ForstSicherheit an erster Stelle

Sicherheit an erster Stelle

Peter Mayer, Leiter des Bundesforschungszentrums für Wald, Forstministerin Elisabeth Köstinger, ein Forstarbeiter des BFW und Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit.
Quelle: BMLRT

Im Herbst und Winter findet in Österreichs Wäldern der Schwerpunkt der Holzernte statt. Waldarbeiten erfolgen dabei oft in steilem und unwegsamem Gelände. Dabei kommt es immer wieder zu schweren Unfällen. Bundesministerin Elisabeth Köstinger, der Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV), Othmar Thann, und der Leiter des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW), Peter Mayer, rufen daher in einem gemeinsamen Appell alle Forstwirte und Waldarbeiter dazu auf, die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen konsequent einzuhalten. “Waldarbeit ist kein Kinderspiel, sondern harte Arbeit. Jedes Jahr passieren zahlreiche Unfälle in unseren Wäldern. Durch Stürme, Schnee und Borkenkäfer sind die Schadholzmengen in den heimischen Wäldern dramatisch angestiegen. 2019 waren rund 62 % der gesamten österreichischen Holzernte von 18,9 Mio. Erntefestmetern Schadholz. Auch für 2020 werden ähnliche Zahlen prognostiziert. Das erhöhte Schadholzaufkommen trägt dazu bei, dass das Holz rasch aus den Wäldern abtransportiert werden muss. Damit steigt die Intensität der Arbeit und somit auch das Unfallrisiko in unseren Wäldern”, erklärt Köstinger.

Schlechte Witterungsbedingungen

Die Auswertung der Unfalldatenbank des Kuratoriums für Verkehrssicherheit zeigt, dass sich in Österreich jährlich rund 1.500 Personen bei der privaten Waldarbeit so schwer verletzen, dass eine Behandlung im Krankenhaus nötig ist. Bei rund 40 % der Unfälle müssen die Verletzten stationär aufgenommen werden. Beinahe jeder fünfte Unfall passiert im November. Gerade im Winter und auch in der Übergangszeit zum Frühjahr tragen schlechtes Wetter und ein manchmal vereister oder rutschiger Untergrund zu erhöhtem Risiko bei Waldarbeiten bei. Dazu kommt, dass auch das Holz an solchen Tagen nass ist und damit leichter ins Rutschen kommt. “Die Aufarbeitung von Sturmschäden birgt ein besonderes Risiko – verspannte Hölzer und umkippende Wurzelkörper können bei falscher Schnittführung lebensgefährlich werden. Fehlende Schutzausrüstung – drei von vier Personen verzichten auf den Schutzhelm – erhöht das Risiko”, warnt Thann. Besonders oft treten bei Unfällen im Wald Frakturen auf, die am häufigsten betroffenen Körperteile sind Unterschenkel, Finger und Fußgelenk. Eine Schutzausrüstung wird zwar auch im Rahmen von privaten Wald- und Holzarbeiten großteils getragen, allgemeiner Standard ist sie jedoch nicht. “Gerade beim Tragen von Arbeitshandschuhen und Helmen ist Nachholbedarf gegeben”, so der Experte. Ein Blick auf die Helmtragequote zeige ein ernüchterndes Bild: Etwa drei von vier Personen verzichten bei privaten Waldarbeiten auf das Tragen eines Schutzhelmes. „Hier ist ohne Zweifel noch viel bewusstseinsbildende Aufklärungsarbeit zu leisten“, so Thann. Durch eine fachgerechte Vorbereitung und gute Schutzausrüstung könne das Unfallrisiko deutlich verringert werden.

Nie alleine arbeiten

“Große Teile des österreichischen Waldes werden kleinflächig bewirtschaftet. Vor allem für private Waldarbeiter stellt die Aufarbeitung von Schadholz eine besondere Herausforderung mit erhöhtem Unfallrisiko dar. Essenziell für sicheres Arbeiten im Wald sind folgende Punkte: Nicht allein arbeiten, unbedingt eine Erste-Hilfe-Ausrüstung mitnehmen und eine vollständige Schutzausrüstung verwenden. Dazu gehören ein Schutzhelm mit Visier- und Gehörschutz, eine schnittfeste Hose für das Arbeiten mit der Motorsäge und vor allem auch spezielles Sicherheitsschuhwerk. Allein an den Forstlichen Ausbildungsstätten des BFW in Ossiach und Traunkirchen bieten wir rund 100 verschiedene Kursthemen an, um praxis- und sicherheitsorientiert auf die vielfältige Arbeit im Wald vorzubereiten”, informiert Mayer. “Ich lege jedem ans Herz, so einen Kurs zu besuchen und somit sicher und vor allem vorbereitet in den Wald zu gehen”, so Köstinger.

Unfallgefahr bei der Schadholzaufarbeitung

  • Rund 62 % der gesamten österreichischen Holzernte (gesamte Holzernte 18,9 Mio. Erntefestmeter) waren 2019 Schadholz. Österreichweit sind aufgrund des Borkenkäfers rund 4,3 Mio. Erntefestmeter Schadholz angefallen.
  • Rund 80 % der Wälder Österreichs befinden sich im Privatbesitz.
  • Die Auswertung der Unfalldatenbank des KFV zeigt, dass sich jährlich in Österreich rund 1.500 Personen bei der privaten Waldarbeit so schwer verletzen, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Im professionellen Bereich ist die Zahl mit rund 800 Verletzten pro Jahr deutlich geringer.
  • Bei rund 40 % der Unfälle müssen die Verletzten stationär aufgenommen werden. Die Hälfte der Personen, die sich bei der privaten Waldarbeit verletzen, sind Männer ab 60 Jahre.
  • Beinahe jeder fünfte Unfall passiert im November.
  • Die Aufarbeitung von Sturmschäden birgt ein besonderes Risiko – verspannte Hölzer und umkippende Wurzelkörper können bei falscher Schnittführung lebensgefährlich werden.
  • Besonders häufig treten bei der Waldarbeit Frakturen auf (ca. 46 %). Die am häufigsten betroffenen Körperteile sind Unterschenkel, Finger und Fußgelenk/Knöchel.
  • Eine Schutzausrüstung wird zwar auch im Rahmen privater Wald- und Holzarbeiten großteils getragen, allgemeiner Standard ist sie jedoch nicht. Beim Tragen von Arbeitshandschuhen und Helmen ist Nachholbedarf gegeben. Fehlende Schutzausrüstung ist ein Problem – drei von vier Personen verzichten auf den Schutzhelm.

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