Reizthema Herdenschutz – ein Dauerbrenner, wie zuletzt ein Telefonanruf in unserer Redaktion zeigte: Ein Bauernvertreter äußerte seinen Unmut über einen Bericht in der LANDWIRT Ausgabe Nr. 8/2023 zum Thema Festzäune gegen Wölfe. Mein Redaktionskollege Marzell Buffler hatte darin über ein Forschungsprojekt im Wissenschaftszentrum Grub in Bayern informiert. Die Projektleiterin, selbst praktizierende Bäuerin mit über hundert Schafen, schilderte die Vor- und Nachteile von 14 Herdenschutzzaunmodellen von fünf Herstellern. Der wütende Anrufer meinte, wir hätten diesen Beitrag nicht veröffentlichen sollen. Der Artikel bewerbe „unnötig“ den „sinnlosen Herdenschutz“. Und er forderte uns auf, dieses Thema künftig völlig zu ignorieren.
Journalistisch unabhängig
Nun hat der LANDWIRT in der Vergangenheit mehrfach auf die erheblichen Schwachstellen der viel gepriesenen Herdenschutzmaßnahmen (Zäune, Hunde usw.) hingewiesen. Garniert mit zig kritischen Kommentaren zum aktuellen hohen Schutzstatus des Wolfes. Warum wir dennoch den Sinn und Unsinn von Herdenschutz im Auge behalten? Ganz einfach: Weil unsere Redaktion journalistisch unabhängig arbeitet.
Damit unterscheiden wir uns zum Beispiel von einer bestimmten Landwirtschaftskammer (LK) in Österreich. Diese distanzierte sich jüngst in ihrer Mitgliederzeitung von einem Inserat zum Thema Herdenschutzkurse, das sie in der vorangegangenen Ausgabe abgedruckt hatte. Demnach sei die Veröffentlichung der Anzeige einem „internen Fehler geschuldet und versehentlich passiert“, so die Standesvertretung. Dabei sollte die LK es besser wissen. Nicht alle Nutztierhalter lehnen den Wolf kategorisch ab. Manche sehen die Sachlage entspannter und befassen sich – aus ihrer Sicht – erfolgreich mit dem Herdenschutz.
Bewusst Themen (von oben) ausblenden, hat einen schalen Beigeschmack. Man könnte meinen, wir Bauern werden für zu dumm gehalten, uns eine eigene Meinung bilden zu können.
Kommentare