Fütterungszeit im bayerischen Niederrieden. Kaum stehen die Kühe von Josef Friedl am Fressgitter, geht es rund im angrenzenden Kälberstall. 14 Kälber der verschiedensten Größen und Rassen drängen sich ans Gatter und können es kaum erwarten bis der Landwirt das Tor öffnet. Wie im Rausch stürmen die Kleinen auf die Kühe zu und sichern sich ihren Platz an einer der begehrten Zitzen. Josef Friedl hat für einen Moment einiges zu tun, bis jedes Kalb auch an der Kuh säuft, zu der es hingehört. Dann beginnt das große Schmatzen und es kehrt Ruhe ein.
Der Allgäuer Josef Friedl lehnt sich auf seinen Treibstock und sagt: „Für mich ist die Ammenkuhhaltung eine gute Möglichkeit auch ohne tägliches Melken ein gutes Einkommen zu erwirtschaften. Ich habe damit weniger Arbeit, muss aber dennoch keinem außerlandwirtschaftlichen Beruf nachgehen.“ Bis Anfang 2020 wurden alle 35 Kühe am Betrieb noch gemolken. Da aber keiner der drei erwachsenen Söhne den Hof als Milchviehbetrieb weiterführen möchte, und er nicht bis zur Pension täglich melken wollte, entschied Friedl sich dazu, Kälber zu mästen. Bereits seit 15 Jahren lässt der Landwirt seine Kälber von Kühen aufziehen. Er kann somit auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Alle Kühe, die ab März des vergangenen Jahres gekalbt haben, wurden zu Ammenkühen.
Zeit einsparen
Und so funktioniert es: Die frisch abgekalbte Kuh bleibt gemeinsam mit ihrem Kalb die ersten beiden Wochen in der Abkalbebox. „Nach 14 Tagen kommt das Kalb dann zu den alten Melkzeiten, das sind dann die neuen Saufzeiten, jeden Morgen und jeden Abend zur Ammenkuhgruppe“ erklärt der Bayer. Während der Tränkezeiten sind die Ammenkühe am Fressgitter fixiert, damit auch fremde Kälber bei den Kühen trinken können. Untertags sind die Kälber von den Kühen getrennt. Friedl ist bei der Fütterung immer anwesend und hilft nach, sollte ein Kalb nicht genug Milch bekommen oder sollten nicht alle Kühe gleichmäßig leergetrunken werden. „Vor allem die Neuzugänge beobachte ich besonders gut und unterstütze sie, wenn etwas nicht klappt“, sagt der Bio-Bauer.
Etwa 15 Minuten brauchen die Kälber zum Trinken, danach kann sich Friedl den anderen Arbeiten im Stall widmen. Die Gruppe bleibt noch etwas länger, etwa 30 bis 45 Minuten, beisammen, bevor sie wieder getrennt wird. „Im Vergleich zum Melken, erspare ich mir dadurch etwa zwei Stunden täglich“, resümiert Friedl. Auf die Kurzrasenweide, die rund um den Hof liegt, kommen ausschließlich die Kühe, die Kälber verbleiben im Kälberstall. „Ich habe sonst keine Kontrolle darüber, wie viel ein Kalb säuft und welche Kuh leer ist“, erklärt der Rinderhalter. Es gebe nämlich Kühe, die kein Kalb heranlassen, andere wiederum würden fünf Kälber trinken lassen.
Bei der Mutter trinken
Im ersten Jahr hat der Ammenkuhhalter pro Kuh und Jahr 2,5 Kälber gemästet. Das langfristige Ziel sind aber drei Kälber. Ausschlaggebend dafür ist die Milchleistung der Kuh.
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