Ein Interview von Marzell BUFFLER und Lena ADLHOCH, LANDWIRT Redakteure
LANDWIRT: Seit Jahren steigen die Pachtund Kaufpreise für landwirtschaftliche Nutzflächen. Ist das eine Blase, die irgendwann platzt?
Toews-Mayr: Der Preisanstieg kommt durch den Flächendruck. Die Fläche ist begrenzt und der Bedarf ist da. Deshalb erwarte ich mittelfristig nicht, dass die Preise absacken. Das würde sich nur dann ändern, wenn viele Landwirte aufhören. Aber die Betriebe sind momentan stabil.
Stabil im Sinne von leidensfähig?
Stabil insofern, dass es wenige Betriebsaufgaben gibt.
Das sehen Schweinehalter aber sicher anders. Im letzten Jahr haben sechs Prozent der Betriebe zugesperrt.
Sie haben mit der Schweinehaltung aufgehört. Aber diese Betriebe verkaufen ja nicht ihre ganzen Flächen. Viele machen mit Ackerbau oder im Nebenerwerb weiter. In Ballungsgebieten finden sie gute Arbeitsmöglichkeiten außerhalb der Landwirtschaft und führen stabile Nebenerwerbsbetriebe. Diese geben sie an die nächste Generation weiter. Da werden keine Flächen frei.
Wenn diese Betriebe ganz aufhören, würde das den Bodenmarkt entlasten?
Ja, aber es würde auch den Strukturwandel anheizen. Wir sind in einem Dilemma.
Der Flächenfraß kommt aber nicht allein davon, dass Nebenerwerbsbetriebe Flächen blockieren?
Nein. Landwirtschaftliche Flächen werden auch für andere Zwecke verwendet. Für Siedlungen, Verkehr, Gewerbe und ökologische Ausgleichsflächen. Besonders die Industrie mit eingeschossigen Bauten und großen Parkplatzflächen benötigt viel Platz.
Die bayerische Regierung will den täglichen Flächenverbrauch von 13 Hektar auf fünf Hektar senken. Wie soll das umgesetzt werden?
Ich kenne keine konkreten Maßnahmen, wie das ausgestaltet werden soll. Freiwillige Ziele gibt es schon lange. Die Politik fördert zudem Maßnahmen wie Dorferneuerungen und Innenentwicklung. Das sind alles Ansätze, die etwas bewirken. Der Flächenverbrauch geht zurück, aber es gibt noch keinen Durchbruch.
Wie kommt ein Betrieb zu Fläche, wenn er aufstocken will?
Betriebe in Bayern tun sich schwer zu wachsen. Man kann nicht einfach drei Hektar in Hofnähe kaufen. Betriebe, die erweitern wollen, kaufen deshalb Flächen in Ostdeutschland. Da sind die Preise niedriger und es stehen große Flächen zur Verfügung. Da kann man 200 Hektar am Stück kaufen.
Der Staat hat aber Möglichkeiten einzugreifen, damit landwirtschaftliche Flächen auch bei den Landwirten bleiben?
In Deutschland gibt es das Grundstücksverkehrsgesetz, das den Verkauf von landwirtschaftlichen Flächen regelt. 2017 kam in Bayern das Agrarstrukturgesetz hinzu. Darin ist festgelegt, dass die Landratsämter den Verkauf von Flächen genehmigen müssen, wenn diese größer als ein Hektar sind.
Betrifft das neue Gesetz viele Flächen?
Die Betriebsstrukturen in Bayern haben viele Flächen, die kleiner als zwei Hektar sind. Nur wenige davon haben weniger als ein Hektar. Deshalb sind seit 2017 viele Fälle dazugekommen, die geprüft werden müssen.
Wann wird der Verkauf nicht genehmigt?
Immer dann, wenn ein Versagungsgrund vorliegt. Das ist der Fall, wenn die Fläche durch den Verkauf unwirtschaftlich verkleinert wird. Oder wenn der Verkaufspreis deutlich über dem geschätzten Wert liegt. Der häufigste Grund, um einen Verkauf nicht zu genehmigen, ist gegeben, wenn es neben einem außerlandwirtschaftlichen Käufer einen kaufwilligen Landwirt gibt.
„Der Flächenverbrauch geht zurück, aber es gibt noch keinen Durchbruch.“
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