Ein Interview von Stephanie AUINGER, LANDWIRT Redakteurin
LANDWIRT: Martin Sageder beobachtet, dass ein Großteil der gesundheitlichen Probleme seiner Herde gelöst sind, seit er das Getreide selbst mahlt. Wie lässt sich das erklären?
Herbert Bodlak: Ausschlaggebend für die bessere Herdengesundheit ist wohl der feine Vermahlungsgrad des Getreides. Seit das Getreide mit einem 2-mm-Sieb gemahlen wird, sind und die Kühe fitter und fruchtbarer. Auch die Leistung ist deutlich gestiegen. Zudem ist der Kot cremiger. Im gut aufgeschlossenen Getreide ist die Stärke viel besser verdaulich und es kommt kaum Stärke im Kot an. Wir müssen den Dampf im Kessel lassen – sprich: Die Stärke muss im Pansen verdaut werden.
Was ist derzeit übliche Praxis?
Wenn man herkömmlich gemahlenes Kraftfutter mit einem Siebkasten schüttelt, ist der größte Anteil zwischen 2 und 3 mm groß. Damit ist sehr viel Stärke im Pansen unverdaulich bzw. geht ein nicht unerheblicher Teil in den Darm über.
Was ist daran problematisch?
Im Darm bereitet die Stärke Probleme, da sie Gärungen verursacht. Diese Gärungen führen zum Leaky Gut Syndrom (LGS). Besonders in der Humanmedizin wird dieses Syndrom stark erforscht, aber auch die Veterinärmedizin hat begonnen, vermehrt an den Auswirkungen eines durchlässigen Darms zu forschen.
Das Leaky Gut Syndrom ist also ein Begriff aus der Humanmedizin?
Das Leaky Gut Syndrom ist ein Riesenthema in der Humanmedizin. Zahlreiche chronische Krankheiten, Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten etc. werden auf eine nicht ausbalancierte Mikroflora im Darm zurückgeführt, die zu Lücken in der Darmschleimhaut führt, die dann durchlässig wird.
Zurück zum Rind. Warum ist dieser durchlässige Darm so schädlich?
Die Darmschleimhaut verhindert normalerweise, dass Bakterien, Giftstoffe, Mykotoxine etc. durch die Darmwand ins Blut gelangen. Gesunde Darmschleimhaut absorbiert Nährstoffe und Wasser, schädliche Stoffe werden über den Kot ausgeschieden. Beim Leaky Gut Syndrom weist die Darmschleimhaut Lücken auf, so dass Giftstoffe in den Blutkreislauf gelangen. Dann drückt der Körper auf den Alarm und löst heftige Immunreaktionen aus. Durch die Immunantwort schaltet der Stoffwechsel auf Glucoseverbrennung um und benötigt ein Vielfaches der normalen Energiemenge. Unsere klassischen Stoffwechselprobleme wie Ketosen entstehen zu einem großen Teil nicht aufgrund eines Energiemangels in der Fütterung, sondern wegen einer Energiekonkurrenz im Körper.
„Milch ist die Abwesenheit von Stress.“
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