AgrarpolitikÖsterreichs Bauerneinkommen erneut gestiegen

Österreichs Bauerneinkommen erneut gestiegen

Der jährliche Grüne Bericht zeigt den Zustand der heimischen Land- und Forstwirtschaft des abglaufenen Jahres auf.
Quelle: BML

Die hohen Erzeugerpreise im Gefolge der geopolitischen Krisen schraubten die Einkommen der Landwirte im Vorjahr erneut in die Höhe. Dies zeigt der am Mittwoch präsentierte Grüne Bericht über die wirtschaftliche Lage der Land- und Forstwirtschaft im Jahr 2022.

Demnach  betrugen die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft im Durchschnitt aller Betriebe 45.757 Euro pro Betrieb und erhöhten sich damit um 13.611 Euro (+42,3 %) zu 2021. Je Biobetrieb betrugen sie durchschnittlich 37.416 Euro (+18,2 % zu 2021) und je Bergbauernbetrieb durchschnittlich 34.603 Euro (+44,8 % zu 2021). Bezogen auf den Arbeitseinsatz konnte ein durchschnittlicher Betrieb 34.507 Euro Einkünfte je betrieblicher Arbeitskraft erzielen.

Unterschiedliche Einkommensentwicklung

Mit Ausnahme der Dauerkulturbetriebe (–3,8 %) stiegen im Durchschnitt in allen Betriebsformen die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft. Futterbaubetriebe erzielten den höchsten Einkommenszuwachs (+55,4 %), gefolgt von landwirtschaftlichen Gemischtbetrieben (+50,8 %), Marktfruchtbetrieben (45,7 %) und Veredelungsbetrieben (+45,5 %), wobei Veredelungsbetriebe mit 78.128 Euro die höchsten Einkünfte pro Betrieb erreichten.

Die Einkommen im vergangenen Jahr – Steuern und Sozialversicherungsbeiträge sind nicht einberechnet – lagen in etwa auf dem Niveau von 2011. Unterstützend wirkten die Subventionen der öffentlichen Hand: Pro Betrieb lagen diese zuletzt bei gut 22.700 Euro.

Umgerechnet kommt man in der Landwirtschaft auf einen durchschnittlichen Stundenlohn 2022 von rund 16 Euro brutto, kleinere Betriebe erreichen oft nur 6 Euro brutto. Zum Vergleich: unselbständig Erwerbstätige (außerhalb der Landwirtschaft) kamen 2022 auf einen Stundenlohn rund 24 Euro.

Die Betriebszahl der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe inkl. Gemeinschaftsalmen und -weiden sowie Betrieben mit Sitz im Ausland lag 2022 laut integriertem Verwaltungs- und Kontrollsystem (INVEKOS) bei 107.690, das sind um 791 Betriebe weniger als 2021. Der Rückgang der Betriebe hat sich damit  verlangsamt – 2021 machten 1439 Höfe dicht.

Keine Euphorie angebracht

Das Landwirtschaftsministerium (BML) spricht von einem Ausnahmejahr, Grund zur Euphorie gäbe es keinen, betonte Johannes Fankhauser, Sektionsleiter Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung im BML. Das Einkommensplus 2022 sei zwar erfreulich, man müsse aber bedenken, dass dieses auf viele Jahre der Stagnation, teils gar auf Einbrüche folge. Zudem hätten sich die Aussichten für die Betriebe in den vergangenen Monaten wieder eingetrübt, sagte der Spitzenbeamte unter Verweis auf die Entspannung auf den Märkten und die gesunkenen Erzeugerpreise.

Der Nettounternehmensgewinn je nichtentlohnter Arbeitskraft erhöhte sich nominell um 40,9 % und real um 34,3 %.
Quelle: Grüner Bericht 2022/BML

 

Auch die Landwirtschaftkammer relativiert die formal hohe Steigerungsrate bei den Bauerneinkommen: Die heuer in der Mehrzahl der agrarischen Produktionssparten schon wieder deutlich rückläufigen Erzeugerpreise zeigen, dass das Jahr 2022 nur eine kurze Verschnaufpause in der agrarischen Einkommensentwicklung war. Das gelte aktuell vor allem für den Ackerbau. Denn die massiv gestiegenen Düngemittel- und Energiekosten stehen in den letzten Monaten stark rückläufigen Erzeugerpreisen und nunmehr teils witterungsbedingt erhebliche Qualitätseinbußen im Ackerbau gegenüber. Zudem bereitet der massive Preis- und Exportdruck durch russisches Getreide auf den europäischen Märkten erhebliche Probleme.

Oberösterreichs LK-Präsident Franz Waldenberger weist aber auch auf die besondere Krisenresistenz der heimischen bäuerlichen Familienbetriebe hin: “Während in vielen Regionen der EU die Agrarproduktion in den letzten Krisenjahren deutlich rückläufig war, blieb diese in Österreich weitgehend stabil. Als Folge davon sind die Lebensmittelpreise in Österreich weniger stark gestiegen, als in anderen Ländern der EU.”

Kommentare

Warenkorb

Der Warenkorb ist leer.
Gesamt: 0,00