BioBio-Schweine: „Der Kampf ums halbe Schwein …“

Bio-Schweine: „Der Kampf ums halbe Schwein …“

Von Roman GOLDBERGER, LANDWIRT Redakteur

Herr Krämer, welches Gefühl haben Sie als Bio-Schweinebauer für 2017?

Wolfgang Krämer: Man sollte ja nichts herbeireden, aber ich kann mir schon vorstellen, dass diese Nachfragewelle, die wir derzeit haben, wieder zurückgehen wird. Ich glaube nicht, dass das Angebot so drastisch steigen wird. Ich bemerke aber im Wesentlichen die Entwicklung, dass wir uns immer mehr in die Abhängigkeit der großen Discounter begeben. Ich sehe daher unsere Aufgabe darin, mehr in Richtung Alleinstellungsmerkmal zu arbeiten, also mehr in Richtung Regionalität. Wir sollten nicht austauschbar werden.

Herr Euen, Sie sind als Vermarkter schon lange in der Branche. Wie wird’s weitergehen?

Sven Euen: Ich bin jemand, der nur ungern in Glaskugeln schaut, sondern ich möchte tatsächlich anhand von Fakten in die Zukunft sehen. Erschreckenderweise ist das in Deutschland nicht möglich. Es gibt hier keine stichhaltigen Zahlen zum Bio-Sauenbestand. Das macht Prognosen fast unmöglich. Wir haben daher die Kontrollstellen angeschrieben und gebeten, uns Zahlen zum Bio-Sauenbestand bzw. zum Sauenbestand in Umstellung zu geben. Das wäre für alle Marktbeteiligten ungemein wichtig, wenn wir Einbrüche am BioSchweinemarkt wie 2007, 2009 oder 2013 vermeiden wollen. Bisher konnten wir noch keine Lösung mit den Kontrollstellen herbeiführen.

Welche Preise erwarten Sie 2017?

Sven Euen: Innerhalb Deutschlands wird es meiner Meinung 2017 noch nicht zum Crash kommen. Konventionelle Betriebe, die sich sehr früh zur Umstellung auf Bio entschieden haben, werden im Laufe des Jahres zwar den Bio-Markt beglücken, aber das Gros der Umsteller wird wohl erst gegen Ende des Jahres mit Schweinen auf den Markt drängen. Aber wie gesagt, wir haben noch keine validen Zahlen und dadurch ist die Prognose eher eine Meinung als eine faktenorientierte Analyse.

Herr Schweisfurth, viele Verarbeiter haben in diesem Jahr geklagt, dass es zu wenig BioSchweine gab. Hatten Sie bei den Herrmannsdorfer Landwerkstätten auch ähnliche Schwierigkeiten?

Karl Schweisfurth: Wir haben ja einen kontinuierlichen Absatz und sehr langjährige Lieferbeziehungen mit den Bauern, sodass bei uns die Schwankungen nicht so hoch waren. Vor allem haben wir keine so großen Absatzschwankungen wie im konventionellen Lebensmittelhandel, wo durch Aktionen kurzfristig immer wieder große Mengen gebraucht werden und in den Wochen darauf wieder Flaute herrscht. Wir haben ein paar Landwirte dazugenommen und hatten eigentlich genügend Schweine. Ich möchte auch dazu plädieren, den Markt auf festen Lieferbeziehungen, auf Verlässlichkeit und Kontinuität aufzubauen. Denn so entstehen keine starken Schwankungen und sowohl Landwirte als auch Verarbeiter sind auf der sicheren Seite. Das ist ja auch die Lehre aus der Marktkrise 2013, denn hier hatten jene Landwirte Absatzprobleme, die keine fixen Lieferverträge hatten.

Frau Maier, gab es bei Ihnen in diesem Jahr Tage, an denen die Kühltheke nicht voll wurde?

Gabriele Maier: Ja, die gab’s. Es war ein schwieriges Jahr, weil die Bio-Schweine nicht in der gewünschten Menge da waren. Ich muss aber sagen, dass wir zu dieser Zeit noch keine Vertragslandwirte hatten und wir in dieser Marktphase auch den einen oder anderen regelmäßig liefernden Bio-Schweinehalter an den Mitbewerb verloren haben. Der Kampf ums halbe Schwein war in diesem Jahr sehr stark ausgeprägt. Wir haben daraus gelernt und nun Vertragslandwirte aufgenommen. Wir merken jetzt schon, dass sich der Markt schön langsam entspannt und das Angebot größer wird. Wir bekommen zwar immer noch nicht so viele Bio-Schweine, wie wir eigentlich bräuchten, aber für 2017 erwarte ich genügend Schweine. Ob es so viele werden, dass es den Markt drücken wird, ist schwer vorauszusagen. Ich bin nun schon zwölf Jahre im Geschäft und stelle fest, dass wir noch nie einen so starken Engpass wie 2016 hatten.

Woran lag das?

Gabriele Maier: Dass der Discounter in die Bio-Fleisch-Vermarktung eingestiegen ist, hat dieses Jahr wohl den stärksten Nachfragesog erzeugt. Gerade im Discounter werden auch richtig große Mengen gemacht und dadurch sind auch diese starken Absatzschwankungen entstanden. Dazu hatten Ferkelerzeuger Probleme mit den biologischen Leistungen und einige Betriebe haben aufgehört. Das alles hat zu dieser extremen Situation geführt.

Hat nicht auch der Markt angezogen?

Sven Euen: Ja, da gebe ich Ihnen recht. Der Einstieg von Aldi Süd in den Bio-Bereich hat den Markt nachfrageseitig extrem belebt. Da muss man sich vorstellen, was da an Menge durchgeht. In diesem Sog haben sich auch etliche neue Vermarkter entwickelt, die den Bauern unwahrscheinlich hohe Preise bezahlt haben. Das ist auch möglich, wenn die Bio-Ware im Discounter nur wenige Prozent ausmacht und über die konventionellen Produkte subventioniert wird. Diese Politik hat dem Bio-Markt vorerst seine seine Kontinuität genommen.

„Der Einstieg von Aldi Süd in den Bio-Bereich hat den Markt nachfrageseitig extrem belebt.“ Sven Euen

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