Die Blauzungenkrankheit ist aktuell bei uns wieder auf dem Vormarsch – diesmal mit dem Serotyp BTV-3. Nachdem wir einige Jahre Ruhe hatten, breitet sich das Virus in Deutschland und Österreich aus und sorgt für Handlungsbedarf. Die Krankheit betrifft vor allem Schafe, Rinder und Ziegen und wird von Gnitzen übertragen. Für Tierhalter bedeutet das: Meldepflicht. Sobald der Verdacht auf Blauzunge besteht, müssen Sie dies sofort Ihrem Veterinäramt bzw. dem Amtstierarzt melden. Danach folgen meist Sperrzonen (in Österreich das gesamte Bundesgebiet) und Einschränkungen beim Handel und Transport von Tieren. Besonders das Verbringen aus Sperrzonen ist mit Auflagen verbunden. Die Vorschriften unterscheiden sich allerdings zwischen Deutschland und Österreich, manchmal sogar zwischen einzelnen Region. Daher ist es wichtig, dass Sie sich bei Ihrer zuständigen Behörde genau informieren, welche Regeln aktuell für Sie gelten. Als Gegenmaßnahme wird häufig eine Impfung der Tiere empfohlen. Aber auch vorbeugende Maßnahmen wie ein Schutz vor den Gnitzen – sie übertragen das heimtückische Virus – saubere Ställe und regelmäßige Gesundheitskontrollen Ihrer Tiere können das Infektionsrisiko deutlich senken. Bleiben Sie aufmerksam und schützen Sie Ihre Tiere. Informieren Sie sich frühzeitig über die aktuelle Lage, um unnötige Einschränkungen und wirtschaftliche Verluste zu vermeiden.
Niederlande
Erster Nachweis: September 2023 in einem Schafbestand im Osten des Landes
Chronologie: rasche Ausbreitung über das gesamte Land bis Ende 2024
Fallzahlen: über 2.200 Betriebe bis Oktober 2023
Betroffene Tierarten: Schafe, Rinder
Hauptregionen: östliche Niederlande, nahe der deutschen Grenze
Maßnahmen: umfangreiche Testprogramme, empfohlene Impfungen, Schutzmaßnahmen gegen Gnitzen
Wirtschaftliche Auswirkungen: Produktionsverluste und Einschränkungen beim Export von lebenden Tieren in andere EU-Staaten
Belgien
Erster Nachweis: Oktober 2023
Chronologie: Schwerpunkt der Ausbrüche in Flandern und Wallonien
Fallzahlen: nicht bekannt
Betroffene Tierarten: Schafe, vereinzelt Ziegen und Rinder
Hauptregionen: Flandern, Wallonien
Maßnahmen: Meldepflicht, Transportbeschränkungen für betroffene Betriebe, Impfempfehlung
Wirtschaftliche Auswirkungen: Regionale Einschränkungen beim Handel und zusätzliche Kosten für Überwachungsmaßnahmen
Schweiz
Erster Nachweis: August 2024
Chronologie: Fälle traten vor allem im Tessin, in Waadt und Genf auf
Fallzahlen: 108 Betriebe bis September 2024
Betroffene Tierarten: Schafe und Rinder
Maßnahmen: Überwachungsmaßnahmen, präventive Impfempfehlungen für betroffene Gebiete
Wirtschaftliche Auswirkungen: bisher begrenzt, hauptsächlich Monitoringkosten
Italien
Erster Nachweis: Oktober 2017
Chronologie: Parallel zu BTV-4 wurden BTV-3-Fälle in Sizilien, Kalabrien und Apulien gemeldet
Betroffene Tierarten: Schafe (schwere Symptome), Rinder (mildere Symptome)
Hauptregionen: Apulien, Sizilien, Kalabrien
Maßnahmen: Impfkampagnen und strenge Quarantäne- und Transportregelungen in den betroffenen Regionen
Wirtschaftliche Auswirkungen: Höhere Verluste bei Schafbeständen und Einschränkungen beim Transport lebender Tiere
Deutschland
Erster Nachweis: Oktober 2023 in Nordrhein-Westfalen
Chronologie: Zunächst Ausbrüche in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, anschließend Ausbreitung nach Bayern, Rheinland-Pfalz und Hessen
Fallzahlen: über 4.300 Betriebe bis Januar 2025
Betroffene Tierarten: Schafe (schwere Symptome mit hoher Mortalität), Rinder (meist milde Symptome), selten Ziegen
Hauptregionen: die westlichen Bundesländer
Maßnahmen: Einführung eines Eilverfahrens zur Impfung gegen BTV-3, Überwachung der betroffenen Bestände, strenge Transportregelungen
Wirtschaftliche Auswirkungen: Einschränkungen beim Export von Zuchtrindern und erheblich höhere Kosten für Monitoring und Testungen. Ein Rückgang der Milchleistung bei Rindern wurde in betroffenen Gebieten festgestellt
Österreich
Erster Nachweis: September 2024 in Vorarlberg
Chronologie: Im Herbst 2024 kam es zu mehreren Ausbrüchen in Vorarlberg und der Steiermark (hier BTV-4). Ausbreitung nach Tirol, Salzburg und Oberösterreich
Fallzahlen: 372 Betriebe bis Februar 2025
Hauptregionen: Vorarlberg, Tirol
Betroffene Tierarten: Schafe zeigen häufig schwere Symptome, während Rinder milder betroffen sind
Maßnahmen: Aufhebung des BTV-Freiheitsstatus, Empfehlung zur Impfung, Quarantänemaßnahmen in betroffenen Gebieten
Wirtschaftliche Auswirkungen: Verlangsamung des Rinderhandels und erhebliche Kosten für präventive Maßnahmen
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