Mit dem Stethoskop um den Hals gehängt geht Anna Weidinger zu einer rotbunten Kuh, die im Fressgitter steht. Seit Tagen frisst diese kaum. Weidinger horcht das Tier ab und überprüft, ob die Verdauung in Ordnung ist.
Knochenjob Nutztierpraxis
Seit einem Jahr arbeitet die 25-Jährige als Tierärztin – im Schnitt elf Stunden pro Tag. Sie schildert: „Die Arbeit in der Großtierpraxis ist ein Knochenjob. Fern von einer 38-Stunden- Woche und geregelten Arbeitszeiten.“ Anna Weidinger macht der Beruf trotzdem Spaß. Vielleicht auch deshalb: Schon während der Schulzeit begleitete sie eine Tierärztin auf die Höfe und wusste was sie erwarten würde. Viele ihrer Studienkollegen sehen das anders: „Sie sagen schon jetzt, dass sie nicht auf Dauer als Großtierarzt arbeiten möchten.“ Ihr Chef in Oberkappel – direkt an der bayerischen Grenze – findet deshalb kaum Mitarbeiter. So geht es vielen Praxen in Österreich und Deutschland. Aber auch in Südtirol und der Schweiz sieht es nicht anders aus. Aufgrund des Tierärztemangels arbeitet Anna Weidinger zusätzlich in der Tierarztpraxis Neukirchen am Walde. Nach Angaben der Vetmeduni Wien gibt es eigentlich genügend ausgebildete Tierärztinnen und Tierärzte. Aber der Anteil jener Absolventen, die in die Großtierpraxis gehen, ist rückläufig. Auch die deutsche Tierärztekammer kennt das Problem und sucht nach Auswegen aus dem Tierärztemangel (wir berichteten im Landwirt Ausgabe 4/19).
Hohe Lohnnebenkosten
Dietmar Kogler, Tierarzt in Kärnten, schildert: „Auf unsere letzte Stellenausschreibung gab es keine einzige Bewerbung.“ Der letzte Bewerber war ein Kroate ohne Deutschkenntnisse. Von der Vetmed Wien bewerben sich nur selten Absolventen in seiner Großtierpraxis. „Ich frage mich schon manchmal, wo die Kollegen hingehen, die an der Vetmeduni studieren“, sagt der Tierarzt.
Was der Artikel noch bereithält:
- Forderungen von Nutztierpraktikern
- Die Erfahrung einer Studentin
- Was die Uni gegen den Mangel unternimmt
- U.v.m.
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