BioAcker und GrünlandWo bleibt die Bio-Umstellungswelle?

Wo bleibt die Bio-Umstellungswelle?

Der Bio-Getreidemarkt ist grundsätzlich offen für Neueinsteiger. Wie sich die Nachfrage in Zukunft entwickelt, ist auch von den Tierhaltern abhängig.
Quelle: Goldberger

Es ist angerichtet. Die deutsche Bundesregierung will in acht Jahren 30 % Bio-Fläche erreichen. Die Förderprogramme der deutschen Bundesländer sind ab 2023 entsprechend hoch dotiert. Alleine es fehlt an umstellungswilligen Bauern. Der Grund liegt auf der Hand: Die Preise für konventionelle Agrarprodukte sind in den vergangenen Monaten gestiegen, zum Teil stärker als die Bio-Preise. Auch in Österreich ist das Interesse der Bauern an einer Bio-Umstellung überschaubar. Trotzdem lohnt sich ein Blick auf die Bio-Märkte. Ist die Umstellung zum Bio-Landbau derzeit wirklich sinnlos? Oder ist die „antizyklische“ Bio-Umstellung gerade jetzt sinnvoll, weil ohne Umstellungswelle bald Unterversorgung herrscht? Wir haben nachgefragt.

Wachstum bremst sich ein

Fakt ist, dass die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln in den vergangenen beiden Jahren dynamisch gestiegen ist. Gegenüber 2019 gaben Konsumenten in Österreich 2021 um 20 % mehr für Bio-Lebensmittel (Frischwaren ohne Brot und Gebäck) aus. In Deutschland liegt das Wachstum sogar bei 30 %. Die Corona-Pandemie, ein gestiegenes Gesundheitsbewusstsein und die Tatsache, dass sich viele Arbeitnehmer in den Lockdowns zuhause Bio-Lebensmittel „gönnten“, schienen die Markttreiber zu sein. Dass diese steile Nachfragekurve wieder abflacht, war den meisten Marktteilnehmern klar. Demnach gingen die Bio-Ausgaben in Deutschland und Österreich im ersten Halbjahr 2022 gegenüber dem Rekordjahr 2021 um ca. 5 % zurück. Damit liegt man aber immer noch wesentlich über dem Niveau von 2019, also vor Pandemiebeginn.

Markt für Bio-Schweine ausgeglichen

Nach Jahren der Unterversorgung zeigt sich der Bio-Schweinemarkt derzeit ausgeglichen.
Quelle: Goldberger

Ähnlich sieht die Situation am Bio-Schweinemarkt aus. Der Boom der vergangenen Jahre flacht etwas ab. Nach zwei Jahren der Unterversorgung könne nun die Nachfrage gut bedient werden, berichtet die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft in Deutschland. Auch in Österreich spricht der Vermarkter Bioschwein Austria von einem ausgeglichenen Markt, trotz wachsendem Angebot: „Wir vermarkten heute 20 % mehr Schweine als vor zwei Jahren“, erklärt Geschäftsführer Hans Ollmann. Laut Ollmann wächst der Markt in Schüben, alle drei bis vier Jahre sei eine Beruhigung des Marktes feststellbar. „Langfristig gehe ich von weiterem Wachstum aus.“ Aktuell spüre er von der Gastronomie eine gute Nachfrage. Angebotsseitig blieben allerdings einzelne Stallplätze aufgrund der hohen Futterkosten leer, auch Zuchtsauen würden vereinzelt reduziert. „Das spüren wir in einem Jahr. Gut möglich, dass dann Schweine fehlen, wenn der Markt wieder anzieht.“

Vorsicht am Bio-Milchmarkt

Vorsichtig sind die Molkereien, wenn es um neue Bio-Lieferanten geht. In Bayern gebe es Wartelisten, erklärt Hans-Jürgen Seufferlein vom Milcherzeugerverband Bayern. Molkereien würden nur dann neue Bio-Lieferanten aufnehmen, wenn der Absatz wieder steigt. In Österreich spricht die größte Molkerei des Landes, die Berglandmilch, von einer ausreichenden Bio-Milchanlieferung ihrer Mitglieder. Man könne die Nachfrage gut bedienen und denke daher nicht an eine Ausweitung der Bio-Rohmilchbasis, so Obmann Stefan Lindner. Die konventionellen wie auch die Bio-Milchpreise steigen seit Monaten – in Österreich aufgrund der Koppelung weitgehend parallel. In Deutschland hingegen schmilzt der Preisabstand zunehmend. Auch im Lebensmittelhandel sind die Preisunterschiede gering. Das sei eine Chance, meint Susanne Maier, Geschäftsführerin von Bio Austria: „Die Vermutung liegt nahe, dass aufgrund der geringen Preisunterschiede wieder mehr Menschen zu Bio- Milchprodukten greifen.“ Sie ortet derzeit „tendenziell Platz für Neueinsteiger“.

Getreidemarkt ist offen für Neueinsteiger

Positiver sieht die Situation am Bio-Getreidemarkt aus. Die Nachfrage ist gut, die Preise haben zur Ernte hin nochmals einen Sprung gemacht. Auch für die Herbstkulturen Mais und Soja sieht die Situation vielversprechend aus.

 

Weiters in diesem Artikel:

  • Warum der Bio-Getreidemarkt für Neueinsteiger offen ist
  • Wie der Bio-Markt für Eier und Geflügel aussieht
  • Bis wann man einen Kontrollvertrag braucht
  • Wann die Antragsfrist für die Bio-Förderung endet

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