8 Tipps zum Eingrasen

Von Andreas STEINWIDDER

1. Grünfutter sauber ernten

Verschmutztes Grünfutter erhöht das Durchfallrisiko. Sehr lückige Pflanzenbestände oder Flächen mit einem hohen Anteil an Maulwurfshügeln sind ungünstig. Wichtig ist darüber hinaus, dass der Schnitt nicht zu tief (über 6–8 cm) ist und die Futteraufnahme möglichst nicht zu tief kratzend erfolgt. Je trockener der Pflanzenbestand bei der Ernte ist, desto geringer ist das Verschmutzungsrisiko und auch die Grünfutteraufnahme der Rinder – und umgekehrt!

2. Ausweichflächen bereithalten

Besonders bei Regen sollten schwere Böden oder feuchte Flächen nicht befahren werden. Trotzdem sollte das Grünfutter in der Ration bleiben, denn für die Pansenmikroben ist ein rascher Futterwechsel schlecht. Hier ist es sinnvoll, besser befahrbare Ausweichflächen mit hoher Mähwerkeinstellung zu mähen und die Futtermenge zu reduzieren. Dafür sollten Sie ihren Tieren mehr Ergänzungsfutter vorlegen.

3. Arbeitsabläufe optimieren

Da Grünfutter zu 75–85 % aus Wasser besteht, muss viel Gewicht bewegt werden. Daher sollten auch die Vorlage und eventuell auch das Nachschieben am Futtertisch so gelöst werden, dass möglichst wenig Handarbeit anfällt. Das Futter ist sehr voluminös, sodass bei hohen Grünfutterrationsanteilen eine einmalige Vorlage für die Kühe nicht ausreicht und Futter nachgeschoben werden muss. Erwärmt sich dann das Grünfutter zu stark, geht Energie verloren und die Verdauung der Rinder wird negativ beeinflusst. Daher sollte geladenes Grünfutter bald abgeladen, nach Möglichkeit ausgebreitet und möglichst kühl gelagert werden. Grundsätzlich kann Grünfutter zusätzlich zu Mischrationen, aber auch über diese vorgelegt werden. Dabei ist die Reihenfolge des Einmischens wichtig. Grünfutter wird als letzte Komponente in den (Vertikal-) Mischer gegeben und danach wird die Ration nur mehr kurz gemischt. Maissilage und Grünfutter lassen sich grundsätzlich gut kombinieren. Obwohl in Untersuchungen in Bayern auch bei mehr als 12-stündiger Mischrationslagerung noch keine wesentliche Erwärmung der TMR festgestellt wurde, wird bei ganztägigem Einsatz der TMR mit Grünfutter empfohlen, das Futter zweimal täglich zu mischen.

4. Grünfutter nicht an die hungrigen Kühe verfüttern

Im Vergleich zur Weide-Grünfutteraufnahme fressen hungrige Kühe im Stall Grünfutter oft sehr hastig. Dadurch kann es zu unerwünschten stärkeren Schwankungen im Pansenstoffwechsel kommen, denn Grünfutter ist zuckerreich und weniger strukturwirksam. Wenn die Rinder vor der Grünfütterung bereits mit einem Teil des Ergänzungs-Grundfutters gefüttert wurden, dann ist das Fressverhalten ruhiger. Bei Laufställen ist auch wichtig, dass ausreichend Fressplätze vorhanden sind. Wenn unterschiedliche Komponenten gleichzeitig am Futtertisch angeboten werden (z. B. Mischration und Grün oder Silagen und Grün), dann sollten für das voluminöse Grünfutter zumindest zwei Drittel der Länge eingeplant werden.

