KommentarKlimaschutz: “Österreich verschläft Möglichkeiten”

Klimaschutz: “Österreich verschläft Möglichkeiten”

Reden wir über Klimaschutz. Wieder einmal. Denn ich habe von Georg Schmid aus Ladendorf in Niederösterreich ein Schreiben erhalten. Der Leser bezieht sich darin auf mein Editorial in der Ausgabe 3/2025.

„Sehr geehrter Herr Gruber,
es freut mich sehr, wenn Sie in Ihrem Editorial auch eine Lanze für den Klima- und Umweltschutz brechen. Gleichzeitig warnen Sie vor den Extrempositionen ,schnurzpiepegal‘ und ,quasi-religiöser Brechstangen-Klimaschutz‘. Den Schnurzpiepegal-Kurs sehe ich in Österreich. Ich sehe ihn bei der FPÖ (vermutlich meinten Sie diese Partei), aber auch bei der ÖVP ist es nicht weit her mit den Klimaschutz-Ambitionen. Was ich nicht sehe, ist ein Brechstangen-Klimaschutz in Österreich. Wo wäre dieser? De facto verschläft Österreich in vielen Teilen den Klimaschutz. Da wird auf E-Fuels für Pkw gesetzt (was jeder Experte als Schwachsinn abtut). Geschwindigkeitsbeschränkungen sind wie Weihwasser für den Teufel. Der Umstieg auf andere Heizsysteme soll nur ja lange hinausgezögert werden. Für Klimaschutz sind viele, für Maßnahmen wenige.

Und auch Ihr Artikel, der sich maßvoll liest, liest sich doch auch sehr nach der österreichischen Grundhaltung ,Wasch mich, aber mach mich nicht nass‘. Ich empfehle, den Vortrag von Helga Kromp-Kolb von den Humustagen 2024 in Kaindorf (in der Steiermark, Anm.) nachzuhören. Weil, was zerstört ist, ist zerstört. Und das CO2 in der Luft wird durch Maßnahmen nicht weniger, es wird nur langsamer mehr. In diesem Sinne schreiben Sie bitte weiter für Umwelt- und Klimaschutz, aber muten Sie bitte den Leuten auch zu, dass uns Maßnahmen treffen werden. Wenn nicht uns, dann treffen die Auswirkungen unsere Kinder und unsere Landwirtschaft umso mehr.“

Antwort des Chefredakteurs

Sehr geehrter Herr Schmid,
vielen Dank für Ihre aufrüttelnden Worte. Ich stimme Ihnen zu: Der Politik fehlt die Erzählung, wohin die Reise bei den Klimamaßnahmen geht. Stattdessen verunsichert sie die Bevölkerung mit häufigen Richtungswechseln, ja sogar mit dem Rückwärtsgang. Sie nennen die Dinge richtig beim Namen.

Freilich benötigt Klimapolitik die Unterstützung und das Vertrauen der Menschen, um langfristig erfolgreich zu sein. Das EU-Renaturierungsgesetz (und Österreichs Zustimmung dazu) zeigt exemplarisch, wie die Expertise der von den Maßnahmen betroffenen Forstwirte nicht ausreichend berücksichtigt wurde. Diese Brechstangen-Politik schadet dem Klimaschutzgedanken. Das Vertrauen ist ramponiert. Leider.

Ihre Meinung, Ihre Anregungen, Ihr LANDWIRT
Schreiben Sie mir gerne: christoph.gruber@landwirt-media.com

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