AckerbauDüngung„ …wo die Bauern das Sagen haben.“

„ …wo die Bauern das Sagen haben.“

Von Hans MEISTER und Roman GOLDBERGER

LANDWIRT: Die RWA ist ein großes Unternehmen mit ordentlichen Bilanzen. Wie kommt dieses Geld ihren Eigentümern, den Bauern, zugute?

Dr. Reinhard Wolf: Ich gehe davon aus, dass unsere Eigentümer wollen, dass wir ein gesundes Unternehmen sind, das nicht beim ersten Windstoß gleich umfällt – und ein gesundes Unternehmen muss Gewinne abwerfen. Warum sind Genossenschaften gegründet worden? Weil die Bauern eine stabile Basis für die Vermarktung ihrer Produkte gebraucht haben. Die Bauern vertrauen uns ihre Ernte im Bewusstsein an, dass wir ein sicherer Partner sind, auch in Zeiten volatiler Märkte. Dazu braucht es ein wirtschaftliches Rückgrad, sprich Eigenkapital. Außerdem investieren wir in Projekte, die den Landwirten wieder zugutekommen.

Was meinen Sie damit?

Wir haben zum Beispiel in Lannach in der Steiermark in den letzten paar Jahren an die zehn Millionen Euro in ein Saatgutkompetenzzentrum investiert. Wir bereiten dort mehr als 500.000 Maispackungen im Jahr auf. Hätten wir das nicht, würde die kleinräumige steirische Landwirtschaft nicht in dieser Wertschöpfungstiefe arbeiten können. Aktuell investieren wir in Lannach auch in eine Gräserproduktionsanlage. Wir investieren auch in Aschach in Oberösterreich. Wir brauchen Großsilos mit Großtrockner, damit wir die Kosten senken können. Das brauchen die Landwirte, sonst sind wir gemeinsam nicht wettbewerbsfähig.

Warum sollte ein Bauer Mitglied der Lagerhaus-Genossenschaft sein?

Ich glaube, das hat sehr viel mit Solidarität zu tun – ein Begriff, der in der heutigen Welt selten verwendet wird. Genossenschaften sind eine Solidaritätsgemeinschaft und Solidarität fragt nicht jede Minute, wo mein unmittelbarer Nutzen liegt.

Dennoch haben die Mitglieder gegenüber den Nicht-Mitgliedern keinen Vorteil.

Der Nutzen für das Mitglied besteht darin, dass es so eine starke Organisation gibt, wo die Bauern das Sagen und das Mitreden haben. Das ist der Hauptvorteil, den ich als Mitglied genieße. Darum ist es auch wichtig, dass möglichst viele Landwirte dabei sind bei der Genossenschaft. Sieht man sich die Stammeinlagen der Mitglieder der Lagerhaus-Genossenschaften an, sieht man, dass diese nur einen geringen Teil der Eigenkapital-Quote der jeweiligen Genossenschaft ausmachen. Dieses Geld haben in der Regel die Großoder Urgroßväter der heute aktiven Landwirte investiert. Das ist dennoch ein wichtiger Solidaritätsbeitrag, mit dem die Lagerhäuser nachhaltig und verantwortungsvoll umgehen.

„Der Zweck der Genossenschaftsgründung liegt nicht in der Dividende, sondern in der Förderung der Mitglieder.“

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