5. Kraftfutter anpassen

Mit steigendem Grünfutteranteil kann bzw. muss der Kraftfuttereinsatz im Vergleich zur Winterfütterung zunehmend reduziert werden. Ein hoher Grünfutteranteil in der Ration schließt auf Grund des Zuckergehalts und der geringeren Strukturwirksamkeit sogar den Einsatz hoher Kraftfuttermengen aus! Bei einem Grünfutteranteil von etwa 30 % des Grundfutters kann beispielsweise etwa 1–2 kg Kraftfutter pro Kuh und Tag ohne Leistungsrückgang gespart werden, wobei auf Grund des hohen Eiweißgehaltes im Grünfutter vor allem die Eiweißergänzung reduziert werden kann. Eine Ausnahme kann sich eventuell beim zuckerreichen und etwas eiweißärmeren Frühjahrs-Grünfutter ergeben. Wenn der Milchharnstoffgehalt hier unter 13–15 mg im Herdenschnitt abfallen sollte, sollte etwas dann pansenabbaubares Ergänzungs-Eiweiß gegeben werden. Generell sollte bei hohen Grünfuttergaben und Kraftfuttereinsatz von über 4 kg pro Tag vermehrt auf pansenschonende Komponenten (Mais, Kleie, Trockenschnitzel statt viel Getreide) geachtet werden.

6. Langsame Rationswechsel

Rationsumstellungen müssen bei Wiederkäuern immer langsam durchgeführt werden. Vielfältige, aber möglichst konstante Rationen über längere Zeiträume erhöhen die Futteraufnahme. Zu Beginn der Grünfütterung muss daher dessen Anteil an der Ration über mehrere Tage langsam gesteigert werden. Wenn die Rinder auf Grünfutter umgestellt sind, dann sollte die Grünfütterung über die Sommerperiode möglichst gleichmäßig beibehalten und im Herbst wieder langsam reduziert werden.

7. Grünfutterqualität im Auge behalten

Optimal wäre es, wenn über die ganze Saison hinweg das Grünfutter mit der gleichen Aufwuchshöhe (20–30 cm) geerntet wird. Sehr kurz geerntetes Grünfutter (unter 15 cm) wird zwar gerne gefressen, ist aber vor allem bei hohen Einsatzmengen und hastiger Aufnahme für den Pansen oft belastend. Wuchshöhen von über 30–35 cm sind demgegenüber für höherleistende Tiere nur mehr bedingt geeignet. Vorübergehend könnte man hier durch eine höhere Schnittführung etwas gegensteuern. Eine Ergänzung der Ration mit Natrium (Viehsalz) von zumindest 20–30 g pro Kuh und Tag ist auch bei Grünfütterung notwendig. Im Frühjahr kann bei raschem Wachstum eine magnesiumreiche Mineralstoffmischung notwendig sein. In den letzten 2–3 Wochen vor der Abkalbung sollte nicht zu viel Grünfutter vorgelegt werden, denn die hohen Kaliumund Kalziumgehalte erhöhen das Milchfieberrisiko. Zur Vermeidung von Parasitenbelastungen sollte bei der Düngung der Grünfutterflächen auf die Frischmistgabe (dafür Rottemist oder Kompost) verzichtet werden.

8. Unterschätzen Sie das Grünfutter nicht

Im Vergleich zur Silierung und Heubereitung sind bei kostenund arbeitszeiteffizienter Grünfütterung die Futterkosten um etwa 30–50 % geringer. Grünfutter ist bei optimaler Nutzung, Ernte und Zuteilung darüber hinaus auch eiweißund zuckerreich, enthält viele Vitamine und wertvolle Fettsäuren, kein fermentiertes Eiweiß und liegt im Energiegehalt höher. Es wird von den Kühen sehr gerne gefressen. Damit kann in der Vegetationszeit teures (Eiweiß )Kraftfutter gespart und die Grundfutterleistung erhöht werden. Vor allem Wechselwiesen und leguminosenreiche Pflanzenbestände (Luzerne, Rotklee etc.) eignen sich sehr gut zum Eingrasen. Diese erhöhen die Schmackhaftigkeit und sind zusätzlich günstig, da sie durch die Luft-Stickstoffbindung über die Knöllchenbakterien die Nährstoffbilanz am Betrieb positiv erhöht. Darüber hinaus sind Leguminosen wegen ihrer Pfahlwurzeln auch trockenheitstoleranter als Gräser – ein Pluspunkt in trockenheitsgefährdeten Regionen bzw. Jahren. Bei der Grünfütterung tritt – im Gegensatz zur Konservierung – auch das Risiko von Bröckelverlusten nicht auf.

Foto links: Kühe fressen das Grünfutter oft sehr hastig – das kann den Pansenstoffwechsel belasten. Foto: Steinwidder

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