Am 3. Juni trafen sich weideinteressierte Landwirte in Grünbach bei Freistadt in Oberösterreich. Auf zwei Bio-Betrieben konnten sie sich einerseits einen Überblick verschaffen, wie vielfältig Weidewirtschaft ist. Andererseits standen ihnen dort Weideexperten Rede und Antwort. Wir haben die spannendsten Erkenntnisse daraus für Sie zusammengefasst.
Anders weiden bei Trockenheit?
Bei der Betriebsführung am Bio-Betrieb Wagner kamen die Landwirte an vorbildlich geführten Kurzrasenweiden vorbei. Auf der Fläche daneben standen die Rinder bis zur Flanke hoch im Gras. Kein Zufall, denn Betriebsführer Erich Wagner setzt bei einem Teil seiner Mutterkuhherde auf die Weidestrategie Mob-Grazing. Dr. Walter Starz vom LFZ Raumberg Gumpenstein erklärte: „Dieses Weidesystem wird vor allem in trockenheitsgefährdeten Regionen im Osten Österreichs immer mehr zum Thema.“ Beim Mob-Grazing gilt es, den Pflanzen eine möglichst lange Ruhezeit zu bieten, um den Aufwuchs dann innerhalb kurzer Zeit unter einem sehr hohen Weidedruck abfressen zu lassen.
Die älteren Grasbestände liefern aber weniger Energie und Rohprotein für Kühe. Weidereste, die aus älteren Pflanzenteilen bestehen und durch das Eintrampeln der Tiere übrig bleiben, sind bei diesem System erwünscht. Sie bedecken den Boden, wodurch sie im Trockengebiet die Verdunstung verringern und dem Boden gleichzeitig organische Masse hinterlassen. Mob-Grazing zielt jedoch nicht auf maximale Energie- und Rohproteinerträge ab. Dafür fehlt in den Herkunftsregionen dieses Weidesystems, das aus den Trockengebieten Amerikas stammt, ohnehin das Wasser. Daher braucht es Pflanzen, die durch verlängerte Ruhephasen einen etwas tieferen Wurzelgang haben, als dies bei intensiver Nutzung und kurzer Blattlebensdauer der Fall ist. Hier gibt es schon recht gute Erfahrungen mit Arten wie z.B. Timothe, Knaulgras, Wiesenschwingel, aber auch Zichorie oder Luzerne. In unseren Breiten steckt das System Mob-Grazing erst in den Kinderschuhen. Umso wichtiger ist es, dass Landwirte wie Erich Wagner Erfahrungen sammeln und diese auch teilen.
Standweiden gut führen
Bei einer Standweide bleiben die Tiere längere Zeit auf einer Fläche. „Damit die Rinder immer genug Futter finden, müssen Sie die Tieranzahl der vorhandenen Weidegröße anpassen“, erklärte Dr. Andreas Steinwidder vom LFZ Raumberg-Gumpenstein. Gerade auf Standweiden ist es aber nicht immer leicht, die Tieranzahl zu variieren. Dann empfieht es sich, die Futterfläche anzupassen und bei Bedarf teilweise zu mähen. „Wenn es sich um niederleistende Tiere handelt, ist eine Zufütterung nicht notwendig“, betonte der Tierernährer. Denn bei gut geführter Standweidehaltung sind die Energie- und Rohproteingehalte in der Regel höher als in Heu oder Grassilage. Darum lassen sich auf Kurzrasenweide im Sommer auch sehr gute Mastergebnisse erzielen, wie unter anderem auch ein Mastversuch aus Gumpenstein mit Vollweidegruppen belegt. Wichtig ist allerdings, auf eine entsprechende Mineralstoff- und vor allem Natriumversorgung zu achten. Schützen Sie Salzlecksteine und Mineralleckmassen auf Standweiden vor Regen. Mobile Tanks eignen sich gut, um die Tiere auf der Weide mit Wasser zu versorgen. Optimal wäre zudem eine Isolierung, die das Wasser vor starker Erhitzung schützt. Wo es möglich ist, sind stationäre Tränken (Quellfassungen, Brunnen, Fixleitungen, Weidepumpen) die beste Lösung, da sie Vorteile hinsichtlich Wasserqualität und Arbeitsaufwand haben. Abschließend verwies Steinwidder auf eine schonende Futterumstellung von Winterfütterung auf (Voll-)Weide und umgekehrt, da die Pansenmikroben diese Zeit brauchen, um sich den neuen Futterkomponenten anzupassen.
