Agrarpolitik„Die Wertigkeit von Fleisch muss wieder steigen.“

„Die Wertigkeit von Fleisch muss wieder steigen.“

Quelle: Metzgerhandwerk Bayern

LANDWIRT: Die bayerische Landwirtschaftsministerin möchte bundesweit wieder mehr kleinere Schlachthöfe haben– nach bayerischem Vorbild. Ist die Welt der bayerischen Schlachter und Zerleger noch heil?

Konrad Ammon
ist Metzgermeister
und Landesinnungsmeister des Fleischerverbandes
Bayern. Foto: zVg
Quelle: zVg

Konrad Ammon: Die Welt der bayerischen Schlachter und Zerleger ist bei weitem nicht heil. Aber sie ist immerhin noch heiler als im Rest der Republik. Die Strukturen konnten im Gegensatz zu anderen Bundesländern in Bayern besser erhalten werden. Wir stellen allein 25 Prozent der selbstschlachtenden Handwerksmetzger in Deutschland. Diese Betriebe haben natürlich direkte Beziehungen zu ihren Landwirten. Auch regionale Metzgerschlachthöfe sind heute gefragter denn je. Aber wir müssen eingestehen, dass im Freistaat in den letzten Jahrzehnten viele Handwerksbetriebe die eigene Schlachtung aufgrund immer härterer Vorschriften aufgeben mussten. Ziel muss es nun sein, die verbliebenen Betriebe zu erhalten.

Viele kleinere Schlachter und Verarbeiter haben das Handtuch geworfen. Warum?

Im Kern sehe ich hier gesellschaftliche Änderungen. Sicher spielen die bürokratischen Belastungen eine große Rolle. Sie sind aber meist nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Einen EU-zugelassenen Betrieb so zu bauen und zu erhalten, dass man ordentlich arbeiten kann, kostet richtig viel Geld. Da haben leider viele Betriebe in den letzten Jahren die Waffen gestreckt. Beschleunigt wurde dies durch die Entwicklungen im Lebensmitteleinzelhandel. Viele Einkaufszentren wurden auf die grüne Wiese gebaut. Davon versprachen sich die Gemeinden hohe Steuereinnahmen und Publikumsverkehr. Die Innenstädte in vielen Regionen sind im Gegenzug faktisch ausgestorben. Regionale Nahversorgung gibt es in vielerorts gar nicht mehr. Zudem kämpfen auch viele Kollegen mit dem Anwohnerumfeld. Wenn frühmorgens um vier Uhr der Kutter läuft, ist das natürlich für keinen Nachbarn schön. Man muss sich nur fragen, wer früher da war – der Nachbar oder der Kutter.

Sehen Sie die aktuelle Forderung von Politikern, regionale Metzgereien künftig wieder mehr zu unterstützen, als geschickte PR-Kampagne in Krisenzeiten? Oder stecken Ihrer Meinung nach ernsthafte Bemühungen dahinter?

Entscheidend ist, dass die Probleme, die wir seit Jahren bei der Politik ansprechen, nun endlich auf der Agenda stehen. Es ist an der Zeit, die Wettbewerbsnachteile der Handwerksbetriebe zu beseitigen. Die Absichtserklärungen, vor allem das Handwerk von Verschärfungen auszunehmen, begrüßen wir ausdrücklich. Allerdings kritisieren wir die derzeitigen Absichten des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, wonach man zwischen handwerklichen und industriellen Betrieben anhand von Mitarbeiterzahlen unterscheiden möchte. Die hier ins Auge gefassten Zahlen sind aberwitzig und stellen keine praktikable Lösung dar. Auf bayerischer Ebene stoßen wir hier allerdings sehr wohl auf Gehör und unsere Landes- und Bundespolitiker stehen als Mitstreiter an unserer Seite. Das ist auch ein Grund, warum in Bayern die Strukturen besser erhalten werden konnten.

Welche konkreten Maßnahmen braucht es, damit auch kleinere Schlacht- und Zerlegebetriebe wieder vernünftig wirtschaften können?

Ein wichtiger Schritt wäre die Beseitigung der konkreten Wettbewerbsnachteile für kleine Handwerksmetzgereien. Zu nennen wäre da eine Gleichbehandlung bei Gebühren für die Fleischbeschau oder eine faire Gestaltung von Energiekosten. In beiden Fällen zahlt ein Handwerksbetrieb ein Vielfaches der runtergebrochenen Kosten, entweder pro Tier oder pro Kilowattstunde.

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