Bauernsprecher Hans MeisterDarf man Tiere töten?

Darf man Tiere töten?

Darf man Tiere töten, um daraus Fleisch als Lebensmittel zu gewinnen? Der Landwirtschaftsminister von Schleswig-Holstein äußerte dazu bei einer Veranstaltung im Frühjahr in Berlin seine Bedenken.

„Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Dr. Robert Habeck attestierte der Tierhaltung aus ethischer Sicht ein grundsätzliches Rechtfertigungsproblem. Nach seiner Auffassung ist der Tierhaltung und der damit verbundenen Tötung von Tieren für Nahrungsmittelzwecke nämlich mit der reichlichen Verfügbarkeit alternativer Lebensmittel eine wichtige Begründung abhanden gekommen. Die Tierhaltung diene heute nicht mehr der Versorgung mit lebensnotwendiger Nahrung, so Habeck. Deshalb müssten die Halter eine neue und gesellschaftlich akzeptable Begründung für ihr Handeln liefern“, berichtete „Agra-Europe“.

Vor kurzem hat sich ein österreichischer Fernsehjournalist die Mühe gemacht und zusammengezählt, wie viele Krimis an einem Abend in den bei uns gängigsten Fernsehprogrammen laufen. Er zählte 61 Krimis an einem einzigen Abend.

Jeden Abend werden in Fernsehfilmen dutzende Menschen getötet. Das wird sehr realistisch und oft in seiner ganzen Qual gezeigt. Abend für Abend, Tag für Tag. Und niemand regt sich auf. Es ist ein riesiges, weltweites Geschäftsfeld. Fernsehanstalten und die Unterhaltungsindustrie leben maßgeblich davon.

Je grausamer und je mehr Blut, desto mehr Zuschauer. Gibt es einen wirksamen Verein zum Schutz der Familien vor exzessiver Gewalt in Fernsehfilmen?

Zeigt hingegen ein Dokumentarfilm das Schlachten von Nutztieren, gehen die Emotionen hoch. Gerade so, als würde es aus vorsätzlicher Böswilligkeit getan, als wüsste nicht jeder, dass jedes Schnitzel, jede Wurst, Fleisch eines getöteten Tieres ist.

Töten ist nicht schön. Oft zeigen Aufnahmen aus Schlachthöfen abschreckende Bilder und führen zu einer Abwehrreaktion. Noch immer ist vieles, was den Umgang mit Tieren betrifft, und auch im Tiertransport verbesserungsfähig. Dafür sollen und müssen wir uns einsetzen. Aber ebenso klar sollte sein, dass die Arbeit im Großteil der Schlachthöfe nach strengen gesetzlichen Vorgaben erfolgt und dass genau kontrolliert wird, um Tierleid zu vermeiden.

Trotzdem muss uns bewusst bleiben, dass Schlachten ein gewaltsamer Akt ist und bleibt. Am Ende steht immer der Tod des Tieres. Auf der anderen Seite steht die freudige Erwartung auf das Lebensmittel Fleisch. Das eine ist ohne das andere nicht möglich.

Tod, Sterben und Schlachten sind in unserer Wohlstandsgesellschaft tabuisiert. Gleichzeitig boomen Gewaltfilme und Videos, in denen Menschen vorsätzlich, gemein und brutal getötet werden.

Die Frage, die bleibt, ist, warum wir das tägliche, blutige Abschlachten von Menschen in Filmen aushalten, das Töten eines Schweines – zur Gewinnung von Lebensmitteln – jedoch nicht? Das eine wird eigentümlicher Weise als Unterhaltung begriffen, das andere als Belästigung. Dass jetzt auch die Notwendigkeit des Lebensmittels Fleisch selbst in Frage gestellt wird, ist nur der letzte Schritt einer schwer zu folgenden gesellschaftlichen Verrückungslogik.

Bei Naturvölkern wird ein besonderer Gast dadurch geehrt, in dem zu seiner Ehre ein Tier geschlachtet wird. Bis vor wenigen Jahren war schlachten auch bei uns auf der Mehrzahl der Bauernhöfe noch Selbstverständlichkeit. Erst überzogene Hygienebestimmungen und zunehmende Spezialisierung brachten diese Tradition mehr und mehr zum Verschwinden.

Beim Morden schauen wir im Fernsehen zu. Einschläfern gilt als ein Akt der Menschlichkeit. Aber korrektes Schlachten ist eine Sauerei, sozusagen Mord auf Bestellung. So verrückt eine Wohlstandsgesellschaft, in der keiner mehr weiß was Hunger ist, ihre Sichtweise.

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hans.meister@landwirt-media.com, Tel.: 0316/821636-145, Fax: DW 151

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