Die Zeiten sind gut wie schon lange nicht mehr, um sich als Unternehmen Geld zu beschaffen. Die Zinsen bewegen sich auf historischen Tiefs, und die Geldhäuser buhlen mitunter um die Finanzierung solider Mittelständler. Konsequenz: Das ifo Institut meldet das beste Finanzierungsklima seit 13 Jahren. Das gilt es jetzt auch effizient zu nutzen. Andreas Bachmeier, Mittelstandsberater bei Ecovis und Finanzierungsexperte, rät deshalb: „Unternehmer sollten die niedrigen Zinsen für ihre Kredite so lange wie möglich festschreiben, um für die nächsten zehn bis 15 Jahre eine sichere Kalkulationsbasis zu haben und die Zinsvorteile dauerhaft zu nutzen.“ Auch sei zu überlegen, sich aus bestehenden Zinsfestschreibungen älterer Darlehen zu lösen. „Das ist allerdings nur dann sinnvoll, wenn die zu zahlende Vorfälligkeitsentschädigung niedriger ist als der Zinsvorteil während der Restlaufzeit“, betont Bachmeier. Ebenso wichtig ist es, das Kreditgespräch gründlich vorzubereiten. Denn auch im aktuellen Umfeld achten die Geldhäuser genau auf ihre eigenen Risiken. Ebenso sollte die angestrebte Finanzierung zu den persönlichen Bedürfnissen passen. Als Sicherheitsreserve für den kurzfristigen Liquiditätsbedarf dient die klassische Betriebsmittellinie. Zinsen fallen dabei nur an, wenn sie tatsächlich in Anspruch genommen werden. Je nach Branche kann die Bank dabei aber auch saisonale Bedürfnisse berücksichtigen: zum Beispiel, weil ein Landwirt im Frühjahr einen größeren Kreditrahmen braucht als im Herbst, wenn die Ernteerträge fließen.
Auf die Laufzeiten achten
Zur Finanzierung von Investitionen in Maschinen, Gebäude und sonstiges Anlagevermögen sind länger laufende Darlehen die passende Lösung. Die Betriebsmittellinie sollte dafür tunlichst nicht in Anspruch genommen werden. „Das rächt sich früher oder später, weil dann schnell einmal die Liquidität für das saisonale Geschäft fehlen kann“, warnt Andreas Bachmeier. Bei Kreditlaufzeiten über mehrere Jahre können entweder laufende Tilgungen oder die Rückzahlung am Ende der Laufzeit vereinbart werden. Auch hier gilt es, genau nachzurechnen. Denn die letztere Variante ist zwar liquiditätsschonend, aber mit einem höheren Zinsaufwand verbunden. Nötig ist es, beim Kreditgespräch überzeugende Zahlen und Fakten zu präsentieren. Dazu gehören u.a. die Bilanz und die aktuellen Betriebswirtschaftlichen Auswertungen (BWA), bei Einzelunternehmern und Personengesellschaften aber auch Unterlagen zur persönlichen wirtschaftlichen Situation des Landwirts oder der Gesellschafter. „In Einzelfällen muss der Kreditnehmer darüber hinaus eine Ertrags vorschau von bis zu drei Jahren und eine da - raus abgeleitete Liquiditätsplanung für die nächsten zwölf Monate präsentieren“, sagt Bachmeier. Besondere Überzeugungsarbeit haben stark wachsende Betriebe zu leisten. An der ausführlichen Darstellung der Wertschöpfungskette inklusive der Beschreibung ihres Marktund Wettbewerbsumfelds, der Standortgegebenheiten und der persönlichen Qualifikation führt für sie kein Weg vorbei. Etab - lierte Betriebe wiederum müssen aussagekräftige Unterlagen zu den von ihnen zu stellenden Sicherheiten bereithalten. Dazu zählen die Grundschuld u.a. bei landwirtschaftlichen Grundstücken und/oder der Hofstelle, Sicherungsübereignungen der finanzierten Maschinen und Anlagen oder Bürgschaften von Privatpersonen.
Leasing als Alternative zum Bankkredit
Nicht immer müssen bei einer Finanzierung Sicherheiten bereitgestellt werden. So bietet Leasing den Vorteil, dass das Unternehmen die so gemieteten Fahrzeuge, Maschinen oder Geräte nach einer bestimmten Zeit an die Leasinggesellschaft zurückgeben kann und sich die Raten zielgenau an die Nutzungsdauer anpassen lassen. Das ist vor allem dann sinnvoll, wenn der Betrieb immer auf dem neuesten Stand sein will und es vermeiden möchte, Altfahrzeuge mit hohen Preisabschlägen ver - kaufen zu müssen.
LANDWIRT Steuer-Tipp
Alexander KIMMERLE
Wissenswerte Betriebsgrößenmerkmale, Teil 3 Einkommenssteuer
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