorarlberg folgt nach einem bestimmtenSchema: Während des Jahres untersucht man die Abschüsse beim Rotwild, bei dem ein natürliches Reservoir vorliegt. An Hand der Proben werden Risikogebiete definiert. Das Weidevieh, das in diesen Gebieten gealpt oder geweidet worden ist wird in den folgenden Wintermonaten im Stall untersucht. Damit werde gewährleistet, dass gesunde Tiere im Stall stehen und im nächsten Jahr wieder gesunde Tiere auf die Weide kommen.
Neue Größenordnung
Neu ist jetzt die Größenordnung des Falls, bestätigt der Landesveterinär: „In dieser Dimension hatten wir das noch nicht. Wir hatten zwar schon einen Fall in der jüngeren Vergangenheit, wo es circa 80 Tiere betroffen hat auf einem Betrieb, aber über 100 hatten wir noch nie.“ Zu einer Bestandskeulung werde auch nur dann gegriffen, wenn mehr als 40 % der Tiere eines Bestandes am TBC-Erreger erkrankt sind bzw. der Nachweis bei so vielen positiv ist im Hauttest und dann in getöteten Einzeltieren der Erreger tatsächlich gefunden werden kann, erklärt Greber. Meistens betreffen TBC-Fälle in einem Betrieb nur einzelne Tiere und dann würden genau diese Tiere herausgenommen, führte der Veterinär aus: „Der Rest des Bestandes bleibt dann unangetastet und wird aber noch zweimal im Abstand von zwei Monaten untersucht, um auf Nummer sicher zu gehen, dass die Tiere wirklich negativ sind.“
Fleisch und Milch werden nicht verkauft
Das Fleisch der getöteten Tiere werde nicht in Verkehr gebracht: „Die werden über die Tierkadaver-Verwertung entsorgt.“ Auch die Milch und die Tiere selbst dürfen im Verdachtsfall nicht mehr in Verkehr gebracht werden. Wenn die Hauttests einen Verdacht ergeben, müssen diese Tiere aus dem Bestand genommen und getötet werden: „Man spricht von einer diagnostischen Tötung, weil die Diagnose erst nach der Tötung an den Organproben möglich ist. Und in dieser Phase darf keine Milch in Verkehr gebracht werden.“
Erst wenn man weiß, dass auf dem Betrieb nur noch negativ getestete Tiere stehen, darf die Milch wieder verkauft werden: „Ab dieser Phase spricht man von einer Tierverkehrssperre. Der Bestand darf keine Tiere verkaufen, lebend an andere Betriebe. Er darf auch keine zukaufen. Aber er dürfte Milch in Verkehr bringen und die muss dann zur Sicherheit auch noch pasteurisiert werden.“
Also darf Milch nur von negativ getesteten Tieren in Verkehr gebracht werden, wenn sie dann auch noch pasteurisiert wird. Diese zwei Sicherheitsfaktoren würden eigentlich ein Risiko ausschließen, aber nur theoretisch, erklärt Greber: „In Tat und Wahrheit ist es so, dass es dann keinen Abnehmer mehr gibt für die Milch. Es traut sich niemand, diese Milch zu holen, weil man ein bisschen Angst vor der öffentlichen Meinung hat.“
Greber sieht Jäger am Zug
Für Greber ist ganz klar, die Krankheit kann nur mithilfe der Jäger bekämpft werden: „Es gibt solche, die sehr gut mitarbeiten, und es gibt solche, die offensichtlich nicht ganz verstanden haben, dass jetzt eben in diesen betroffenen Gebieten nicht mehr normale Jagdwirtschaft betrieben werden kann, sondern da sind wir eigentlich im Modus der Seuchenbekämpfung. Da geht es darum, eine Tierseuche zu bekämpfen und da muss man eben auch bereit sein, in den Bestand wirklich einzugreifen.“ Konkret spricht Greber das Gebiet Bartholomähberg/Silbertal an. Hier gebe es beim Abschießen des Rotwildes deutlich Aufholbedarf.
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