Bauernsprecher Hans MeisterDie Tür und Tor macht weit

Die Tür und Tor macht weit

Missverständnisse, Vorurteile und Ängste entstehen nicht von heute auf morgen. Sie entstehen durch eigene Wahrnehmung und werden von außen aufgebaut und geschürt. Jeder Lebensmittelskandal zerstört Vertrauen. Essen hat für alle Menschen eine exis tenzielle Bedeutung. Für die Mehrzahl sind Lebensmittel anonyme Erzeugnisse, umso wichtiger ist deshalb Vertrauen. Aber die Ängste und das gegenseitige Unverständnis zwischen den Lebensmittelerzeugern und den Verbrauchern nehmen zu.

Frau Klaudia, eine besorgte Konsumentin, schreibt mir: „Unsere Bauern spritzen was das Zeug hält. Geht man zu der Zeit, wo gespritzt wird, spazieren, ist der Gestank ätzend in den Atmungsorganen. Es wird jedes Jahr Mais angebaut, obwohl der immer mehr an Düngemittel verlangt. Die Landwirte schleppen tonnenweise Düngemittel und Pestizide auf ihre Felder, das wird dann den Schweinen verfüttert und gelangt durch die Nahrungskette in den menschlichen Organismus und erzeugt höchstwahrscheinlich Krankheiten wie Krebs. Und Sie, Herr Meister, wissen genauso wie ich, dass die deutschen Schweineproduzenten noch viel schlimmer sind. Tierleid ist an der Tagesordnung, bei den großen Schlachthöfen werden Tiere geschlachtet, die ungenügend betäubt sind. Puten werden zu Tode gequält, mit Fußtritten in die LKWs verfrachtet. Danke, aber dieses Fleisch will ich nicht essen. Bitte entschuldigen Sie mich, aber ich könnte die Wände hochgehen. Alles vergiftet von hinten bis vorne, nur um möglichst viel Profit zu machen.“

Auf der anderen Seite beschreibt ein Leser im Forum unter dem Kürzel „50 plus“ seine Sicht auf die Freizeitgesellschaft:

„Wir haben heute so viele persönliche Freiheiten und können auch damit nicht umgehen. Die Zahl jener, die keinen Sinn im Leben sehen, keine klaren Ziele verfolgen, steigt ständig. Man schlägt seine Zeit tot, verjubelt sein relativ leicht verdientes Geld unnütz, hat sich keine handwerklichen Tätigkeiten angeeignet und wäre im äußersten Notfall nicht imstande sein eigenes Leben durchzubringen, weil man gewohnt ist, essen zu gehen, putzen zu lassen und lieber mit drei Hunden spazieren zu gehen, anstatt die alte Oma im Heim zu besuchen. Man ist nicht einmal mehr imstande seine Freizeit zu verbringen, ohne einen Kurs besucht zu haben, wie man das richtig macht. Ein normaler Spaziergang tut es nicht, man muss dazu einen Walkingkurs besucht haben und die richtigen Stöcke und Kleidung kaufen.

Wie „geerdet“ sind wir und wie viel Hausverstand besitzen wir noch?“

Aufeinander zugehen

Diese beiden konträren Sichtweisen der jeweils anderen Seite zeigen eine Kluft: Da die dummen Giftmischer, dort die dummen Freizeitgenießer. Beides einseitig, Klischee und Ausdruck dessen, wie wenig man voneinander weiß und wie wenig man miteinander ins Gespräch kommt.

Weihnachten ist ein Fest der Familie und des Essens. Es wird gut und üppig aufgetischt. Dabei denkt kaum jemand an die Landwirte, die das alles möglich machen. Am Ende eines durchschnittlichen Menschenlebens stapeln sich auf dem Teller die Gerippe von 4 Rindern, 46 Schweinen, 4 Schafen, 46 Truthühnern, 12 Gänsen, 37 Enten und 945 Hühnern. Dazu verschlingen wir Tonnen an Gemüse und Obst.

Eine herzeigbare Leistung ist das, von beiden Seiten. Landwirte und Konsumenten sind aufeinander angewiesen. Wenn wir Regionalität ernst nehmen und jeder Landwirt sich seiner bedeutenden Rolle als landwirtschaftlicher Kommunikator in seinem unmittelbaren Bereich bewusst ist, wird mit jeder offenen Hoftür Verständnis wachsen. Die Weihnachtsfeiertage mit ihren Besuchen von Verwandten und Bekannten sind eine wunderbare Zeit, sich in lockerere Atmosphäre darin zu üben.

Frohe Festtage!

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hans.meister@landwirt-media.com, Tel.: 0316/821636-145, Fax: DW 151

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