Aufgrund des knappen Angebots verteuerte sich der Preis für Butter in den vergangenen Monaten in vielen Ländern und verschärften zuletzt die Verhandlungen zwischen Molkereien und Lebensmitteleinzelhandel. Der EU-Preisindex verzeichnete im September 2024 ein Plus von 71,2 % bei Butter im Vergleich zum Vorjahresmonat. Dass die Butterpreise zum Jahresende steigen, ist nicht neu, die Stärke der Verteuerung allerdings schon.
Die Aufregung über die steigenden Butterpreise ist laut Hans-Jürgen Seufferlein vom Verband der Milcherzeuger Bayern dennoch nicht nachvollziehbar: „Bei einem Pro-Kopf-Verbrauch von 6 kg pro Jahr in Deutschland ist der Preis für den Endverbraucher nicht existenzgefährdend.“ Aus Sicht vieler Landwirte spiegelt der Milchpreis die aktuelle Preissituation fetthaltiger Milchprodukte in zu geringem Ausmaß wider. Schnell kommt der Vorwurf auf, dass sich verarbeitende Betriebe die Taschen auf Kosten der Landwirte füllen. Doch die Milchverarbeiter sind auf zwei Seiten unter Druck: Durch das knappe Milchaufkommen lassen sich Lieferverträge, die vor Monaten unterzeichnet wurden, nur sehr schwer erfüllen. Außerdem ist Zukaufsmilch vom freien Markt (Spotmarkt) teuer. Milchverarbeiter, die stark auf Zukaufsmilch angewiesen sind, stehen hier stärker unter Druck als jene, die ihren Rohstoff hauptsächlich über Lieferverträge mit Landwirten beziehen.
Auf den Marktseiten im LANDWIRT berichten wir häufig über Rohstoffwerte und Preisindizes an Börsen. Diese Werte geben bei längerer Konstanz eine Richtung vor, in die sich der Milchpreis mit großer Wahrscheinlichkeit entwickeln wird. Der Milchpreis unterliegt aber weit mehr Faktoren als diesen Werten. Für das laufende Jahr geben die Analysten dennoch positive Aussichten hinsichtlich der Entwicklung des Milchpreises mit einer Wende im nächsten Jahr.
Tiefpunkt bei der Milchanlieferung
Henrike Buchardi, Analystin für den Milchmarkt am Institut für Ernährung und Ernährungswirtschaft (IFE) in Kiel, bestätigt das erreichte Tief in der Milchanlieferung im November 2024. Laut Buchardi ist das nichts Ungewöhnliches. „Wir bemerken, dass sich die knappe Angebotslage etwas entspannt. Die Inhaltsstoffe in der angelieferten Milch steigen wieder und wir gehen auch zum Jahresende und -wechsel von einer steigenden Anlieferungsmenge aus“, so die Analystin. Ein stark steigendes Angebot an Milch erwartet sie dennoch nicht. Das bestätigt Andreas Löbhard vom Milcherzeugerverband Bayern: „Wir sehen seit August eine saisonal rückläufige Milchanlieferung. Ich vermute, dass dies an der Verbreitung der Blauzungenkrankheit und an der mittelmäßigen Qualität der Silagen liegt.“ Auch bei steigenden Erzeugerpreisen erwartet Peter Stahl vom deutschen Milchindustrieverband keine steigende Angebotsmenge: „Die
Situation am Milchmarkt ist völlig verschoben. Steigende Erzeugerpreise führen nicht mehr zu steigenden Angebotsmengen. Das Vertrauen in die Politik ist dafür zu gering.“
Das erwartet Sie noch in diesem Beitrag:
- so setzt sich der Kieler Rohstoffwert zusammen
- Der Einfluss von Spotmarktpreisen, Rohstoffwerten und Börsenkursen auf den zukünftigen Milchpreis
- wie sich Sanktionen noch Jahre später auf den Handel auswirken
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