Obwohl Hagel, Frost und Sturm oft im Mittelpunkt der Berichterstattung stehen, war es 2024 vor allem die anhaltende Hitze und Trockenheit, die Oberösterreichs Landwirtschaft zusetzte. Diese Wetterextreme verursachten 75 Prozent der landwirtschaftlichen Schäden. Ab Mitte Juli war das Bundesland klimatisch zweigeteilt: Während der Nordosten unter extremer Trockenheit litt, erlebte der Südwesten ausreichend Regen. An der Wetterstation Linz wurde im Juli und August eine durchschnittliche Temperatur um drei Grad über dem Normalwert gemessen, während die Niederschläge nur halb so hoch wie im 30-jährigen Schnitt ausfielen.
Ernte regional unterschiedlich
Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger erklärte, dass die Dürre vor allem im nordöstlichen Oberösterreich zu einer vorzeitigen Ernte von Soja und Mais führte. Je nach Bodenbeschaffenheit und örtlichen Gewittern fielen die Ernteergebnisse sehr unterschiedlich aus. Besonders problematisch war die niedrige Druschfeuchte vor den Niederschlägen Mitte September. Im Gegensatz dazu konnten im Westen des Landes, wo mehr Regen fiel, die Herbstkulturen bis Mitte Oktober unter besseren Bedingungen geerntet werden.
Hochwasserschäden
Die Niederschläge im September waren außergewöhnlich. An der Wetterstation Linz wurden 276 Liter pro Quadratmeter gemessen – viermal so viel wie üblich. Obwohl es zu regionalen Überschwemmungen kam, machten diese nur drei Prozent der Gesamtschäden in der oberösterreichischen Landwirtschaft aus. Deutlich höhere Hochwasserschäden wurden in Niederösterreich verzeichnet.
Preissituation bleibt angespannt
Die Preise für Körnermais stiegen 2024 leicht an, blieben aber hinter den Werten von 2021 und 2022 zurück. Für Trockenmais wurden im Oktober 185 bis 200 Euro pro Tonne bezahlt, während für Nassmais aufgrund von Hochwasserschäden und Logistikproblemen nur 134 Euro pro Tonne geboten wurden. Die Sojapreise blieben auf dem Niveau von 2023, was angesichts der hohen Inflation einem neuen Tiefststand entspricht.
Waldenberger betonte, dass der von der EU-Kommission vorgeschlagene Aufschub der EU-Entwaldungsverordnung auf 2026 kurzfristig Erleichterung für Landwirte bringen könnte. Langfristig könnte jedoch der bürokratische Aufwand dazu führen, dass sich immer mehr Betriebe aus dem Sojaanbau zurückziehen.
Renaturierungsgesetz
Das im Juni 2024 beschlossene EU-Renaturierungsgesetz, das Maßnahmen zur Wiederherstellung natürlicher Ökosysteme vorsieht, sorgt in der Landwirtschaft für Verunsicherung. Waldenberger äußerte Bedenken, dass zusätzliche Einschränkungen im Pflanzenschutz den Druck auf die Landwirte weiter erhöhen könnten. Österreichische Landwirte haben laut AGES bereits seit 2011 den Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel um 25 Prozent reduziert. Außerdem wurden 2024 in Österreich 245.000 Hektar biodiversitätsrelevante Flächen angelegt, was 10,7 Prozent der gesamten Acker- und Grünlandfläche entspricht.
Biodiversitätsflächen und Ernteverluste
Ein weiterer Punkt, der die Landwirtschaft vor Herausforderungen stellt, ist der Anstieg an Biodiversitätsflächen. Waldenberger erklärte, dass Biodiversität zwar einen wichtigen Beitrag zur Umwelt leiste, aber gleichzeitig die landwirtschaftliche Produktionsleistung einschränke. Wären statt der 109.000 Hektar Biodiversitätsflächen Mais oder Sojabohnen angebaut worden, hätte Österreich seine Importe deutlich verringern können. Allein die 2024 angelegten Biodiversitätsflächen könnten eine Maisproduktion von 1,18 Millionen Tonnen ermöglichen – das entspricht mehr als der Hälfte der österreichischen Jahresproduktion von 2,2 Millionen Tonnen.
33 Millionen Euro Schaden
Insgesamt beliefen sich die Extremwetterschäden in Oberösterreich 2024 auf über 33 Millionen Euro. Die Dürre war mit 25 Millionen Euro die größte Schadensursache. Hagel und Sturm führten zu weiteren Schäden in Höhe von fünf Millionen Euro. Besonders betroffen waren die Bezirke Braunau, Grieskirchen und Schärding, wo schwere Unwetter im Juli und August punktuell Totalschäden verursachten.
Absicherung wichtig
Neun von zehn Ackerbaubetrieben in Oberösterreich sind gegen Hagel und Wetterrisiken wie Frost, Dürre und Überschwemmungen versichert. Waldenberger betonte die Wichtigkeit moderner Versicherungsmodelle, wie der Dürreindex-Versicherung, die mittlerweile von mehr als 80 Prozent der Grünlandbetriebe genutzt wird.
Klimawandel als Herausforderung
Waldenberger erklärte, dass der Klimawandel die oberösterreichische Landwirtschaft zunehmend unter Druck setze. 2024 zeigten sich die Folgen deutlich: Spätfröste, Dürre und Überschwemmungen prägten das Jahr. So verzeichnete die Wetterstation Linz im Hochsommer 31 Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad. Der Klimawandel erhöhe nicht nur die Intensität, sondern auch die Häufigkeit von Extremwetterereignissen. Maßnahmen zur Reduktion des Bodenverbrauchs und zur Anpassung an den Klimawandel seien daher entscheidend für die Zukunft der Landwirtschaft und die regionale Lebensmittelversorgung.
Ernteergebnisse
Die Maiserträge schwankten je nach Bodenqualität und lokaler Witterung erheblich. In den von Dürre betroffenen Gebieten war die Ernte bereits Anfang September abgeschlossen – rund zwei bis drei Wochen früher als üblich. Die durchschnittlichen Erträge von elf Tonnen pro Hektar liegen trotz der widrigen Bedingungen im langjährigen Durchschnitt. Bei Soja lag der Landesschnitt bei 3,3 Tonnen pro Hektar, jedoch mit regionalen Schwankungen zwischen zwei und fünf Tonnen.
Bei den Zuckerrüben kam es durch die hohen Niederschläge im September zu Verzögerungen bei der Ernte. Auch die Logistikprobleme durch den Ausfall der Westbahnstrecke belasteten die Betriebe. Trotz dieser Schwierigkeiten konnte die Anbaufläche in Oberösterreich auf 9.500 Hektar gesteigert werden.
Schlussfolgerung
Die Wetterextreme 2024 in Oberösterreich zeigen deutlich, dass die Landwirtschaft vor massiven Herausforderungen steht. Waldenberger betonte die Notwendigkeit, sowohl Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen als auch die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft zu verbessern. Vor allem müsse der Bodenverbrauch reduziert werden, um die regionale Lebensmittelversorgung langfristig zu sichern.
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