Ewald Grünzweil, Obmann der IG-Milch, und Ernst Halbmayr erklärten im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien das Aus von „A faire Milch“. Projektleiter Ernst Halbmayr erklärt in einer Presseaussendung: „In Österreich wurde dieses Bauern-Projekt am Anfang nicht ernst genommen. Spätestens nach der Verleihung des Staatspreises für Marketing wurde „A faire Milch“ unentwegt und systematisch behindert. Während am Anfang viele Aktionen, Verkostungen und Events mit großem Engagement und Freude von Bäuerinnen und Bauern durchgeführt wurden, war es in weiterer Folge praktisch unmöglich, diese Marketingaktivitäten fortzusetzen. Offene und versteckte Drohungen von den Molkereien zeigten ihre Wirkung. Die Gründung der ‚Freien Milch Austria‘ und das Stellen der Machtfrage, wer letztendlich über die Milch verfügt, haben Macht- und Abhängigkeits-Systeme zum Vorschein gebracht, die niemand für möglich gehalten hat.“
Kritik an Genossenschaften
Ewald Grünzweil, Obmann der IG-Milch kritisiert: „Es wurden Absprachen unter den Molkereien getätigt, keine wechselwilligen Betriebe aufzunehmen. Das war für Bauern, die ihren Abnehmer wechseln wollten, praktisch eine gezielte Existenzvernichtung, denn jeder Bauer ist von der Milchabholung abhängig. Kritikern wurde der Ausschluss aus der Genossenschaft angedroht. Gleichzeitig wurden Schütt- und Strafgebühren eingeführt und die Direktvermarktung systematisch verhindert. Dazu kamen Vertragsänderungen in den Milchlieferverträgen, die jedem modernen Rechtssystem widersprechen. Zum Beispiel ist es vertraglich verboten, öffentlich über die Vertragsbedingungen zu reden. Daher haben wir uns entschlossen, das Projekt „A faire Milch“ einzustellen. Wir wollen die Öffentlichkeit über die wirklichen Zustände in der österreichischen Milchwirtschaft nicht länger täuschen.“
Dank den Partnern
Ernst Halbmayr und Ewald Grünzweil: „Ein besonderer Dank gilt der Molkerei Seifried und der Pinzgau-Milch, die jahrelang unsere Projektpartner bei der Abfüllung der fairen Milch waren. Weiters bedanken wir uns bei unserem wichtigsten Partner im Lebensmittelhandel, nämlich SPAR. Sie alle waren neben der Pfeiffer Gruppe und der Kastner Gruppe verlässliche und faire Vertriebspartner. Einen kurzen Moment konnten wir den Bäuerinnen und Bauern die Zuversicht zurückgeben, für ihre Produkte faire Preise zu erhalten. Die Entwicklungen der letzten Monate und Jahre haben diese Hoffnungen nachhaltig zunichte gemacht. Die systematische Entwertung der landwirtschaftlichen Grundprodukte wie Milch, Fleisch, Getreide und Holz haben alle Zuversicht schwinden lassen und große Frustration, oft Verzweiflung mit sich gebracht. Der Druck der eigenen Genossenschaften im Milchbereich, die zum Schutze der Bauern gegründet wurden, hat jegliche Hoffnung auf eine bessere Zukunft zerstört. Die Solidarität der Bauern wird gezielt durch die Liberalisierung und einer Freien-Markt-Lobby gegen sie selber angewendet. Von fairen Beziehungen auf Augenhöhe sind wir meilenweit entfernt.“
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