AckerbauBodenWas sagt das Vorkommen einzelner Pflanzen aus?

Was sagt das Vorkommen einzelner Pflanzen aus?

Das Vorkommen einzelner Pflanzen gibt Auskunft über verschiedene Standortbedingungen.
Quelle: Bohner

Für das Vorkommen der einzelnen Pflanzenarten im Pflanzenbestand sind Standort und Bewirtschaftung entscheidend. Einige Arten haben eine geringe ökologische Toleranz bezüglich einzelner Standort- und Bewirtschaftungsfaktoren (z. B. Bodenfeuchte, Schnitthäufigkeit). Sie reagieren äußerst empfindlich gegenüber diesbezüglichen Veränderungen. Diese Arten können als Zeigerpflanzen in der Grünlandwirtschaft verwendet werden. Sie liefern wertvolle Informationen über den Wärme-, Wasser-, Luft- und Nährstoffhaushalt eines Standorts und geben Auskunft über Standortveränderungen und Bewirtschaftungsfehler auf einer Grünlandfläche. Der Pflanzenbestand auf einer Grünlandfläche sollte zumindest einmal pro Jahr, idealerweise im Frühling vor der ersten Nutzung, hinsichtlich Artenzusammensetzung, Wüchsigkeit und Vegetationslücken kontrolliert werden.

Bei der Beurteilung sollten Sie folgende Fragen beantworten:

  • Kommen Zeigerpflanzen auf der Grünlandfläche vor?
  • Wie hoch ist die Anzahl der Einzelpflanzen oder ihr prozentualer Flächenanteil an der Pflanzendecke auf einer definierten homogenen Fläche?
  • Was sind die Ursachen für Vorkommen oder Fehlen, Zu- oder Abnahme, Verschwinden oder Neuauftreten von Zeigerpflanzen im Pflanzenbestand?
  • Welche standortspezifischen Maßnahmen zur Verbesserung des Pflanzenbestandes sind notwendig?

Wenn die Fragen richtig beantwortet werden, können ertragsbegrenzende Faktoren für das Pflanzenwachstum sowie Dünge- und Bewirtschaftungsfehler frühzeitig erkannt und die richtigen Maßnahmen zur Verbesserung des Pflanzenbestandes gesetzt werden. Allerdings sind Rückschlüsse auf Standort und Bewirtschaftung nur bei starkem Auftreten einer Zeigerart (z. B. Rauer Löwenzahn) oder beim Vorkommen mehrerer Arten mit gleichem Zeigerwert (z. B. zahlreiche Magerkeitszeiger) möglich. Aus der Anwesenheit einer einzigen Zeigerart mit geringer Individuenzahl oder geringem Deckungsgrad kann keine Aussage über Standort oder Bewirtschaftung gemacht werden. Zeigerpflanzen haben somit eine große praktische Bedeutung in der Grünlandwirtschaft. Die folgenden drei Beispiele machen dies deutlich.

Rauer Löwenzahn

Der Raue Löwenzahn ist eine hochwertige Futterpflanze. In den Tal- und Beckenlagen ist er ein Magerkeitszeiger und zeigt bei gehäuftem Vorkommen einen nährstoffarmen Boden an. Der Raue Löwenzahn toleriert Trockenheit und Nässe. Er weist eine gute Mahd-, Weide- und Trittverträglichkeit auf. Magerkeitszeiger werden durch Düngung aus dem Pflanzenbestand verdrängt. Ursache hierfür ist die Beschattung (Lichtkonkurrenz) durch rasch- und höherwüchsige Konkurrenten.

Gänseblümchen

Als ertragsschwache Rosettenpflanze ist ihr Futterwert gering. Die grundständigen Blätter befinden sich an der Bodenoberfläche, daher verliert die Pflanze durch Schnitt und Fraß relativ wenig assimilierende Blattfläche. Das Gänseblümchen weist eine gute Mahd-, Weide- und Trittverträglichkeit auf. Es hat einen hohen Lichtbedarf und profitiert deshalb vom erhöhten Lichtangebot bei ständig intensiver Nutzung. Außerdem wird die Pflanze durch Lücken in der Grasnarbe begünstigt. Das Gänseblümchen kann daher vor allem in kurzrasigen, übernutzten Weiden einen hohen Deckungsgrad erreichen. Es weist bei gehäuftem Vorkommen auf eine zu hohe Nutzungsintensität hin. Das Gänseblümchen lässt sich durch eine geminderte Nutzungsintensität im Pflanzenbestand zurückdrängen. Dies wird auf Intensivweiden durch eine integrierte Schnittnutzung oder längere Weideruhephasen erreicht. Wenn höherwüchsige Konkurrenten durch einen späteren Schnittzeitpunkt oder eine geringere Weideintensität aufwachsen können, wird das Gänseblümchen durch Beschattung verdrängt.

Flatter-Simse

Rinder und Schafe verschmähen die Flatter-Simse, Ziegen und Pferde fressen sie mit. Der Futterwert ist sehr gering. Die Flatter-Simse bildet dichte Horste und ist bei gehäuftem Vorkommen ein Platzräuber. Sie beansprucht den Wuchsraum wertvoller Futterpflanzen. Die Flatter-Simse wächst bevorzugt auf wechselfeuchten, carbonat freien, mäßig bis stark sauren, nährstoffarmen bis mäßig nährstoffreichen Böden. Sie ist ein Wechselfeuchte- und Säurezeiger. Die Flatter-Simse weist eine gute Weideverträglichkeit sowie eine mäßige Mahd- und Trittverträglichkeit auf. Sie wird durch Lücken in der Grasnarbe gefördert und gilt daher als Störzeiger. Lücken in der Grasnarbe entstehen vor allem dann, wenn die Böden bei zu hohem Wassergehalt befahren oder beweidet werden.
Gibt das Bodenmaterial beim Zusammendrücken mit der Hand tropfenweise Wasser ab, ist das Risiko für Fahr- und Trittschäden sehr hoch. Die
Flatter-Simse kann durch folgende Maßnahmen zurückgedrängt oder an einer weiteren Ausbreitung gehindert werden: frühe und häufige Mahd (Tiefschnitt), Schlegeln mit einem Balkenmäher, intensive Beweidung mit Pferden bei trockener Witterung, Schaffung einer dichten und geschlossenen Grasnarbe (Nachsaat mit Wiesen-Fuchsschwanz, Wiesen-Schwingel und Wiesen-Lieschgras).

Autoreninfo: Andreas Bohner ist Forscher für Biodiversität in Raumberg-Gumpenstein.

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Quelle: Leopold Stocker Verlag

 

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