Ein Interview von Roman GOLDBERGER und Anja WEISSNEGGER
LANDWIRT: Ist die Schweinehaltung in der EU ein Auslaufmodell?
Hans Aarestrup: Die Politiker der einzelnen EU-Mitgliedsstaaten können die Schweinehaltung zu einem Auslaufmodell machen, wenn sie die Auflagen weiter verschärfen. Schweine werden aber weiterhin so produziert werden, wie wir es jetzt tun. Vielleicht nicht in Nordwesteuropa, sondern in Polen oder sogar auf einem anderen Kontinent.
Wie wollen Sie dem als Vertreter der Schweinebauern entgegenwirken?
Indem wir lange Übergangsfristen fordern. Wir dürfen nicht ständig auf nationaler Ebene vorpreschen. Es braucht einen europäischen Gleichschritt. Was passiert, wenn es diesen Gleichschritt nicht gibt, hat man ja in Schweden und Großbritannien gesehen. Diese beiden Länder haben sehr strenge Tierhaltungsvorschriften. In Schweden liegt der Selbstversorgungsgrad für Schweinefleisch bei 65 % und die Produktion geht weiter zurück. Die Schweden kaufen ihr Schweinefleisch in Dänemark und Polen.
Man kauft also Fleisch aus Haltungsformen, die im eigenen Land verboten sind?
Ja. Die Leute wollen nicht wissen, wie die Schweine gehalten werden. Sie wollen sich diesem Problem nicht stellen. Letztendlich ist für die meisten der Preis entscheidend.
Wird die Schweineproduktion in Länder abwandern, wo die Auflagen nicht so streng sind?
Meine Prognose ist, dass die Mast im Nordwesten zurückgehen wird und die Ferkelexporte aus dieser Region steigen werden. Für Ferkelproduktion und Zucht braucht man Know-how und gutes Management. Warum sollte man in Europa ein Problem damit haben, dass Ferkelerzeugung und Zucht in Nordwesteuropa stattfinden und in Polen gemästet wird? Transportkosten sind nicht das Thema. Es kostet zwei, drei Euro ein Ferkel tausend Kilometer zu transportieren. Die Schweinefleischerzeugung wird dorthin ziehen, wo die Produktionskosten am geringsten sind.
„Wenn sich beim RusslandImportstopp nichts ändert, wird 2015 ein schlechtes Jahr.“
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