BioAcker und GrünlandWer hat Soja aus Togo?

Wer hat Soja aus Togo?

Manuel BÖHM, LANDWIRT Redakteur
Quelle: Goldberger

Dabei wäre die übergeordnete Frage: Warum brauchen wir Soja aus Togo? Wer hat Interesse, Soja aus Übersee bzw. Afrika zu importieren und nicht (mittel)europäische Ware zu verwenden? Genaugenommen hat den Sojakuchen aus Togo natürlich ein Händler bestellt. Der Auftrag für die Bestellung kommt aber von Bio-Bauern. Nämlich von denjenigen, die beim Mischfutterwerk anrufen und sagen: „Sechs Tonnen Bio-Futter… –nein, kein Bio Austria-Futter, das billigere reicht.“ In dem Moment bekommt das Mischfutterwerk den Auftrag, nicht das regionale und „beste“ Futter zu liefern, sondern das billigere. Und das ist normalerweise Soja aus „überregionaler“ Herkunft. Die EU-Bio-Verordnung – der die Zusammensetzung des Futters dann entsprechen muss – ist bei der Herkunft der Futtermittel nämlich sehr lasch. Leider lässt sie zu, dass bis zu 70 % der Futtermittel von außerhalb der eigenen Region verwendet werden dürfen. Nur 30 % müssen aus dem eigenen Land und/oder angrenzenden Mitgliedsländern stammen. Und wenn es billiger ist und keiner was dagegen hat, dann passiert das auch. So ist nun mal die freie Marktwirtschaft. Das reicht für das EU-Bio-Logo aus.

Nicht selbstverständlich

Für viele Konsumenten und Bio-Bauern gibt es ein anderes Selbstverständnis. Das ist auch der Grund, warum es bei Bio-Verbänden wie bei der Bio Austria ein Importprozedere gibt und eine Lizenzgebühr für importierte Ware. Jetzt kann man sagen, da verdient der Verband sogar an jeder Tonne, die importiert wird, und macht womöglich mein Futter noch teurer. Die Wahrheit ist aber, dass Importe immer höhere Kosten verursachen. Schlussendlich geht es nicht darum, nur ein paar Papiere zu kontrollieren. Nein, der Anspruch ist eine Rückverfolgbarkeit bis zur Fläche. Dazu muss teils über Radioisotopenanalyse die Herkunft überprüft werden. Das kostet nun mal, bringt aber auch Sicherheit. Am Ende des Tages sind natürlich die Konsumenten gefragt, das abzugelten. Aber sind wir uns ehrlich, die meisten glauben von vornherein, dass selbstverständlich die österreichische Kuh für österreichische Milch österreichisches Futter frisst. Damit überträgt der Konsument die ideologische Verantwortung auf uns Bauern, darauf zu schauen. Wir brauchen höchste Transparenz. Und die ist laut Bio Austria Marketing-Geschäftsführer Hermann Mittermayr nur gesichert, wenn man im Betriebsmittelkatalog der Bio Austria oder PrüfNach!-Futtermittel nachschaut. Der Erfolg gibt ihnen Recht, denn Togo-Soja ist laut Mittermayr bis dato in Österreich nicht angekommen.

Wir hängen an der täglichen Konsumenten-Entscheidung, teurere österreichische Bio-Lebensmittel zu kaufen! Dann können wir nicht beim Futter zum billigeren, ausländischen Mittel greifen. Denn unser Auftrag ans Mischfutterwerk ist die Bestellung von morgen… wie im Supermarktregal… weil wir Vertrauen verkaufen.

 

Kommentare

1 Kommentar

Jetzt lassen wir mal die Kirche im Dorf. Der große Skandal war nicht, dass es Bio Soja aus Togo gibt, wir wissen ja ohnehin, dass billig Bio Soja in die EU kommt. Der Skandal war, dass dieses Togo Soja als EU Ware deklariert war!

Warenkorb

Der Warenkorb ist leer.
Gesamt: 0,00