Im öffentlichen Bewusstsein gilt der Sommer als Haupterntezeit, doch mehr als ein Drittel der Ernte im Burgenland erfolgt im Herbst. Dies ist auf Modernisierung, Klimawandel und neue, klimaresistente Pflanzenarten zurückzuführen. Zu den wichtigsten Herbstkulturen zählen Körnermais, Sojabohne, Sonnenblume, Ölkürbis, Sorghum/Hirse und Zuckerrübe. Von den insgesamt 60.000 ha Herbstkulturen sind bereits drei Viertel abgeerntet.
Auswirkungen des Wetters auf die Ernte
„Die heurigen Wetterkapriolen führen zu einer schlechteren Erntemenge“, sagte Nikolaus Berlakovich, Präsident der Landwirtschaftskammer Burgenland. Die Preise für Mais, Soja und Sonnenblumen blieben stabil, während die Zuckerrübenpreise wegen Marktverwerfungen und geringerer Qualität deutlich sanken. Gleichzeitig bleiben die Betriebsmittelkosten hoch, was für Unzufriedenheit unter den Landwirten sorgt, so Berlakovich.
Bedeutende Zunahme des Sojaanbaus
Im Burgenland werden rund 157.000 ha Ackerfläche bewirtschaftet, davon entfallen etwa 60.000 ha auf Herbstkulturen. Die Anbaufläche für Sojabohnen stieg in den letzten Jahren auf etwa 27.000 ha, im Vergleich zu 14.000 ha vor zehn Jahren. „Im Bio-Anbau ist Soja bereits die Nummer 1, mit mehr als der Hälfte der Fläche biologisch bewirtschaftet“, erklärte Berlakovich. Soja ist nach Weizen die zweitgrößte Anbaukultur im Burgenland, da es besser mit Klimaveränderungen zurechtkommt und die Nachfrage am Markt stabil ist.
Schlechte Erträge bei Zuckerrüben
Der Zuckerrübenanbau im Burgenland stieg um 30 % auf rund 3.000 ha an. Markus Fröch, Präsident des Rübenbauernbunds, berichtete, dass hohe Niederschläge im Frühjahr, Hitze im Sommer und ein nasser September die Ernte beeinträchtigten. „Wir erwarten 600 Dezitonnen pro Hektar (60 t/ha), das sind 100 Dezitonnen weniger als im Vorjahr“, so Fröch. Auch die Qualität und der Zuckergehalt seien niedriger, und die Preise für Zuckerrüben fielen aufgrund von Marktverwerfungen.
Ernteergebnisse unter langjährigem Durchschnitt
Die extremen Wetterbedingungen führten zu unterdurchschnittlichen Erträgen bei Herbstkulturen. Körnermais erreicht voraussichtlich 73 dt/ha, Sojabohnen 24 dt/ha und Sonnenblumen 20,5 dt/ha – alle Werte liegen unter dem Durchschnitt der letzten Jahre. „Der fehlende oder zu viele Niederschlag zur falschen Zeit hat uns das ganze Jahr begleitet“, sagte Berlakovich.
Niederschläge über dem Vorjahresniveau
Bis zum 12. November 2024 verzeichneten fünf von sieben Bezirken im Burgenland höhere Niederschlagsmengen als im Vorjahr. Besonders der Bezirk Eisenstadt führte mit einem Plus von 168 Litern pro Quadratmeter (+30 %). Auch in den Bezirken Neusiedl (+19 %), Mattersburg (+19 %), Oberwart (+24 %) und Oberpullendorf (+8 %) gab es höhere Niederschläge. Nur in Güssing (-5 %) und Jennersdorf (-1 %) regnete es weniger.
Kommentare