Weidehaltung ist gut angeschrieben bei den Konsumenten. Auch die Touristen und Hotels schätzen weidende Kühe. Kühe passen einfach gut in die Landschaft. Geschmückte Kühe beim Almabtrieb nutzen auch die Straßen – zur Freude der Schaulustigen. Geht es aber um den täglichen Gang zur Weide, ist die Freude der Nicht-Landwirte bald getrübt. Kühe haben ihr eigenes Tempo, und das entspricht weniger einem Moped als einem Tagträumer. Da ist die Geduld derer bald ausgereizt, die morgens wieder spät dran sind. Eine querende Kuhherde am Weg zur Weide ist beim Weg zur Arbeit meist nicht mehr eingeplant. Und abends? Dasselbe Spiel. Just, wenn die Computer endlich ausgeschaltet sind und der abendliche Stau aus der Stadt überstanden ist, trottet die Herde mit vollen Eutern zurück in den Stall. Das gehört eben zum Landleben dazu. Nicht jeder Landwirt hat seine Weiden gleich hinterm Stall. Viele müssen mit ihren Kühen morgens und abends öffentliche Straßen queren oder die Herde ein Stück daran entlang treiben. Meist geht es nur um ein paar Minuten, dann sind die Straßen wieder frei. Schweizer Landwirte haben sogar schon Unterführungen gebaut, damit die Kühe jederzeit Zugang zur Weide und zum Melkroboter haben, ohne dafür die öffentliche Straße absperren zu müssen. Dabei sind Kuhbegegnungen auf den heimischen Straßen im Vergleich zu anderen Ländern selten. In Indiens Städten gehören Kühe zum täglichen Straßenbild. Die dort als heilig geltenden Tiere dürfen sich überall frei bewegen und stehen, fressen und liegen, wo immer es ihnen gefällt – sei es im Marktgelände oder auf der Straße. Ich fordere nicht die Heiligsprechung der Kuh im Alpenraum, aber gegenseitige Rücksichtnahme von Treibern und Betroffenen und Vernunft und Hausverstand bei den Rechtssprechenden, wenn es wieder um Rindviecher und andere Verkehrsteilnehmer geht.
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