Ein Interview von Roman GOLDBERGER, LANDWIRT Redakteur
Den Bundesverband Deutscher Milchviehhalter gibt es seit 18 Jahren, in denen wir mehrere Milchkrisen hatten. Schließt sich daraus, dass auch der BDM nicht vor Marktkrisen schützen kann?
Romuald Schaber: Wenn es nach dem BDM gegangen wäre, dann hätte es keine Milchkrisen gegeben, weil wir einen anderen Weg eingeschlagen hätten. Die Krisen waren vorhersehbar und sind Ergebnis politischer Entscheidungen, nämlich den Milchmarkt zu liberalisieren.
Sie meinen damit die Abschaffung der Milchquote?
Wir brauchen eine flexible Mengensteuerung. Wir waren mit der Milchquote zwar nicht recht glücklich. Sie war in der Anwendung sehr unflexibel und starr. Es war aber unsinnig, die Quote einfach über Bord zu werfen. Wir waren der Meinung, dass man die Quote bei aufnahmefähigen Märkten öffnen soll, sodass die Bauern produzieren können. Sind die Märkte mal nicht aufnahmefähig, so sollte die Quote die Produktion einschränken und so vor Marktverwerfungen schützen. Leider hat die Politik der verarbeitenden Milchindustrie geglaubt, die einfach eine billige Milch will.
Dass die Politik auf Ihre Vorschläge verzichtet, hat sich seither nicht geändert. Zum Milchgipfel im Bundeslandwirtschaftsministerium wurde der BDM nicht eingeladen. Was bringt den Bauern der BDM, wenn seine Ideen nicht gehört werden?
Ich glaube, dass wir durchaus gehört werden. Wir waren ja nicht die einzigen, die nicht eingeladen wurden. Eine ganze Reihe kritischer Verbände waren nicht eingeladen. Letztendlich ist dann einige Wochen später doch das gemacht worden, was wir gefordert hatten. Es wurde in die Produktionsmenge eingegriffen. Insofern sehen wir das eher als Ratlosigkeit des Landwirtschaftsministers Schmidt, denn als Bedeutungslosigkeit des BDM.
Die Anlieferung liegt seit Jahresmitte unter dem Vorjahresniveau. War die EU-Mengenregulierung tatsächlich noch nötig?
Natürlich wäre der Eingriff ein Jahr früher sinnvoller gewesen. Das war auch unsere Forderung. Die 500 Millionen Euro des letztjährigen EU-Hilfspakets waren beim Fenster hinausgeschmissen, weil sie an keine Mengensteuerung gekoppelt wurden. Auf dem einzelnen Betrieb ist wenig angekommen, was auf dem Markt somit keine Auswirkungen hatte. Jetzt ist die Produktion seit Sommer rückläufig, weil den Bauern das Geld ausgegangen ist. Es handelt sich aber nicht um eine deutliche Marktumkehr, ich würde eher von einer Stabilisierung des Marktes reden. Insofern kam die EU-Mengenregelung zwar spät, aber nicht zu spät.
War die Entscheidung also richtig?
Ich halte sie für richtig und sehr wichtig. Wir brauchen eine Mengenrücknahme. Man darf nicht vergessen, dass noch über 400.000 Tonnen Milchpulver auf Lager liegen. Das sind zwei bis drei Prozent der Jahresproduktion …
… die wann auf den Milchmarkt drängen?
Die müssen nicht unbedingt auf den Milchmarkt kommen. Da gäbe es auch andere Verwertungsmöglichkeiten. Einen Teil könnte man zum Beispiel für Schweinefutter verwenden.
Der BDM veranstaltete zuletzt Aktionstage und überreichte dem Handel und den Molkereien jeweils eine Resolution. Wen trifft die meiste Schuld an den niedrigen Milchpreisen?
Also, am wenigsten den Handel. Er ist Nutznießer dieser Situation. Die größere Verantwortung haben schon die Molkereien bzw. die Verbände der Molkereiwirtschaft. Da ist zum einen der Milchindustrieverband in Deutschland, der auch europaweit eine gewichtige Organisation ist, aber auch der Raiffeisenverband, der sich gegen jegliche Mengenregelung verwehrt hat. Was diese Verbände machen, ist unverantwortlich gegenüber den Landwirten.
„Wir brauchen so schnell wie möglich 40 Cent.““
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