
Der Appetit der Bundesbürger auf Fleisch hat zuletzt weiter zugenommen. Nach vorläufigen Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) lag der rechnerische Fleischverzehr in Deutschland mit durchschnittlich 53,2 Kilogramm pro Person im Jahr 2024 spürbar über dem Niveau der beiden Vorjahre mit 52,9 sowie 52,8 Kilogramm. Insbesondere Hühnerfleisch war beliebter, während der Verzehr von Schweinefleisch in den vergangenen Jahren nahezu stagnierte. Die Fleischerzeugung legte erstmals seit 2016 wieder zu.
Wie das BZL am Donnerstag (27.3.) unter Berufung auf die Versorgungsbilanz Fleisch 2024 feststellte, lag Schweinefleisch beim Verzehr mit 28,4 Kilogramm je Einwohner erneut vorn; das waren jedoch rund 100 Gramm weniger als 2023. Die Beliebtheit von Geflügelfleisch stieg erneut und der Verzehr erhöhte sich im Mittel um 500 Gramm auf 13,6 Kilogramm pro Kopf. Der Zuwachs geht insbesondere auf das Konto von Hühnerfleisch. Der Verzehr von Rind- und Kalbfleisch blieb trotz gestiegener Preise mit 9,3 Kilogramm pro Person stabil.
Insgesamt belief sich der Fleischverzehr 2024 in Deutschland auf 4,44 Mio. Tonnen, womit die Vorjahresmenge um 0,8 % übertroffen wurde. „Wie sich dies weiterentwickelt, bleibt abzuwarten“, kommentierte BZL-Leiter Dr. Josef Goos die aktuellen Zahlen. Eine Rückkehr zu den Verzehrmengen früherer Jahre hält er vor dem Hintergrund des Trends zur flexitarischen Ernährung für unwahrscheinlich.
Aus statistischer Sicht ist laut Goos zudem zu beachten, dass sich der ausgewiesene rechnerische Fleischverzehr je Kopf ab 2022 auf aktualisierte Bevölkerungszahlen bezieht und ein Vergleich mit Vorjahren nicht möglich ist. Sobald die Rückrechnung der Bevölkerungszahlen auf Basis des Zensus 2022 vorliege, könne der Pro-Kopf-Verzehr zehn Jahre rückwirkend berechnet und Aussagen zum langfristigen Trend gemacht werden.
Mehr Schweine- und Rindfleisch erzeugt
Der gegenüber 2023 höhere Fleischverzehr wurde laut BZL dadurch begünstigt, das sich der Verbraucherpreisanstieg für Fleisch und Fleischwaren mit 1,3 % im vorigen Jahr in Grenzen hielt. Geflügelfleisch wurde dabei im Schnitt sogar preiswerter angeboten. Zu dem relativ niedrigen Preisaufschlag trug auch die erstmals seit Langem wieder verzeichnete Zunahme der heimischen Nettofleischproduktion bei; diese erhöhte sich um 1,4 % auf annähernd 7,31 Mio. Tonnen.
Überdurchschnittlich legte hierbei die Nettoerzeugung von Schweinefleisch mit 1,9 % auf 4,29 Mio. Tonnen zu, gefolgt von Hühnerfleisch mit 1,3 % auf gut 1,10 Mio. Tonnen sowie Rind- und Kalbfleisch mit 1,1 % auf 1,015 Mio. Tonnen. Die Nettoerzeugung von Putenfleisch ging dagegen um 2,1 % auf 399.500 Tonnen zurück. Auch bei Enten, Gänsen sowie Schafen und Ziegen fiel die Nettoproduktion geringer als 2023 aus.
Selbstversorgungsgrad leicht gestiegen
Der deutsche Außenhandel mit Fleisch und Fleischwaren schwächte sich 2024 ab. Die Einfuhrmenge nahm laut vorläufigen Daten im Vergleich zu 2023 um 1,4 % auf 3,14 Mio. Tonnen ab. Der Import von Schweine- und Rindfleisch wurde um 4,9 % auf 942.000 Tonnen beziehungsweise 4,3 % auf 505.600 Tonnen gedrosselt. Dagegen legte die Einfuhr von Geflügelfleisch um 4,0% auf 1,05 Mio. Tonnen zu. Der Bezug von Innereien aus dem Ausland erhöhte sich um 0,8 % auf 525.900 Tonnen.
Bei der Fleischausfuhr fiel das Minus mit 0,3 % auf 4,39 Mio. Tonnen geringer aus. Vor allem die deutlich gestiegenen Drittlandexporte von Schweinefleisch glichen den Ausfuhrrückgang bei den anderen Fleischarten aus. Insgesamt wurden dem BZL zufolge 2,245 Mio. Tonnen Schweinefleisch exportiert und damit 1,3 % mehr als 2023. Dagegen nahm die Ausfuhr von Rind- und Kalbfleisch um 1,7 % auf 551.300 Tonnen ab, die von Geflügelfleisch um 2,2 % auf 858.700 Tonnen sowie die von Innereien um 0,6 % auf 682.600 Tonnen.
Da die heimische Fleischerzeugung etwas stärker zugenommen hat als der Verbrauch, erhöhte sich der Selbstversorgungsgrad von zuvor 119,5 % auf 120,5 % im Jahr 2024. Der Inlandsbedarf konnte rechnerisch bei Schweinefleisch zu 134,6 % gedeckt werden; bei Rind- und Kalbfleisch waren es 108,2 % und bei Geflügelfleisch 100,4 %. Bei gefragten Teilstücken, beispielsweise Filet oder Kotelett vom Schwein, wird der durchschnittliche Selbstversorgungsgrad allerdings unterschritten.
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