Die australischen Rindermärkte stehen 2023 vor einem entscheidenden Jahr, unter anderem weil es noch nie ein La-Niña-Wettermuster vier Jahre in Folge gegeben hat. Steigende Bestandszahlen und die Wahrscheinlichkeit einer trockeneren zweiten Jahreshälfte werden die Verfügbarkeit von Rindern erhöhen und die Preissetzungsmacht zugunsten der Verarbeiter neu ausbalancieren, schreibt Argusmedia laut Dow Jones News in einem Schwerpunktbericht.
Die Schlachtzahlen in Australien begannen demnach 2022 mit 72.477 Tieren pro Woche. Nur dreimal wurde im Juli und August die Marke von 100.000 Schlachtungen pro Woche überschritten. In der letzten Novemberwoche wurden allerdings 105.093 Rinderschlachtungen vermerkt, die bisher höchste Schlachtzahl in diesem Jahr.
Die Dürre in Australien im Jahr 2019 hatte die Erzeuger veranlasst, ihre Herde aufzulösen, was die jährliche Schlachtzahl auf 8,5 Mio. Tiere ansteigen ließ. Diese Zahl sei jedoch seither gesunken, da La Niña für überdurchschnittliche Niederschläge sorgte. Dadurch gingen die Schlachtungen um 44% auf 4,8 Mio. Tiere im Jahr 2021 zurück. Die Schlachtzahlen für 2022 werden laut Prognose wahrscheinlich weiter sinken und bei 4,23 Mio. Tieren liegen.
Die niederländische Rabobank prognostiziert, dass die US-Rindfleischerzeugung in den nächsten vier Jahren aufgrund der anhaltenden Trockenheit und der verringerten Kalbinnenhaltung ihren Tribut fordern wird. Die US-Rindfleischproduktion werde bis 2023 um 3% zurückgehen, das entspräche 400.000 bis 500.000 t der jährlichen Rindfleischproduktion. Sollten Regenfälle in den USA die Dürre mildern, dürften sich die Erzeuger dem Wiederaufbau der Herden zuwenden, was die Rindfleischproduktion weiter verringern würde.
Die USA werden sich daher auf dem Weltmarkt umsehen, um diese Lücke durch Importe zu füllen. Dadurch ergeben sich für andere Länder, darunter Australien, größere Exportmöglichkeiten.
Nach Angaben des Australian Bureau of Statistics gab es 2021 in Australien 24,4 Mio. Rinder. 2022 dürfte der australische Rinderbestand um 5,6% auf 27,6 Mio. Stück steigen, wie Meat and Livestock Australia prognostiziert. Erhebliche Herausforderungen im Zusammenhang mit den Verarbeitungskapazitäten dürften das volle Produktionspotenzial in Australien im Jahr 2022 beeinträchtigen. Dazu zählen Personalknappheit, hohe Rinderpreise, Logistikprobleme, Corona-Lockdowns und schwierige Fleischverkäufe. Viele dieser Probleme wurden inzwischen oder werden derzeit gelöst, so dass die Kapazität im Jahr 2023 steigen wird, heißt es.
Quelle: AIZ
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