Kaum jemandem ist bewusst, dass China mit gut 6 Mio. Kühen nach den USA und Indien und noch vor Deutschland der drittgrößte Milchproduzent weltweit ist. Neuseeland hingegen, mit 4,6 Mio. Kühen, die etwa doppelt so zahlreich wie die Einwohner des Landes sind, rangiert bei der Kuhanzahl auf Platz vier. Trotz dieser Gemeinsamkeit könnten die beiden Länder in Bezug auf ihre Milchproduktion kaum gegensätzlicher sein.
China ist der weltweit größte Importeur von Milchprodukten, während Neuseeland als führender Exporteur eine Schlüsselrolle im globalen Markt spielt. Diese diametralen Positionen spiegeln sich auch in den Produktionsbedingungen und Strategien wider.
Gegensätzlich entwickelt
Chinas Milchindustrie begann erst Mitte des 20. Jahrhunderts mit einer systematischen Produktion. Seither treibt das Land die Intensivierung voran, um die wachsende Nachfrage
im Land zu decken. Inzwischen
dominieren Megafarmen mit 6.000–20.000 Kühen, oft in landwirtschaftlich schwierigen Regionen. Diese Anlagen setzen auf Effizienz und modernste Technik, um die Produktionskapazität zu maximieren.
Neuseeland hingegen hat eine längere Tradition in der Milchproduktion, die von extensiver Weidehaltung geprägt ist. Insbesondere auf der Südinsel, wo intensive Bewässerung möglich ist, wandelte sich die Landwirtschaft: Aus ehemals weiten Schafweiden wurden produktive Milchfarmen. Die Herdengrößen stiegen rasant an, insbesondere durch die Zuwanderung junger Landwirte von der Nordinsel, die das Potenzial der Region erkannten. Heute halten Betriebe auf der Südinsel durchschnittlich 1.200 Kühe, während auf der Nordinsel etwa 300 Kühe pro Betrieb die Norm sind.
Vergleich der Systeme
Chinas Ansatz: hochintensiv und technologisch fortschrittlich
Die chinesischen Megafarmen spiegeln das Bestreben nach maximalem Kuhkomfort und Effizienz wider. Laufställe nach US-amerikanischem Vorbild, ausgestattet mit Sand-Einstreu, Ventilatoren und Sprinklern, optimieren die Haltungsbedingungen. Diese Maßnahmen, kombiniert mit hochwertigen Futterrationen aus Maissilage und Luzerne, ermöglichen außergewöhnlich hohe Milchleistungen von bis zu 49 kg pro Kuh und Tag.
Neuseelands Modell: kostenminimal und extensiv
Im Gegensatz dazu setzt Neuseeland auf eine kosteneffiziente Produktion mit minimalem Input. Kühe grasen fast das ganze Jahr über auf Weiden, wobei das Futter fast ausschließlich aus Gras besteht. Im Winter werden sie durch Futterrüben und Zwischenfrüchte ergänzt. Die Milchleistung liegt mit etwa der Hälfte der chinesischen Kühe deutlich niedriger, jedoch bleibt die Produktion dank geringerer Kosten wettbewerbsfähig. Neuseeland ist dadurch ein Preisführer auf dem Weltmarkt, obwohl die Landwirte keine Subventionen erhalten.
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