Es braucht eine geschlossene Produktionseinheit, die Wärme, Licht, CO2 und Nährstoffe wie Nitrat, Phosphat und Spurenelemente bereitstellt. Alles andere läuft fast explosionsartig, weil die Vermehrung dieser Lebewesen mit Zellteilung je Zeiteinheit und je Flächeneinheit alle anderen landwirtschaftlichen Produktionszweige bei Weitem übertrifft. Selbst energieeffiziente C4-Pflanzen wie Mais, Schilf oder Hirse schauen im Vergleich zu den Algen alt aus. Die 10-fache Produktivität an organischer Substanz je Hektar und Jahr ist zu erzielen – und das bei perfekter Ausnutzung der kostenlosen Ressource Sonnenenergie über die Photosynthese. Genau genommen sind die verwendeten Algen Cyanobakterien oder Blaualgen mit der äußerst interessanten Eigenschaft, aus Wasser große Mengen an Nährstoffen aufzunehmen. Diese Algenart mit ihrer wasserreinigenden Wirkung könnte die Klärfunktion für Biogas-Gülle genauso übernehmen wie die Abwasserreinigung oder die Trinkwasseraufbereitung.
Erste Anlagen in Österreich
Die Firma ecoduna aus Bruck an der Leitha in Österreich beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Algenproduktion in großem Stil. Dafür haben die beiden Firmengründer eigens eine Anlage entwickelt, die optimiert auf die Lichtzufuhr in das geschlossene Röhrensystem maximale Algenerträge je Produktionsfläche ermöglicht. Lisa-Marie Dormayer, die MarketingSprecherin des Unternehmens, erklärt: „Die produzierten Algen können grundsätzlich für Futtermittelzwecke verwendet werden und sind dazu bestens geeignet.“ Die Produktionsmengen in der bereits in Betrieb befindlichen Testanlage reichen dafür aber bei Weitem nicht aus. Der aktuelle „Weltmarkt“-Preis für Algenpulver in Futtermittel-Qualität zu Preisen zwischen 15 und 50 je Kilogramm liegt außerdem mit 5 bis 15 Euro je Kilogramm Algenpulver deutlich über der laut Inhaltstoffen gerechtfertigten Preiswürdigkeit. Die Hauptmenge findet aktuell zu Preisen zwischen 15 und 50 je Kilogramm als Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetik-Zusatz Verwendung. Als Futtermittelzusatzstoff kann Algenpulver aber auch jetzt schon in geringen Mengen im Promillebzw. Prozentbereich eingesetzt werden. Daraus ergibt sich aber vielmehr ein fruchtbarkeitsund gesundheitsfördernder Ansatz, als zur Nährstoff-Versorgung in relevantem Anteil beizutragen. Die Firma ecoduna wird aber ihre Produktionsanlagen – unter anderem auch durch Ausgabe junger Aktien im September 2017 – in den nächsten Jahren kräftig ausbauen und damit die verfügbaren Mengen deutlich erhöhen. Durch die wasserreinigende Wirkung sind Algen z. B. für Wassergenossenschaften oder die Verwertung von flüssigen Nährstofflösungen wie Biogas-Gülle und Ähnlichem landwirtschaftlich zusätzlich interessant.
Manuel BÖHM
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