Bauernsprecher Hans MeisterBiomilch, zu wenig oder zu viel ?

Biomilch, zu wenig oder zu viel ?

Landwirt Karl Ketter ist Biobauer in Oberösterreich und sitzt im Ausschuss für Biolandbau der Landeslandwirtschaftskammer. Er schreibt mir:

„Ich werde häufig von Biobauern kontaktiert, wenn es darum geht irgendwelche Wünsche umzusetzen oder Probleme zu lösen. Im November vor zwei Jahren besuchte mich Herr B. und ersuchte mich um Unterstützung, damit er seine Milch (ca. 250 Tonnen) als Biomilch an die „Bergland“ Molkerei liefern kann. Wir formulierten zwei Anträge auf „Abholung von Biomilch“. Ein Antrag lautete auf Herrn B., der zweite auf meinen Namen (ca. 50 Tonnen). Beide Anträge wurden bei einem mir bekannten Vorstandsmitglied der „Bergland“ Molkerei übergeben und eingereicht.

Die Milch von Herrn B. wurde daraufhin ab Februar 2016 als Biomilch abgeholt – ich hingegen bekam im Juni 2016 einen Brief von der Berglandmolkerei, worin mir mitgeteilt wurde, dass mein Antrag aus „marktwirtschaftlichen Gründen“ abgelehnt wird.

Ähnlich ist die Situation jetzt bei zwei anderen, mir bekannten, Betrieben. Beide Betriebe haben auf Bio umgestellt und einen Antrag bei der Berglandmolkerei auf „Abholung von Biomilch“ eingereicht. Während der Betrieb W. eine positive Zusage erhielt, wurde der Betrieb U. (ca. 450 Tonnen) aus „marktwirtschaftlichen Gründen“ abgelehnt. Herr U. ist genauso wie ich in der Ortsbauernschaft nicht für den Bauernbund, sondern für den unabhängigen Bauernverband aktiv.

Die Vermutung, dass es sich hier um eine „politische Entscheidung“ handelt, scheint zumindest nicht gänzlich ausgeschlossen werden zu können.

Wir haben in Österreich eine Vielzahl von Wahlen betreffend diverser Obmänner, Vorstandsund Aufsichtsratsmitglieder verschiedener Genossenschaften, Vereine und anderer Organisationen. Dabei wird immer sehr sorgsam darauf geachtet, dass zumindest die Obmänner politisch auf der „richtigen Seite“ stehen.

Als Mitglied des Ausschusses für Biolandbau in der Landwirtschaftskammer Oberösterreich höre ich immer wieder, dass man zu wenig Biomilch hätte. Wie man daher gleichzeitig auf Biomilch verzichten kann, obwohl der Milchsammelwagen nur 500 Meter am Betrieb der Familie U. vorbeifährt, bei dem man pro Abholung 2.500 Liter Milch absaugen könnte, verstehe ich somit nicht.“

Bezüglich der abschlägigen Antwortschreiben mit ihrer kryptischen Begründung: „aus marktwirtschaftlichen Gründen“, habe ich mich mit der Geschäftsführung der „Berglandmilch“ in Verbindung gesetzt.

Ich bekam keine schriftliche Antwort, aber in einem Telefongespräch erklärte mir der Geschäftsführer Herr Dir. Braunshofer, dass die oben genannten Anträge der Biomilchproduzenten deshalb abgelehnt worden seien, da sie keine Mitglieder der „Bergland“ sind. Zudem habe die „Bergland“-Molkerei genug Biomilch und deshalb keinen zusätzlichen Bedarf. Bauernfunktionär Ketter behauptet dagegen, dass sehr wohl auch Nichtmitglieder Lieferverträge für Biomilch bekommen hätten.

Laut GF Braunshofer steht die „Bergland“ betreffend Biomilch auf der Bremse, auch um das Preisniveau nicht zu gefährden.

Warum trauen sich Molkereien ihren Bauern gegenüber nicht, in klaren Worten zu erklären, wenn etwas nicht geht, statt nur von „marktwirtschaftlichen Gründen“ zu schreiben?

Unklarheiten und Gerüchte kommen immer durch schlampige Kommunikation zustande – oberflächliche, vorverfasste Schreiben ohne Erklärung des Warum und Weshalb. Organisationen, die den Kontakt zu ihrer Basis verloren haben, sind diesbezüglich besonders anfällig. Als journalistischer Beobachter hat es für mich manchmal den Anschein, als ob Molkereigenossenschaften nicht wüssten, dass sie mit jedem E-Mail und jedem Brief, den sie an ein Mitglied senden, ihren Eigentümern gegenübertreten.

Sie wollen uns Ihre Meinung zum Thema sagen? Schreiben Sie uns:

hans.meister@landwirt-media.com, Tel.: 0043 316/821636-167, Fax: DW 151

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