LANDWIRT: Macht es Sinn, milchbetonte Rassen wie Holstein und Jersey zu halten, wo Doppelnutzungsrassen in Österreich den größten Rassenateil haben?
Gregor SCHAUBMAIR: Es kommt immer darauf an, was der Landwirt auf seinem Betrieb produzieren will. Vor allem in Bezug auf die Klimadiskussion macht es aber Sinn, mit Rassen zu arbeiten, die im gewünschten Leistungsbereich effizient sind. Milchrassen zu halten, macht also dann Sinn, wenn sich ein Landwirt auf Milchproduktion spezialisiert. Dann kann eine Milchrasse ihre maximale Effizienz zeigen und trägt positiv zum Klimaschutz bei, da sie eben so effizient Nährstoffe in Milch umwandelt. Jeder Landwirt findet die Kühe, die zu seiner Betriebsphilosophie passen. Deshalb hat jede Rasse ihre Daseinsberechtigung.
Aber eine einseitige Leistungsfähigkeit bei reinen Milchrassen wie Holstein und Jersey bedeutet, dass Stärken in anderen Bereichen auf der Strecke bleiben, beispielsweise die Mastfähigkeit.
Durch das Kreuzen mit Fleischrassen gehen sehr gut mastfähige Kälber hervor. Viele Betriebe nutzen mittlerweile erfolgreich die Kombination aus weiblich gesextem Sperma für das beste Drittel ihrer Herde und Fleischrassen für den Rest. Das bringt zum einen den Nutzen, dass nur aus den besten Kühen Nachkommen für die Milchproduktion am Betrieb stehen. Zum anderen erhält man aus Kühen, die ohnehin den Zuchtfortschritt negativ beeinflussen würden, mastfähige Kälber.
Was besamen Holsteinzüchter aktuell?
Landwirte, die Holsteinkühe halten, besamen jeweils knapp 30 Prozent geprüfte und genomische Holsteinvererber. Knapp 15 Prozent der Besamungen entfallen auf Rotbuntvererber. Weißblaue Belgier werden auf gut 15 Prozent der österreichischen Holsteinkühe angepaart. Auch in Deutschland steigt der Einsatz von Fleischrassen auf Milchkühe. Einige Betriebe versuchen sich gerade an British Blue. Diese Kälber sollen im Vergleich zu Weißblauen Belgiern leichtkalbiger sein.
Das erfahren Sie noch in diesem Interview:
- das Exterieur von alten Kühen
- Die Bedeutung der genomischen Typisierung auf der weiblichen Seite für den Zuchtfortschritt
- Zuchtwertschätzung für Gesundheitsmerkmale
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