KommentarSauberes Fleisch

Sauberes Fleisch

Was schmeckt Ihnen besonders gut? Wie wäre es mit einem Zellhaufen vom Nutztier, in der Petrischale mit Zucker, Aminosäuren, Vitaminen und Wachstumsserum gezüchtet. Im Bioreaktor zu einer Art Hackfleisch gereift. Verfeinert mit ein bisschen Kleber zaubert der 3D-Drucker fleischähnliche Stücke daraus. Das Imitat aus dem Labor wird auch als „clean meat“ bezeichnet – sauberes Fleisch.

Was soll das bedeuten? Dass dieses Fleisch nicht aus „schmutzigen“ Ställen stammt; von Tieren, die naturgemäß urinieren und koten? Oder, dass man es reinen Gewissens essen kann, weil dafür kein Tier gestorben ist? Beides gilt nicht, denn die Stammzellen, die für das Laborfleisch notwendig sind, werden lebenden Rindern und Schweinen entnommen. Auch nicht unbedingt tierlieb. Was passiert mit den Labortieren, wenn sie nicht mehr gebraucht werden? Schläfert man sie „artgerecht“ ein und wirft sie danach weg? Schlachtung ist ja bekanntlich böse. Dass die stromfressende Laborproduktion nachhaltiger ist als Kreislaufwirtschaft auf Familienbetrieben, wage ich zu bezweifeln.

Klar ist, dass Biotech-Unternehmen, die Kunstfleisch auf den Markt schmeißen wollen, nicht unsere Landschaft pflegen, keinen Dünger für Feldfrüchte erzeugen, jungen Leuten am Land keinen Arbeitsplatz geben. Zudem ist unklar, ob Kunstfleisch gesundheitlich unbedenklich ist. Noch ist es in der EU nicht zugelassen. Allerdings hat ein Unternehmen in der Schweiz im Sommer 2023 den europaweit ersten Antrag zur Zulassung von Fleischimitaten gestellt. Falls die Politik deren Einführung nicht aufhält: Klären wir unsere Mitmenschen jetzt schon auf, womit sie es zu tun haben werden. Und warum ehrlich erzeugtes Fleisch besser ist als „sauberes“.

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