AckerbauGetreideLeistungsfähige Wintergersten

Leistungsfähige Wintergersten

Nicht nur der Ertrag sollte bei der Auswahl der Sorten im Vordergrund stehen. Agronomische Eigenschaften und Krankheitsresistenzen sind wichtige Merkmale.
Quelle: Oberforster

Vor jedem Anbau stehen Landwirte vor der Qual der Wahl. Um die passende Sorte aus dem umfangreichen Angebot für ihren Produktionsstandort zu finden, können die mehrjährigen Ergebnisse der AGES-Sortenwertprüfung helfen. Dabei sollte das Augenmerk nicht nur auf das Ertragspotenzial gelegt werden. Resistenzen gegenüber Schaderregern, die innere Qualität des Ernteguts und andere agronomische Faktoren sind es wert, in Betracht gezogen zu werden.

Blattgesunde Gersten

Aufgrund ihrer geringen bis mittleren Anfälligkeit gegen Blattkrankheiten ist die zweizeilige BIANCA gut für den Biolandbau geeignet. Auch gegen die Ramularia-Sprenkelkrankheit ist sie im Gegensatz zu anderen Wintergersten widerstandsfähiger. Die mehrzeilige JULIA erreichte in den Versuchen in allen Produktionsgebieten höchste Erträge und ist gleichzeitig blattgesund. Sie bildet Körner mit guter Sortierung, aber geringerem Proteingehalt. Die ertragsstarke RGT MELA ist ebenfalls mehrzeilig und erreicht die höchste Einstufung beim Marktwarenanteil. Ihr Resistenzniveau gegenüber Blattkrankheiten ist hoch. Bei hohem Ertragspotenzial und hoher Siebung erreicht FREDERICA (mz) gleichzeitig hohe Proteingehalte. Trotz ihres sehr hohen Wuchses neigt sie nur im mittleren Maße zu Lager. Auch Frederica weist gegen die Ramularia-Sprenkelkrankheit eine verbesserte Toleranz auf.

Zweizeiler

Sowohl die sehr spätreifende LG CAMPUS als auch ARTHENE haben besonders im Trockengebiet das Potenzial, höchste Erträge zu erreichen. Der Anbau in Mehltaulagen sollte allerdings aufgrund der starken Anfälligkeit für Mehltau nur unter Fungizideinsatz erfolgen. ARTHENE reift im Vergleich etwas früher und zeigt sich zusätzlich im Alpenvorland als besonders ertragreich. Aufgrund ihres stabilen Strohs zeigt sie keine Schwäche bei Überreife. Auf einem ähnlich hohen Ertragsniveau befindet sich die spätreifende LG CALVIN, die zusätzlich mit einer ausgewogenen Blattgesundheit punktet. Gegen die Ramularia-Sprenkelkrankheit sind sowohl ARTHENE als auch LG CALVIN toleranter als andere Sorten. Die kurzwüchsige BORDEAUX bildet Körner mit hohem Marktwarenanteil aus. In der Steiermark zeigt sie sich ertragsstark. SU LAUBELLA reift früher ab und ist derzeit die toleranteste zweizeilige Wintergerste gegen Mehltau in der österreichischen Sortenliste. LENTIA bildet Körner mit hohem Futterwert und ist standfest. Die Neigung zum Halm- und Ährenknicken ist gering. SANDRA ist aufgrund ihres sehr hohen Marktwaren- und Vollgerstenanteils beliebt. Sie ist weniger anfällig für Mehltau und kurz im Wuchs.

Mehrzeiler

CARIOCA glänzte besonders im Feuchtgebiet mit hohem Ertragspotenzial. Ihre ausgewogene Blattgesundheit wird durch Erntegut mit hohem Marktwarenanteil und Rohfasergehalt abgerundet. SU JULE hat gute Stroheigenschaften und ist trotz ihrer Wuchshöhe relativ standfest. Sie ist wenig tolerant gegen Mehltau, eine Kontrolle in Befallslagen ist daher notwendig. Ihr Resistenzniveau gegenüber der Ramularia-Sprenkelkrankheit ist verbessert. ADALINA kombiniert ein sehr frühes Ährenschieben mit einer frühen Abreife. Ihr Futterwert ist aufgrund der guten Kornqualität hoch. CREMONA führt in der Steiermark das Sortiment an. Sie hat die höchste Toleranz gegen Mehltau und reift relativ früh ab. FINOLA beginnt als eine der Ersten mit dem Ährenschieben und besticht mit einer guten Kornsortierung und Halmstabilität. Bei FINOLA sollte ein Augenmerk auf Ramularia und Zwergrost gelegt werden.

