AckerbauPflanzenschutzPflanzenschutz im Herbst

Pflanzenschutz im Herbst

Pflanzenschutzmittel werden auf einem jungen Getreidebestand ausgebracht.
Quelle: Agropixel

Dass die Herbizidbehandlung dieses Jahr teilweise nicht richtig wirkte, lag zumeist an verspäteten Einsatzzeitpunkten gepaart mit zu kühler Witterung im Frühjahr. Wer hier schon im Herbst zuvor behandelt hat, lag klar im Vorteil. Die immer wärmere Witterung im Herbst fördert aber nicht nur die Entwicklung des Getreides, sondern auch jene von Unkräutern. Eine üppige Entwicklung von Klettenlabkraut, Kamille, Ehrenpreis, Vogelmiere und Taubnessel kann durchaus den Ertrag mindern, was speziell für frühere Saatzeitpunkte gilt.

Im Herbst macht`s Sinn

Ackerfuchsschwanz, Raygras, Trespe, Windhalm und Co. breiten sich von Jahr zu Jahr weiter aus und bereiten Probleme. Eine Ursache dafür sind Fruchtfolgen mit überhöhtem Anteil an Winterungen. Beim Wintergetreideanbau hat auch der Saatzeitpunkt großen Einfluss auf den Ungrasdruck. Ein um drei Wochen verzögerter Saatzeitpunkt kann die Keimrate der Ungräser um 50 % reduzieren. Gerade bei einem starken Ungrasdruck ist die Bekämpfung im Herbst mit bodenwirksamen Produkten alternativlos. Dies gilt speziell für Wintergerste, da hier die Möglichkeiten im Frühjahr sehr eingeschränkt sind. Die meisten Produkte verfügen aber über eine ausreichende Windhalmwirkung. Bei absoluter Trockenheit im Herbst macht ein Herbizideinsatz meist weniger Sinn. Viel organische Masse an der Bodenoberfläche kann die Wirksamkeit ebenfalls herabsetzen.
Für die Behandlung von Ackerfuchsschwanz, Raygräsern oder Trespen muss die Aufwandmenge vom Wirkstoff Flufenacet auf 240 g/Ha erhöht werden. Bei ihnen kommt man nicht immer an einen 100%igen Bekämpfungserfolg heran. Auf besonders herausfordernden Standorten ist ein sogenanntes falsches Saatbett eine weitere Möglichkeit, um den Ungrasdruck zu reduzieren. Hierfür wird bereits zwei Wochen vor dem eigentlichen Anbautermin eine Saatbettbereitung vorgenommen. Kurz vor dem Anbau der Hauptkultur werden die aufgelaufenen Pflanzen mechanisch durch eine neuerliche Saatbettbereitung oder ein Herbizid beseitigt. In der Folge ist der Ungras- und Unkrautdruck geringer.

So wird’s gemacht

Die meist bodenwirksamen Herbstherbizide haben höhere Ansprüche an die Bodenfeuchtigkeit. Ein feines Saatbett trägt zu einer optimalen Wirkung bei. Das Anwalzen nach dem Anbau kann zusätzliche Vorteile bringen. Neben den Bodenbedingungen ist der optimale Einsatzzeitpunkt entscheidend. Hierbei gilt es vorweg zu klären, ob schwer bekämpfbare Ungräser zu erwarten sind. Ist dies der Fall, so sollte die Behandlung zum Zeitpunkt des Durchstoßens bis 3 cm Keimblattlänge der Ungräser erfolgen. Zielt die Behandlung ausschließlich auf Unkräuter ab, sollten diese nicht über das 2­-Laubblattstadium entwickelt sein. Nachttemperaturen unter –3 °C kurz nach der Anwendung sind zu vermeiden. 10–14 Tage nach der Behandlung braucht es Temperaturen, die ein aktives Wachstum der Unkräuter und Kulturpflanze erlauben. Der überwiegende Anteil der im Herbst eingesetzten Wirkstoffe ist gering resistenzanfällig, was ein großer Vorteil gegenüber den Frühjahrsherbiziden ist. So werden auch Nachauflaufprodukte im Frühjahr hinsichtlich Resistenzausbildungen geschont. Bei größeren Unkräutern im Herbst ist die Zumischung von blattaktiven Produkten wie z.B. Express SX, Flame Duo oder Saracen erforderlich.

Gräserkorrektur

War der Einsatz bodenwirksamer Produkte im Herbst nicht möglich, oder wird eine Korrektur notwendig, so zeigen sich Herbsteinsätze von Axial 50 mit 0,9 l/ha als wirkungsvoll. Achtung: Axial 50 wirkt nicht gegen Trespen! Der Einsatz von Axial 50 kann auch bei kühlen Temperaturen erfolgen. Temperaturen von 5 °C am Anwendungstag und keine Nachtfröste unter –2 °C in den Tagen vor oder nach der Anwendung reichen hierfür schon aus. Die Ungräser sollten jedoch eine ausreichende Blattmasse ausgebildet haben. Doppelflachstrahldüsen sind bei einer Ungrasbekämpfung mit blattaktiven Produkten zu empfehlen. Die Wirkung tritt zuverlässig ein, kann jedoch mehrere Wochen auf sich warten lassen. Es gilt hier die Bekämpfungserfolge gezielt zu beobachten.

Notlösung Frühjahr

War eine Ungrasbehandlung im Herbst nicht erfolgreich oder möglich, so bleiben noch die Einsatzmöglichkeiten von Atlantis, Avoxa, Axial 50 oder Broadway zu einem zeitigen Termin im Frühjahr. Eine Frühjahrsungrasbekämpfung sollte aber eher als Korrekturmaßnahme betrachtet werden.
Werden Wurzelunkräuter im Herbst nicht erfasst, können sie im Frühjahr kostengünstig erfasst werden. Die
Erfahrungen zeigen auch, dass die Herbst-Produkte bei stärkerem Druck von Kornblume oder Klettenlabkraut Schwächen aufweisen. Sind diese zum Zeitpunkt der Herbstbehandlung schon aufgelaufen, so können blatt­aktive Produkte wie Express SX, Flame Duo oder Saracen eingesetzt werden. Gerade Klettenlabkraut lässt sich im Rühjahr noch relativ spät mit Produkten wie z.B. Tomigan 200 sicher und kostengünstig erfassen.

Tipp

Einen guten Überblick über die breite Produktpalette der Herbstherbizide kann man sich im Feldbauratgeber der Landwirtschaftskammern verschaffen.

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