Forst„Panikmache ist fehl am Platz“

„Panikmache ist fehl am Platz“

Ein Interview von Reinhild JÄGER, LANDWIRT Redakteurin

LANDWIRT: Herr Puchegger, Sie sind Obmann des Ökologischen Jagdverbandes Österreichs. Laut seinem Leitbild unterstützt Ihr Verband die Rückkehr des Wolfes. Wie begründen Sie diesen Standpunkt?

Franz Puchegger: Der Wolf stand auch bei uns über Jahrhunderte an der Spitze der Nahrungskette und hat alle kleineren Wildtiere reguliert. So wie er es heute beispielsweise noch in den rumänischen Karparten macht, wo dadurch eine der körperlich stärksten, aber zahlenmäßig geringsten – mit zwei bis drei Stück je Tausend Hektar – Rotwildpopulationen und eine hohe Artenvielfalt entstanden ist. Der Wolf kann auch in Österreich mithelfen, die unnatürlich hohen Schalenwildpopulationen zu regulieren. Insbesondere bei Rehund Schwarzwild. Für die Waldverjüngung und für eine ökologische Jagd wäre der Wolf eine Bereicherung und vorteilhaft. So wie es ein russisches Sprichwort sagt: „Dort, wo der Wolf jagt, wächst der Wald.“

Wird das Thema Wolf in Österreich derzeit falsch angepackt?

Auf jeden Fall. Außer Panikmache seitens der traditionellen Trophäenjäger hört man wenig Konstruktives.

Wie argumentieren Sie gegenüber Bauern, die Angst vor Wolfsrissen und in weiterer Folge Angst um ihre Existenz haben?

Diese Ängste muss man absolut ernst nehmen und die Betroffenen objektiv informieren. In Regionen, wo Weidehaltung vorherrscht, ist es an der Politik, rasch entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Etwa durch die Förderung von Elektrozäunen, Herdenschutzhunden, Unterständen, Behirtung und Entschädigungszahlungen. Schäden und sonstige Bewirtschaftungsnachteile müssen zu hundert Prozent ersetzt werden. Wenn alle Herdenschutzmaßnahmen umgesetzt sind, muss als Ultima Ratio (Anm.: letzte mögliche Lösung) auch der Abschuss von Schadwölfen möglich sein. Gezielte Maßnahmen sollen aber von vornherein Schäden hintanhalten, so wie es in Italien, Frankreich, Spanien, der Schweiz, Rumänien, Deutschland und anderen Ländern teilweise seit Jahrzehnten vorgelebt wird. Panikmache ist fehl am Platz.

Sie sind also nicht in jedem Fall gegen eine „Regulierung“ bzw. Bejagung des Wolfes?

Für Schadwölfe sollte die Möglichkeit eines Abschusses jetzt schon gegeben sein. Wenn in Österreich wieder alle Wolfslebensräume besetzt sind, ist es für den Ökologischen Jagdverband auch vorstellbar, dass eine gewisse Anzahl von Wolfsabschüssen erforderlich sein wird, um die Balance wieder herzustellen. Damit würde der Wolf wieder zu den bejagbaren Wildtieren gehören. Analog zur Bärenjagd in Slowenien, wo jährlich etwa 100 Bären entnommen werden, weil es dort zu viele gibt und eine Entnahme sinnvoll ist.

„Dort, wo der Wolf jagt, wächst der Wald.“

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