Parasitendruck lindern
Einen wertvollen Hinweis gab Steinwidder auch für den Auftrieb von erstsömmrigen Jungtieren auf Standflächen. Da diese Tiere noch keine Grundimmunisierung gegenüber Weideparasiten aufgebaut haben, empfiehlt es sich gegebenenfalls jährlich die Flächen mit einer Schnittwiese zu wechseln. Eine andere Möglichkeit könnte auch der Wechsel von Rindern auf andere Raufutterverzehrer (z.B. Pferden) sein, da viele Parasiten wirtsspezifisch sind und nicht auf die andere Tierart übergreifen. Generell gilt: Zäunen Sie Feuchtstellen von solchen Weiden aus.
Hat Kurzrasen Grenzen?
Am Nachmittag begrüßte Horst Leber die Landwirte auf der Standweide seiner Mutterkuhherde. Dieses Jahr haben die guten Wuchsbedingungen bislang hohe Weidereste mit sich gebracht. Die letzten Jahre reichte am Betrieb Leber die zugeteilte Frühjahrsweide immer genau aus. Das zeigt, dass gerade bei Kurzrasenweide der Futteraufwuchs jedes Jahr aufs Neue in Abhängigkeit von der Witterung im Auge behalten werden muss. Dr. Edmund Leisen von der LK Nordrhein-Westfalen wies darauf hin, dass Rinder bei unebenen, unförmigen Flächen oder Flächen mit zuviel Graszuwachs ein uneinheitliches Graseverhalten zeigen können. „Das A und O einer nachhaltig funktionierenden Kurzrasenweide liegt in einem gleichmäßigen Abweiden, oder besser gesagt: in einer gleichmäßigen Verteilung der Kotstellen“, sagte Leisen.
Das könne punktuelle Nährstoffanhäufungen und großflächigere Nährstoffdefizite verhindern. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es mehrere Maßnahmen. Es empfiehlt sich, größere Kurzrasenweiden in zwei bis vier Koppeln mit regelmäßigem Wechsel zu unterteilen. Zudem seien Tränkestellen gezielt über die Fläche zu verteilen. Auch ein temporäres Wegzäunen der Ruheflächen der Tiere könnte Abhilfe schaffen. Leisen wies darauf hin, dass es notwendig ist, bei zu hohen Weideresten nachzumähen. Das fördert die Futteraufnahme durch den Anwuchs junger Pflanzen an diesen Stellen.
Leisen hält dieses Weidesystem auch in Regionen als umsetzbar, in denen Trockenperioden immer wieder vorkommen können. Er hat die Erfahrung gemacht, dass Kurzrasenweiden nach solchen Phasen eine starke Wiederaustriebskraft hätten. Dabei gab er aber zu bedenken, dass Gebiete mit Trockenperioden nicht mit Trockengebieten gleichzusetzen sind. Denn dort stoße die Kurzrasenweide tatsächlich an ihre Grenzen.
Gute Zäune bauen
Reinhard Gastecker von der LK Niederösterreich wies auf die wichtigsten Punkte hin, die beim Zaunbau zu berücksichtigen sind. Schließlich bieten ordnungsgemäß errichtete Zäune eine höhere Hütesicherheit. Achten Sie bei einem Elektrozaun darauf, dass das Weidezaungerät je nach Zaunlänge und möglichem Bewuchs eine ausreichende Geräteleistung erbringt. Bei größeren Zaunanlagen, wo auch mit Bewuchs zu rechnen ist, sind zumindest sechs Joule Geräteleistung als Impulsenergie notwendig. Bei Kleinzaunanlagen bewegen sich die Geräteleistungen zwischen 0,5 und 3 Joule.
Wichtig: Je höher die Impulsenergie des Weidezaungerätes ist, desto besser muss auch die Erdungsanlage sein. Als Standarderdung für Geräte bis fünf Joule empfiehlt Gastecker drei verzinkte Erdstäbe mit einem Meter Länge im Abstand von drei Metern im Boden. Andernfalls sei die Wirkung bei Berührung eines Tieres stark vermindert, da der Stromkreis nicht entsprechend schließen kann.
Auch das Leitermaterial ist eine häufige Schwachstelle in Zaunbausystemen. Kaufentscheidend sollte der elektrische Widerstand (Ohm/m) sein. Je länger die Zaunstrecke, desto geringer muss der Widerstand des Leitermaterials sein (weniger als ein Ohm/m). Legierte Stahldrähte eignen sich am besten für Fixzäune. Bei mobilen Zäunen, wo ein schneller Auf- und Abbau erwünscht ist, sind Bänder oder Seile praktischer.
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