Berufsbild Besamungstechniker: Die Kälbermacher

Der froschgrüne Wagen der Tierarztpraxis Aflenz hält vor dem Stall von Familie Leitner in Turnau. Karoline Strauß steigt aus und streift sich einen Stallmantel über. Im Kofferraum ihres Autos steht ein Stickstofftank. Sie öffnet den Deckel, weißer Dampf quillt heraus. Mit einer Pinzette hebt Karoline eine Samen-Paillette aus dem Tank und lädt damit ihre Besamungspistole. Dann geht sie in den Stall. Dort ist eine Fleckviehkalbin im Fressgitter fixiert und wartet auf die ausgebildete Besamungstechnikern. Karoline zieht die Besamungspistole aus ihrem Stallmantel und beginnt mit ihrer Arbeit.

Technikerin statt Tierärztin

Seit zwei Jahren arbeitet die 23-jährige Steirerin in diesem Beruf. Nach der Matura an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein wollte sie eigentlich Veterinärmedizin studieren. Sie fuhr zum Aufnahmetest nach Wien, bekam aber keinen Studienplatz. „Als ich auch ein Jahr später nicht zum Studium zugelassen wurde, suchte ich mir einen anderen Weg“, erinnert sich Karoline.

Zwischenzeitlich hatte sie in einer Kleintierpraxis als Tierarzthelferin angefangen. Zeitgleich suchte ihre Chefin Nikola Dirscher zwei Jahre erfolglos nach Verstärkung für die Tierarztpraxis (LANDWIRT 22/2021 „Warum die Tierärzte fehlen.“). Deshalb bat sie Karoline, sie zumindest bei den Besamungen zu entlasten. Anfang 2020 reiste Karoline nach Berlin und nahm beim Besamungstechniker-Kurs am Institut für Fortpflanzung landwirtschaftlicher Nutztiere in Schönow teil.

Ein kurzer Ausflug, wie die Besamungstechnikerin berichtet: „Leider mussten sie uns nach zwei Wochen wieder heimschicken. Der erste Lockdown zwang uns, auf Online-Lehre umzusteigen.“ Für die Prüfung reiste sie dann doch noch einmal nach Berlin. Seither übernimmt Karoline für ihre Chefin einen Teil der Besamungen. Denn Nikola Dirscher hat die Suche nach Tierärzten für ihre Praxis mittlerweile aufgegeben. So bleibt die Besamungstechnikerin Karoline weiterhin die einzige Mitarbeiterin in Dirschers Großtierpraxis.