AckerbauGetreideAktuelles vom Getreidemarkt

Aktuelles vom Getreidemarkt

Mais wird langsam knapp innerhalb der EU.
Quelle: Böck

Nachdem durch den Ausfall ukrainischer Lieferungen Mais in den südeuropäischen Schweinemast-Regionen Portugal, Spanien und Italien in den nächsten Wochen auszugehen droht, sehen sich diese Länder nun um alternative Maisquellen in Übersee um. In Houston sollen laut Agenturberichten bereits zwei Schiffe je 35.000 t Mais für Spanien und Portugal laden. Diese Einfuhren werden auch möglich, indem die EU-Kommission über eine Notverordnung kurzfristig und vorübergehend den Mitgliedstaaten freigestellt hat, für solche Importe die Grenzwerte für Pflanzenschutzmittel-Rückstände anzuheben. Diese Einfuhren müssen jedoch in den Empfängerländern verbleiben und dürfen nicht in andere Mitgliedstaaten verbracht werden.

Entspannung auch in Österreich

Die Ukraine hat ihre Exporte vom Schiff auf die Bahn verlagert.
Quelle: Böck

Wie es in heimischen Händlerkreisen heißt, entspannten derartige Einfuhren vor allem ins südliche Nachbarland aber auch die Versorgungslage in Österreich, indem kein zusätzlicher Sog von Italien her den Inlandsmarkt noch mehr leere. Zudem heißt es, Ungarn erteile nach der Verhängung einer Genehmigungspflicht für Ausfuhren strategischer Agrargüter wie Mais und Getreide diese Freigaben für bestehende Kontrakte und Lieferungen bis in den Mai hinein.

Wie die Ungarn mit Neuabschlüssen umgehen, ist noch nicht bekannt. Jedenfalls gestatte auch Serbien nach der Verhängung eines Exportstopps die Auslieferung zuvor abgeschlossener Verträge. Bulgarien hingegen, das keinen Exportstopp verlautbart hat, verschleppe notwendige Exportformalitäten. Bleibt die Situation so bestehen, könne dem Vernehmen nach in Österreich die Maisverarbeitung bis etwa Mitte Juni am Laufen gehalten werden. Würde auch die Abwicklung von “Altverträgen” blockiert, werde es Mitte Mai eng, und würden die Restriktionen überhaupt wieder aufgehoben, könne bei der Rohstoffversorgung der Anschluss an die neue Ernte gefunden werden.

Der Reigen der Exportbeschränkungen

Der Reigen von Exportbeschränkungen für Agrargüter setzt sich aber anderswo fort. Am Montagabend kündigte die russische Regierung an, temporär bis 30. Juni die Ausfuhr von Weizen, Mais, Gerste und Roggen sowie bis 31. August von Roh- und Weißzucker in die benachbarten Ex-Sowjetrepubliken der Eurasischen Union zu unterbinden. Russland soll begonnen haben, Exportverladungen zur Erfüllung bestehender Lieferverpflichtungen wieder aufzunehmen. Viele Länder scheuen sich aber wegen der Kriegswirren neue Käufe zu tätigen oder haben Handel und Transport russischer Exportwaren als Teil der Sanktionen eingestellt.

Umstieg auf die Bahn

Die Ukraine wiederum soll angesichts der Blockade ihrer Exporthäfen am Schwarzen Meer durch Russland beginnen, Getreide per Eisenbahn nach Rumänien zu transportieren und von dort aus zu verschiffen. Außerdem setzte die Regierung in Kiew Düngemittelexporte auf ihre Verbotsliste.

Argentinien erhöht die Exportsteuer auf Sojabohnen.
Quelle: Böck

Exportzölle von Russland

Russland hat bereits vor dem Überfall auf die Ukraine nach einer schwachen Ernte 2021 zum Schutz der Eigenversorgung und Eindämmung der Lebensmittelinflation ab Mitte Februar Exportquoten von 8 Mio. t Weizen für das verbleibende Wirtschaftsjahr 2021/22 verhängt und bremst die Ausfuhren zusätzlich mit einem Exportzoll von aktuell gut 78 Euro. Russlands Weizenexport hinkt in der laufenden Saison aktuell um 45 % hinter der Vorjahreslinie her. Von der Quote sollen noch etwa 6-6,5 Mio. t Weizen verfügbar sein. Die Restriktionen der bisher auch zollfreien Exporte in die Eurasische Union seien von Moskau wegen deren raschen Tempos zum Schutz der Eigenversorgung verhängt worden, wiewohl aber gleichzeitig Ausnahmen in Form von Lizenzen von Weizenlieferungen innerhalb der Quote gemacht würden.

Sojaimport wird teurer

In Argentinien soll eine Erhöhung der Exportsteuer auf Sojabohnen, -öl und -schrot von 31 auf 33% bevorstehen, nachdem die Regierung schon zuvor die Ausstellung von Exportlizenzen verzögert hat. Diese Maßnahme sorgte für heftige Proteste der Sojafarmer. Argentinien ist neben Brasilien und den USA einer der drei großen Sojalieferanten für den Weltmarkt – vor allem in Form von Schroten und Öl. Vom weltweit größten Produzenten von Palmöl, Indonesien, werden ebenfalls Exporteinschränkungen befürchtet.

Mehr Zucker zu Ethanol

Die Zuckerindustrie des weltgrößten Exporteurs Brasilien schraubt indes wegen der empfindlichen Erhöhung der Treibstoffpreise seine Produktion von Ethanol aus Zuckerrohr in die Höhe und die von Zucker hinab. Demnach sei in der zweiten Februarhälfte die Zuckererzeugung gegenüber dem Vorjahres-Vergleichszeitraum um mehr als drei Viertel zurückgefahren worden und die von Ethanol um fast ein Zehntel hinauf. Über das am 1. April 2021 begonnene Wirtschaftsjahr sei im Jahresvergleich insgesamt um fast 13% weniger Zuckerrohr verarbeitet worden, wobei die Zuckergewinnung um gut 16% und die von Ethanol nur um knapp 9% abgefallen sei. Das Verhältnis von Zucker zu Ethanol habe sich dabei zum Vorjahr von 46:54 auf 45:55 verschoben.

 

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