Ein Interview von Bernhard HENNING
LANDWIRT: Warum war eine neue EU-Strategie für den Wald notwendig?
Elisabeth Köstinger: Viele Europäische Politikbereiche, wie Energie-, Umweltund Klimapolitik, haben Einfluss auf die Bewirtschaftung der Wälder. Wenn wir weiterhin eine gute, funktionierende Forstwirtschaft und gesunde Wälder in Europa haben wollen, dann müssen wir sie in den verschiedenen europäischen Strategien besser positionieren. Es kann nicht sein, dass der Forstsektor ständig neue Auflagen übergestülpt bekommt, ohne selbst mit am Tisch zu sitzen. In der EU-weiten Strategie sollen alle Potenziale des Forstsektors angespro chen werden, sowohl seine Leistungen für Natur und Umwelt als auch sein ökonomischer Wert für die Gesellschaft. Mir ist es dabei besonders wichtig, dass das Fachwissen der Praktiker – unserer Förster und Waldbesitzer vor Ort – besser genutzt wird.
In ihrem Heimatbundesland Kärnten gab es im April heftige Waldbrände. Werden mit der neuen Strategie auch Fördermittel für Waldbesitzer und Feuerwehren zur Abwehr von Waldbränden entstehen?
Das Ziel der neuen EU-Waldstrategie ist es nicht, neue Fördertöpfe zu schaffen, sondern viel mehr einen strategischen Rahmen für nachhaltige Waldbewirtschaftung zu geben und Koordinierung dort anzubieten, wo es nötig ist. Das wird beispielsweise bei grenzüberschreitenden Waldgebieten, Schädlingsbekämpfung oder europäischen Qualitätssiegeln für nachhaltige Waldbewirtschaftung der Fall sein.
Die europäischen Wälder sind ja sehr unterschiedlich. Für einen Pinienwald in Italien greifen andere Maßnahmen als für einen Schutzwald in den Alpen. Die Europäische Union soll die Gemeinschaftspolitik zur Forstwirtschaft besser abstimmen, diese aber keineswegs vereinheitlichen. Das ist wichtig, denn in Österreich können wir auf ein starkes, regional gelegtes Fundament bauen!
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