KommentarWahlkampf liefert wenig Erhellendes zur Landwirtschaft

Wahlkampf liefert wenig Erhellendes zur Landwirtschaft

Gefühlt waren sie diesen Sommer besonders lästig – die Wespen. Dabei ist diese Insektenart, was kaum jemand wahrnimmt, ein Nützling in der Natur. Es könnte aber sein, dass mein latentes Gefühl von Aufdringlichkeit vom Nationalratswahlkampf in Österreich herrührt, der in die finale Phase geht. Emsig werben die Parteien um Stimmen für den 29. September und überschlagen sich dabei im Verteilen von Wahlzuckerln. Nach dem großen Urnengang holt sie die Realität ein, dann springt aus der Wundertüte statt Bonbons die eine oder andere bittere Pille.

Wenig Erhellendes offenbarte der Wahlkampf bislang zur Land- und Forstwirtschaft. Gut, immerhin lädt der Bauernbund am 17. September zum Herbstfest in den noblen Kursalon Hübner, eine der bedeutendsten Immobilien und exklusive Ball-Location in der Wiener Innenstadt. „Sich auf dem hohen Ross abfeiern“ nennen böse Zungen sowas. Die Freiheitliche Bauernschaft zehrt derweil immer noch von ihrem erfolglosen Versuch zu Jahresbeginn, Landwirte aufzustacheln, damit sich diese den Bauernprotesten in Deutschland anschließen. Die SPÖ Bäuerinnen und Bauern blubbern von der Anpassung der Agrarförderungen an die Arbeitsleistung. Die Grünen Bäuerinnen und Bauern frohlocken weiterhin über das EU-Renaturierungsgesetz, einsam und allein. Die Neos haben einen Plan zur Landwirtschaft gezimmert, auf sechs Seiten, zum Herunterladen im Internet.

Und Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig? Der klopfte sich gegenüber der Austria Presse Agentur zufrieden auf die eigenen Schultern. Politisch gesehen sei für die Landwirtschaft „noch nie so viel weitergegangen, wie mit dieser Regierung“, gab er zu Protokoll, was übersetzt so viel heißt wie: „Ich bin gerne bereit, in der nächsten Bundesregierung wieder in diesem Amt zu sitzen.“

Ob Totschnig überhaupt in die Reichweite des Landwirtschaftsministeriums am Wiener Stubenring kommen wird, werden wir am 29. September um 17 Uhr sehen. Das Schicksal seiner Vorgängerin, die er vor mehr als zwei Jahren ablöste, sollte dem Osttiroler so oder so erspart bleiben. Elisabeth „Elli“ Köstinger werkt nach ihrem Ausscheiden aus der Politik als Aufsichtsrätin in nicht Bauernstand-affinen Unternehmen, der Billigfluglinie Ryanair und dem Biotech-Unternehmen Reploid Group AG. Letzteres entwickelt Technologien, Produkte und Dienstleistungen – auf Basis von Insekten.

Die Nationalratswahl kann kommen.

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