Virus in Gerste

Besonders bei milden Temperaturen im Herbst kann das Gerstengelbverzwergungsvirus (BYDV) durch infizierte Blattläuse übertragen werden. Die Infektion führt dazu, dass befallene Pflanzen im Frühjahr verzwergen, streifige Aufhellungen auftreten und sich weniger oder verkümmerte ährentragende Halme ausbilden. Das volle Ertragspotenzial kann dann nicht mehr ausgeschöpft werden. Neben den ackerbaulichen Maßnahmen, wie der Bekämpfung von Blattläusen und der Wahl eines späteren Saatzeitpunktes, können Erträge auch durch den Anbau einer resistenten Sorte stabilisiert werden. Trägt eine Wintergerstensorte das Resistenzgen Ryd2 in sich, kann sich BYDV nicht ausreichend vermehren und die Symptome bleiben aus.

Sortenunterschied bei Resistenzen gegenüber Virosen.
Quelle: Oberforster

Bei den Zweizeiligen zählt MILENA und bei den Mehrzeiligen FASCINATION und LG Zebra dazu. Die etwas weniger standfeste MILENA reift im Vergleich zu anderen Wintergersten später ab. Gegen Blattkrankheiten ist sie gering bis mittel anfällig, lediglich von der Ramularia-Sprenkelkrankheit kann sie stärker befallen werden. Von ihr gibt es eine begrenzte Menge an Bio-Saatgut. LG ZEBRA reift früh ab, ist standfest und halmstabil. Je nach Witterung kann es notwendig sein, eine Maßnahme gegen Netzflecken und die Ramularia-Sprenkelkrankheit zu setzen. Die mehrzeilige FASCINATION beginnt bereits früh mit dem Ährenschieben und punktet neben der Resistenz gegen das BYDV auch mit ihrer ausgewogenen Blattgesundheit. Von ihr steht aber noch kein Saatgut zur Verfügung.

Winterbraugersten

Die Entwicklung weg von der Sommerbraugerste hin zur Winterbraugerste ist deutlich zu erkennen. Durch züchterischen Fortschritt ist die Brauqualität der Wintergerste wesentlich verbessert worden und die Erträge fallen höher aus, weil die Bestände die Winterniederschläge besser nutzen können.

Die Hauptbraugersten 2023 sind KWS DONAU, MONROE und SONJA. MONROE besitzt eine durchschnittliche Standfestigkeit und Strohstabilität. Sie besticht mit einem hohen Vollgerstenanteil, ihre Toleranz gegen Mehltau, Netzflecken und die Ramularia-Sprenkelkrankheit ist niedriger. KWS DONAU ist ertragsstark. Sie erreicht die höchste Einstufung beim Vollgerstenanteil und weist damit eine sehr gute Sortierung auf. Trotz ihres kurzen Wuchses ist sie wenig standfest. Bei sehr dichten Beständen kann daher der Einsatz von Wachstumsreglern sinnvoll sein. Ein ähnlich hohes Ertragspotenzial hat SONJA, ihre Anfälligkeit für Lager ist etwas niedriger. Zum heurigen Herbstanbau wird es von SONJA erstmals größere Saatgutmengen geben. Die standfeste LIVADA wurde 2022 zugelassen und erreicht einen sehr hohen Vollgersten-
anteil. Derzeit hat sie aber noch keine nennenswerte Bedeutung als Braugerste. PIROSKA ist trotz ihrer kurzen Wuchshöhe weniger standfest. Die blattgesunde Neuzulassung neigt zum Halmknicken. Eine rasche Ernte ist daher anzustreben.

Verfügbarkeit Bio-Saatgut

Für Biobetriebe ist derzeit Saatgut von BIANCA, ADALINA, SONJA, PARADIES, MONROE, SANDRA und MILENA verfügbar. Welche Mengen von welcher Sorte vorhanden ist, können Landwirte im Internet in der Biosaatgutdatenbank der AGES nachlesen.

Kommentare

Warenkorb

Der Warenkorb ist leer.
Gesamt: 0,00