Kryptowährungen stehen wegen ihres hohen Energieverbrauchs und ihres großen CO2-Fußabdrucks seit Jahren in der Kritik. Die Studie, die nun im Fachjournal „Scientific Reports“ veröffentlicht wurde, zeigt das ganze Ausmaß der Klimaschäden, für die alleine die weltweit führende Kryptowährung Bitcoin verantwortlich ist.
Der energieintensive Prozess des Bitcoin-Mining, also des Schürfens von Bitcoin, führte im Jahr 2020 demnach zu einem Verbrauch von 75,4 Terawattstunden Strom (TWh). Damit wurde laut Studie mehr Strom verbraucht als insgesamt in Österreich (69,9 TWh) oder in Portugal (48,4 TWh).
Befürworterinnen und Befürworter preisen Bitcoin als „digitales Gold“ an – die Studienautoren sprechen sich hingegen dafür aus, die Kryptowährung nicht mit dem Goldabbau zu vergleichen, sondern mit der weitaus energieintensiveren Produktion von Rindfleisch, Erdgas und Rohöl. Denn damit seien die verursachten Klimaschäden viel eher vergleichbar.
„Negative Folgen für Klima und Gesundheit“
„Weltweit werden für das Schürfen von Bitcoin enorme Mengen an Strom verbraucht, der meist aus fossilen Brennstoffen wie Kohle und Erdgas stammt“, sagt Benjamin Jones vom Institut für Wirtschaftswissenschaften der Universität New Mexico. Das verursache riesige Mengen an Luftverschmutzung und Kohlenstoffemissionen und wirke sich in weiterer Folge negativ „auf unser weltweites Klima und unsere Gesundheit aus“, so der Ökonom. Das Bitcoin-Mining verursache Klimaschäden, die den Wert einer Münze übersteigen, so der Ökonom. Aus Sicht der Nachhaltigkeit sei das „äußerst beunruhigend“. Im Dezember 2021 hatte Bitcoin eine Marktkapitalisierung von rund 960 Milliarden US-Dollar und einen weltweiten Marktanteil von rund 41 Prozent unter den Kryptowährungen.
Vergleich mit Fleischindustrie
Die Studienautoren bewerteten die durch Bitcoin verursachten Klimaschäden anhand von drei Nachhaltigkeitskriterien: Erstens, ob die geschätzten Klimaschäden im Laufe der Zeit zunehmen. Zweitens, ob der Marktpreis von Bitcoin die wirtschaftlichen Kosten der Klimaschäden übersteigt. Und drittens, wie die Klimaschäden pro geschürftem Bitcoin im Vergleich zu den Klimaschäden anderer Industrien und Produkte aussehen.
Die Berechnungen ergaben, dass die CO2- Äquivalente aus der Stromerzeugung für das Schürfen von Bitcoin zwischen Jänner 2016 und Dezember 2021 um das 126-fache gestiegen sind – von 0,9 Tonnen Emissionen pro Bitcoin im Jahr 2016 auf 113 Tonnen pro Bitcoin im Jahr 2021. Laut dem Forschungsteam um Jones verursachte jeder im Jahr 2021 geschürfte Bitcoin 11.314 US-Dollar an Klimaschäden – Schäden für die Wirtschaft durch Kohlenstoffemissionen und die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels. Weltweit beliefen sich diese Schäden zwischen 2016 und 2021 auf über zwölf Mrd. Dollar. Im Mai 2020 erreichten die Klimaschäden einen Höchststand von 156 Prozent des Bitcoin-Preises. Das bedeutet, dass jeder Dollar an Bitcoin-Marktwert zu 1,56 Dollar an weltweiten Klimaschäden führte.
„Bitcoin-Mining wird immer schmutziger“
Schließlich verglich das Forschungsteam die Klimaschäden durch Bitcoin mit den Klimaschäden durch andere Industrien und Produkte wie der Stromerzeugung, der Rohölverarbeitung, der Fleischproduktion und dem Edelmetallabbau. Die Klimaschäden für Bitcoin beliefen sich zwischen 2016 und 2021 auf durchschnittlich 35 Prozent seines Marktwerts. Das war weniger als die Klimaschäden im Vergleich zum Marktwert von durch Erdgas erzeugtem Strom (46 Prozent) und aus Rohöl hergestelltem Benzin (41 Prozent), aber mehr als die der Rindfleischproduktion (33 Prozent) und des Goldabbaus (vier Prozent).
Die Ökonomen kamen zu dem Schluss, dass Bitcoin keines der drei Nachhaltigkeitskriterien erfüllt: „Wir haben keine Beweise dafür gefunden, dass das Bitcoin-Mining im Laufe der Zeit nachhaltiger wird“, so Studienautor Jones. Im Gegenteil: „Die Ergebnisse zeigen, dass Bitcoin-Mining mit der Zeit immer schmutziger und klimaschädlicher wird. Kurz gesagt, der ökologische Fußabdruck von Bitcoin bewegt sich in die falsche Richtung.“ Ohne eine freiwillige Abkehr vom Proof-of-Work-Mining, wie sie kürzlich das Ethereum-Netzwerk mit der zweitgrößten Kryptowährung Ether vollzog, könnte eine Regulierung erforderlich sein, um das Bitcoin-Mining nachhaltig zu machen, so die Studienautoren. Der bisher zweitgrößte Energieverbraucher unter den Kryptowährungen hatte Mitte September auf einen stromsparenderen Betrieb umgestellt.
Bitcoin wurde 2008 von einer Person oder Gruppe mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto konzipiert. Grundgedanke war, ein dezentrales Geldsystem zu schaffen, das ohne Vermittlerinnen und Vermittler auskommt und weitgehend anonym genutzt werden kann. Digitalwährungen wie Bitcoin und Ether können wie andere Währungen getauscht und gehandelt werden, befinden sich aber außerhalb der Kontrolle finanzieller Institutionen wie Banken und Regierungen.
Quelle ORF.at
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