RindSchlachtriese Tönnies geht vegan

Schlachtriese Tönnies geht vegan

Das „Kerngeschäft“ der deutschen Tönnies-Gruppe soll trotz Investition in vegane Fleischersatzprodukte das „echte“ Fleisch bleiben.
Quelle: Tönnies

Deutschlands größtes Schlachtunternehmen, die Tönnies Gruppe, hat offenbar ambitionierte Wachstumspläne bei veganen Fleischersatzprodukten. Bis 2026 wolle das Unternehmen den Umsatz in diesem Segment von aktuell 60 Mio. Euro auf 125 Mio. Euro mehr als verdoppeln, sagte Maximilian Tönnies, in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung vom 28. August 2024.

Dass die Tönnies Gruppe kürzlich mit einem Investment in die Berliner Firma „Nosh“ erstmalig in ein Start-Up für alternative Proteine eingestiegen ist, bezeichnete der 34-Jährige als „bahnbrechenden Schritt“. Nosh gewinnt ihm zufolge aus einem japanischen Schimmelpilz Proteine, die man als Bindemittel oder zur Herstellung von künstlichem Fleisch nutzen kann. „Diese Grundstoffe können wir zudem in unseren eigenen Fleischersatzprodukten verwenden“, so Tönnies gegenüber der SZ.

„Echtes“ Fleisch bleibt Kerngeschäft

Der deutsche Markt für veganen Fleischersatz ist dem Sohn und Nachfolger von Firmenmiteigentümer Clemens Tönnies insgesamt 750 Mio. Euro schwer – verglichen mit einem Jahresumsatz von rund 50 Mrd. Euro beim klassischen Fleisch. Nicht zuletzt aufgrund dieser Relation werde die traditionelle Fleischerzeugung auch künftig „Kerngeschäft“ des Unternehmens bleiben.

Wachstumsmöglichkeiten sieht Tönnies Junior unter anderem beim Rindfleisch. „Das liegt zum Beispiel daran, dass Kantinen und Mensen nun Rinderhack statt gemischtem Hack verwenden, wegen muslimischer Gäste“, so Tönnies. Die Schlachtzahlen bei Schweinen in Deutschland, die innerhalb weniger Jahre von etwa 1 Mio. auf nun rund 700.000 Tieren pro Woche gesunken seien, nannte er einen „Bodensatz, mit dem wir für die Zukunft kalkulieren können“.

Mehr Tierwohl braucht staatliche Förderung

Eine Lanze bricht Tönnies im SZ-Interview für Schweinefleisch der Haltungsstufen Eins und Zwei. Haltungsstufe Eins sei der „EU-Standard“. Viele Landwirte hätten in der Vergangenheit in diese Haltungsform investiert, diese dürfe man nun „nicht hängen lassen“. Gleichzeitig sehe er in höherem Tierwohl die Zukunft für die deutsche Landwirtschaft. Allerdings funktioniert seiner Einschätzung nach die Umstellung nicht ohne ausreichende staatliche Förderung. Eine Reduzierung der Tierzahlen in Deutschland betrachtet Tönnies als einen „Irrweg“. Die Produktionsmengen, die in Deutschland verloren gingen, würden letztlich lediglich von Ländern wie Spanien ersetzt werden.

AgE

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