LandlebenFamilieWarum wir keine Zeit haben

Warum wir keine Zeit haben

Gefühlt läuft uns die Zeit dauernd davon.
Quelle: To Studio/shutterstock.com

Ich würde ja wirklich gerne, aber ich habe keine Zeit, „Mir läuft die Zeit davon, ich muss weg“, „Ich habe für gar nichts mehr Zeit“ – Sätze wie diese kennen Sie bestimmt. Wahrscheinlich sogar aus Ihrem Mund. Dabei brauchen wir nicht einmal ein schlechtes Gewissen haben, denn Zeitmangel kennt jeder von uns. Gefühlt haben wir nie genug Zeit. Zeit für den Partner, für Hobbys, fürs Entspannen, für sich selbst. Wer heute sagt, er hat keine Zeit, gilt als beschäftigt. Damit sagt man eigentlich: „Ich bin wichtig.“ Ein Gefühl, dass keiner von uns so schnell aufgeben will, denn das kratzt am Ego und Selbstwert – niemand will sich unnütz fühlen.

Doch der Unterschied zwischen „Zeit haben“ und „keine Zeit haben“ liegt am Interesse. Psychologin Sonja Kriebernegg-Kargl sagt dazu: „Die Wahrheit ist, dass wir keine Zeit finden wollen.“

Mag. Sonja Kriebernegg-Kargl ist Psychologin.
Quelle: Privat

Prioritäten setzen

Während wir uns also gegenseitig bemitleiden, keine Zeit mehr zu haben, vergessen wir eines: Unser Zeitmanagement haben wir selbst in der Hand. Theoretisch haben wir sogar mehr Zeit als noch vor 60 Jahren. Wir haben moderne Maschinen und erledigen Arbeiten so viel schneller; wir sind überall erreichbar und müssen auf keine Antwort warten; wir schicken Nachrichten in Sekundenschnelle anstatt mühsam einen Brief zu schreiben. Doch das ist nur die Theorie. In der Praxis bedeutet unser materieller Wohlstand auch, dass wir viel mehr Möglichkeiten haben. Je mehr wir besitzen, umso mehr müssen wir produzieren und auch konsumieren.

Das gilt aber auch für Kontakte und Möglichkeiten. Dies führt dazu, dass wir in unserem Alltag zeitlich stark beschäftigt sind. Beruf, Familie, Partner, Haushalt, Freunde – am Ende des Tages bleibt da oft nur wenig Zeit für uns selbst. „Unser Leben besteht aus Prioritäten“, erklärt die Psychologin. „Es liegt an uns, wie wir sie setzen.“ Leichter gesagt als getan. Denn oft halten wir uns beschäftigt, damit wir uns nicht mit uns selbst und unseren Gefühlen auseinandersetzen müssen. Manchmal ist „Ich habe keine Zeit“ aber auch eine gute Ausrede, wenn wir keine Lust haben. Niemand erteilt gerne eine Absage ohne Grund. „Besser wäre es, offen zuzugeben, dass man Zeit für sich braucht, anstatt zu behaupten, keine Zeit zu haben“, so die Expertin. Die Unehrlichkeit stresst uns nämlich – auch unbewusst!

Was dieser Artikel noch bereit hält:

  • Ich-Zeit ist wichtig
  • Selbstfürsorge lernen
  • So schaffen Sie Freiräume
  • Die größten Zeitfresser

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