Was macht Trockensteher glücklich?

Das Handy vibriert, eine Push-Nachricht vom Herdenmanagementprogramm erinnert daran, dass Kuh Andorra 60 Tage vor ihrem nächsten Kalbetermin steht. Am Abend wird sie also trockengestellt und gleich danach in den Trockenstehbereich umgestallt – sie soll schließlich nicht mehr das energie- und eiweißreiche Futter der laktierenden Kühe bekommen und aufhören, Milch zu produzieren.
So oder so ähnlich gehen die meisten Landwirte vor, wenn es an der Zeit ist, eine Kuh trockenzustellen. Ob dieser Vorgang dem natürlichen Sozialverhalten einer Kuh gerecht wird? – „Nein“, sagt die Tierärztin des Jahres und Landwirtin Jodi Wallace aus Kanada. „Kühe sind soziale Wesen und sollten niemals alleine umgruppiert werden. Das erzeugt massiven Stress im Organismus. Vor allem in einem Zeitraum wie dem Trockenstellen, wo die Kuh schon mit dem Stressfaktor Milchverzug zurechtkommen muss, bringt es Nachteile für die Gesundheit. Denn es kommt zu oxidativem Stress in den Zellen. Das überträgt sich auch auf das ungeborene Kalb und kann die Gesundheit nach der Geburt negativ beeinflussen“, stellt die Tierärztin die Zusammenhänge klar.

Stress vermeiden

Die Unruhe im Stall nach dem Umstallen ist bekannt. Zwar werden die Tiere nach wenigen Stunden ruhiger, doch der soziale Stress durch Rangkämpfe dauert Tage. Als Folge entsteht ein geschwächtes Immunsystem. Kein Wunder also, wenn Euterentzündungen während des Trockenstellens auftreten, denn nicht immer ist das Trockenstellen an sich die Ursache, sondern vielmehr der soziale Stress. Für die Tiere ist es einfacher, wenn sie in Gruppen umgestallt werden.