Am zweiten Messetag besuchte mit Bauernbund-Präsident Georg Strasser, LK-Präsident Josef Moosbrugger sowie Bundesministerin Elisabeth Köstinger auch die heimische Agrarspitze die Rieder Messe. Der einhellige politische Tenor lautete, dass sich die Wertschätzung der Landwirtschaft endlich auch in den Einkommen der Bauern widerspiegeln müsse, während es für den Handel an der Zeit sei, “Verantwortung” zu übernehmen. Eine erste Bilanz zog auch der Veranstalter: Der Zustrom zum Rieder Volksfest habe die Erwartungen insgesamt “bei Weitem übertroffen”.
Solidarität “auch beim Regal”
Landwirtschaftsministerin Köstinger prangerte in ihrer Rede am Freitag den ungleichen Kampf zwischen Bauern und Handel an. Sie ortet hier ein Kräfteverhältnis wie David gegen Goliath. “Wenn von einem Kilogramm Schnitzelfleisch nur noch 85 Cent bei den Bäuerinnen und Bauern verbleiben und wir gleichzeitig beim AMA-Gütesiegel um 2–3 Cent für mehr Tierwohl diskutieren”, so die Ministerin, “dann passt die Werbung des Lebensmittelhandels nicht mit der Realität zusammen.” Daher forderte Köstinger Konsumenten zu Solidarität mit den Bauern “auch beim Regal” auf. Die Politik jedenfalls wolle die notwendigen praxistauglichen Rahmenbedingungen “für die Zukunft unserer Familienbetriebe schaffen”.
Aus dem Würgegriff befreien
Bauernbund-Präsident Strasser verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass vernünftig darüber gesprochen werden müsse, wer die Umbauten für Tierwohlställe bezahle. Denn: “Die Kosten für bessere Fütterungs- und Haltungsbedingungen werden die Bauern sicher nicht alleine tragen”, konstatierte er. Für eine langfristige Weiterentwicklung insbesondere in der Schweinebranche brauche es Zusagen der Lebensmitteleinzelhändler. Handel, Gastronomie und Konsumenten seien neben den Bauernfamilien wichtige Entscheidungsträger und müssten daher ihre Verantwortung im Konsum wahrnehmen.
Einen ähnlichen Ton schlug auch LK-Präsident Moosbrugger an. Er rief den Handel dazu auf, zu seiner “Nachhaltigkeitsverantwortung” zu stehen. Dieser könne “nicht ständig von den Bauern mehr Leistungen fordern und dann die Abgeltung der Mehrkosten blockieren”. Es sei endlich Zeit, sich aus dessen Würgegriff zu befreien. Dazu sei ein nationaler Schulterschluss entlang der gesamten Wertschöpfungskette notwendig – verlässliche Qualitätspartnerschaften und bessere Erzeugerpreise eingeschlossen. Außerdem, so Moosbrugger, sei der Gesundheitsminister gefordert, das auf dem Tisch liegende Paket zur verpflichtenden Herkunftskennzeichnung endlich umzusetzen.
Besucherzahlen auf Vor-Corona-Niveau
Neben politischen Themen standen freilich überwiegend die Messeausstellungen im Mittelpunkt des Besucherinteresses. Eine erste Bilanz dahingehend zog mittlerweile auch der Veranstalter. Hier heißt es, dass der Besucherzustrom im Messebereich an allen vier Tagen “überdurchschnittlich groß” gewesen sei. Obwohl noch keine konkreten Besucherzahlen vorliegen, gab die Geschäftsführung auf Anfrage bekannt, dass man das Niveau von 2019 – als vor der Coronapandemie – erreicht habe. Die Aussteller hätten sich mit der Besucherfrequenz zudem sehr zufrieden gezeigt.
Die Rieder Messe mit rund 500 Ausstellern ging am Sonntag zu Ende. Es war dies die erste große Messeveranstaltung im Bereich Landwirtschaft seit Beginn der Coronapandemie.
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