Gut 30 Schafskadaver entfachen den Streit um Wölfe erneut. Der Schutz der Tiere ist derzeit in Stein gemeißelt“, schrieb vor kurzem eine österreichische Tageszeitung. Warum beschützt unsere Gesellschaft die Räuber bei voller Freiheit und sperrt ihre möglichen Opfer ein? Auch durch Abzäunungen von Almen. Am deutlichsten zu sehen am Beispiel Wolf. Um dem Wolf in einem der am dichtesten besiedelten Gebiete wie Mitteleuropa Freiheit zu geben, verlangt man, dass die Schaf-, Ziegen- und Rinderhalter ihre Tiere einsperren, in einem Pferch, Stall oder hinter einem hohen Zaun. Ähnliches erleben wir bei den Rabenvögeln, Krähen und Elstern. Die Räuber werden in einem Ausmaß unter Schutz gestellt, dass sie zur Gefahr für ihre Mitgeschöpfe werden.
Weltweit gibt es über 200.000 Wölfe. Laut Angaben der EU leben in den Gebieten Mitteleuropas etwa 23.000 Wölfe, in Österreich rund 40 erwachsene Wölfe, in der Schweiz 30, in Frankreich 430. Nach Hochrechnungen des Deutschen Jagdverbands lebten seit dem Frühsommer 2019 insgesamt rund 1.300 Wölfe in Deutschland, erwachsene und Jungtiere. Klingt es bei diesen Zahlen nicht seltsam, ständig von einer bedrohten Art zu sprechen?
Mehr als 100 Jahre hat es in unseren Breiten keinen Wolf gegeben. Hat in irgendeinem Bereich unsere Natur, unsere Tierwelt deswegen gelitten? Im Gegenteil, viel Tierleid sowohl an Wild- als auch Nutztieren wurde vermieden. Ja, die Reh- und Rotwildbestände sind größer geworden, aber das hat viele verschiedene Ursachen wie zum Beispiel auch den Trophäenkult.
Der Wolf tötet grausam, er frisst am noch lebenden Tier und tötet es dadurch. Ähnliches gilt für die Rabenvögel wie Krähen und Elster, die junge Hasen, Igel und junge Singvögel brutal verfolgen. Umso absurder: Die gleichen Leute, die heute so vehement für den totalen Schutz der Räuber eintreten, spenden andererseits für Gnadenhöfe wie Gut Aiderbichl, auf denen kranke und alte Tiere natürlich ableben können. Da passt was nicht zusammen. So ist es in der ganzen Wolfsdiskussion. Dicht besiedelte Gebiete stressen den Wolf und die Menschen gleichermaßen. Der Wolf ist nicht vom Aussterben bedroht, wie die obigen Zahlen zeigen. Trotzdem bleiben die Wolffanatiker beim Totalschutz des Wolfes und diktieren den Tierhaltern Herdenschutz. In alpinen und abgelegenen Gebieten ist das leicht gesagt, aber schwer getan.
Deshalb, verehrte Wolfsbeschützer, möchte ich euch bei der Arbeit sehen. Ich möchte euch schnaufen hören, wenn ihr schwer beladen mit Material für den Wolfszaun durch steiles alpines Gelände bergwärts stapft. Ich möchte euch schwitzen sehen, wenn ihr die Zaunsäulen im felsigen Boden verankert und ich möchte euch fluchen hören, wenn es wieder und wieder nicht gelingt den Zaun so zu ziehen wie es geplant war. So bekommt ihr eine Ahnung davon, welche Plage die leicht hingeworfene Forderung des Herdenschutzes für jene ist, die um das Wohl ihrer Tiere bangen müssen. Einen Antrag stellen, Fördergeld lukrieren, ist eine Sache, das aber dann im schwierigsten Gelände auch praktisch umzusetzen eine völlig andere. Also heraus aus Theorie und Büro, hinaus in die schweißtreibende Praxis.
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