Die Bayer AG steht möglicherweise davor, die Produktion von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland einzuschränken. Wie ein Sprecher der Division Crop Science am Donnerstag (14.11.) gegenüber AGRA Europe bestätigte, können bestimmte Pflanzenschutzmittel aktuell nicht in einige Drittländer wie die Türkei und Saudi-Arabien exportiert werden. Betroffen sind Produkte ohne Zulassung für den heimischen Markt. Der Konzern bringt nun Produktionsverlagerungen ins Ausland und damit den Abbau von Arbeitsplätzen hierzulande ins Spiel.
Aus internen Kreisen des Unternehmens ist zu vernehmen, dass die entsprechenden Pläne konkret seien und Bayer kurz davor stehe, die Produktion zu verlagern. Aus offizieller Quelle wird der Schaden auf 100 Mio. Euro im Jahr beziffert, wenn die produzierten Produkte nicht abgesetzt werden können.
Hintergrund sind fehlende Ursprungszeugnisse, die laut Bayer vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ausgestellt werden müssten. Entsprechende Anträge lägen jedoch seit letztem Jahr unbeantwortet bei der Behörde.
Gegenüber AGRA Europe bestätigte das BVL die Zuständigkeit für die „Ausstellung von Bescheinigungen über die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln für die Ausfuhr“. Das Pflanzenschutzgesetz sehe dies für den Export von Pflanzenschutzmitteln ohne Zulassung jedoch nicht vor. Hier fehlt der Behörde zufolge die rechtliche Grundlage, weshalb sie an das Bundeslandwirtschaftsministerium verweist.
Bei den betroffenen Produkten handelt es sich laut Bayer jedoch auch um solche, für die es in Deutschland keine agronomische Anwendung gibt. Dadurch sei eine nationale Zulassung für das Unternehmen nicht sinnvoll. Als Beispiele werden Fungizide für den Reis-, Kaffee- oder Kakaoanbau genannt.
Marktanteile sichern
Die aktuelle Situation geht Bayer zufolge auf eine Überarbeitung der Ursprungszeugnisse aus dem Jahr 2022 zurück. Seit 2023 machten einige Länder wie die Türkei das neue Format zur Voraussetzung für die Einfuhr. Deutschland habe auf diese Änderung jedoch nicht reagiert. Der Bayer-Sprecher erwartet, dass „weitere Länder folgen werden“, wodurch das Problem größer werden würde.
Eigenen Angaben zufolge arbeitet das Chemieunternehmen bereits seit Herbst letzten Jahres mit der Bundesregierung an einer Lösung, „bisher leider ohne Ergebnis“. Nun stünden konkrete Schritte im Raum, um bestimmte Märkte weiter zu bedienen und das Geschäft nicht an andere Anbieter zu verlieren.
De facto Exportverbot?
In gut informierten Kreisen spricht man von „Behördenwillkür“ und einem faktischen Exportverbot. Ein solches wurde erst am Vortag im Rahmen einer öffentlichen Anhörung in Berlin erneut debattiert. Ein Ausfuhrverbot von in der EU nicht zugelassenen Pflanzenschutzmitteln war im Koalitionsvertrag der Ampel vereinbart. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hatte im Jahr 2022 angekündigt, eine entsprechende Verordnung zu erarbeiten. Der entsprechende Referentenentwurf war aber in der Ampelkoalition bereits früh gescheitert. Seither liegt das Vorhaben auf Eis
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